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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Hunden beobachtet hatte: Er streckte die Vorderpfoten vor, senkte den Kopf und wedelte mit dem nach oben gereckten Schwanz: eine typische Aufforderung zum Spielen.
    Brees Zimmer hatte sich nicht verändert, seit sie mit sechs Jahren aus dem Kinderzimmer in ihr eigenes Zimmer übergesiedelt war. In die hintere Wand war ein kleiner Kamin eingelassen, der von zwei Bücherregalen flankiert wurde. Ihre Lieblingskinderbücher standen alle noch da: Ein Hund namens Lad; Die Chroniken von Narnia ; Philip Pullmans Dark-Materials-Trilogie und ein ganzer Packen Anne auf Green Gables -Bücher. Auf dem Himmelbett mit den gedrechselten Pfosten lag eine Patchworkdecke, die ihre Großmutter Annette als Taufgeschenk für sie angefertigt hatte. General hatte ihre Aktentasche und ihre Reisetasche unter den kleinen Schminktisch gestellt.
    Bree war zu müde, um ihr Kleid auszupacken und in den Schrank zu hängen. Nachdem sie sich die Schuhe abgestreift hatte, ließ sie sich aufs Bett sinken, zog sich, weil die Sonne ins Zimmer schien, gleich das Kopfkissen über den Kopf und fiel in einen tiefen Schlaf.
    Als sie erwachte, befand sie sich an einem Ort, an dem sie schon einmal gewesen war. Sie stand auf einem grünen Rasen, der so weich war, dass er sich wie Samt anfühlte. Esroch nach Blumen und Wasser, die Luft war vom Klang kristallener Glöckchen erfüllt. Bree breitete die Arme aus und ließ sich von der strahlenden Sonne bescheinen.
    Plötzlich hörte sie ein leises Zischen im Gras. Eine kalte Hand betastete ihr Fußgelenk. Der Gestank toten, verwesenden Fleisches stieg ihr in die Nase. Sie schrie auf  …
    Und erwachte schreiend und mit dem Gefühl, als würden ihre Füße von Händen umklammert. Sascha knurrte wütend. Bree bemühte sich mit aller Kraft, die Augen zu öffnen, aufzustehen, aus dem Zimmer zu fliehen – und fiel aus dem Bett auf den Fußboden.
    Sascha stupste Bree mit dem Kopf an und versuchte, sie hochzuschieben. Sie setzte sich langsam auf, lehnte sich gegen das Bett und schlang den Arm um Saschas Hals. Als sie wieder gleichmäßig zu atmen vermochte, sagte sie mit heiserer Stimme: »War das ein grässlicher Albtraum, Sascha.«
    Sie beugte sich nach vorn, um sich die Fußgelenke zu reiben, und riss sogleich die Hände zurück. Ihre Handflächen waren bis zum Handgelenk mit schleimigem Schmutz beschmiert. Entsetzt starrte sie ihre Hände an, schloss dann die Augen und atmete tief durch, um sich wieder zu beruhigen. Sascha stupste sie noch einmal an. »Der Professor hat gesagt, er werde Hilfe schicken, Sascha. Ich hoffe inständig, dass er das bald tut.«
    Bree biss die Zähne zusammen, rappelte sich hoch und klammerte sich an Saschas Halsband wie an einen Rettungsanker. Dann ging sie ins Badezimmer.
    Nachdem sie ausgiebig heiß geduscht hatte, um alle Spuren wegzuspülen, die die schmutzigen Hände auf ihrer Haut hinterlassen hatten, machte sie sich für dieParty fertig und setzte sich in den Schaukelstuhl neben dem Kamin. Dort saß sie noch immer, als ihre Mutter klopfte und ins Zimmer trat.
    »Nicht schon wieder dieses kleine Schwarze!«, rief Francesca bestürzt aus und hielt sich sogleich den Mund zu. »Ich meine, du siehst natürlich wundervoll aus, Schätzchen. Aber was ist denn aus dem hübschen roten Kleid geworden, das du vor ein paar Wochen bei deiner Einstandsfeier getragen hast? Darin hast du wie eine Königin ausgesehen.«
    Bree lächelte verkrampft. »Das ist noch in der Reinigung. Da ich erst in letzter Minute beschlossen habe zu kommen, hatte ich keine Zeit mehr, es abzuholen, Mama.«
    »Schade.« Ihre Mutter wuselte um sie herum. »Ich muss wirklich sagen, deine Frisur gefällt mir. Diese Zöpfe sind einfach großartig.« Sie lächelte Bree zärtlich an. »Aber manchmal vermisse ich doch die alte … Ich weiß ja, dass es vielleicht nicht so … profihaft wirkte, es lang und offen zu tragen. Aber es sah doch hübsch aus! Na ja. Bist du fertig? Soll ich jemanden mit einem Teller Sandwiches hochschicken? Oder willst du unten was vom Grill essen? Die ersten Gäste sind schon da.«
    Bree hakte sich bei ihrer Mutter ein. »Führ mich zum Grill. Ich kann den Duft schon von hier aus riechen.«
    Sie hatte mehrere Stunden geschlafen. Die Sonne ging bereits unter und tauchte den westlichen Horizont in ein orangefarbenes und zart malvenfarbenes Licht. Zwischen den Ästen der Platanen leuchteten weiße Lämpchen, und der Geruch nach Pulled Pork und Schweinegrieben ließ einem das Wasser im Munde

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