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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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»Ich muss los, sonst komm ich zu spät ins Theater. Bleib meinetwegen nicht extra auf.«
    Bree dachte an Miles und Bellum, die den Spiegel bewachten. »Das brauch ich ja glücklicherweise auch nicht.«
    Doch Antonia war schon zur Tür hinaus.
    Der Abend verlief ruhig, die Nacht ebenfalls, denn die Hunde an ihrer Schlafzimmertür sorgten dafür, dass Bree nicht von Albträumen heimgesucht wurde. Auch am nächsten Morgen war sie noch immer heiter gestimmt. Sie kam so früh ins Büro, dass selbst Lavinia noch nicht unten war. Sascha verschwand schnurstracks in der kleinen Küche, während Miles und Bellum sich unter dem unheilverkündenden Gemälde mit dem Titel Der Aufstieg des Kormorans postierten. Als Bree auf das sinkende Schiff und die Arme der Ertrinkenden starrte, die sich aus dem brodelnden Meer emporreckten, schöpfte sie zum ersten Mal ein wenig Hoffnung. Die Szene auf dem Bild hatte sie in ihrer Kindheit oft verfolgt und ihr in unzähligen Nächten Albträume beschert, aus denen sie häufig schreiend erwacht war. »Und wenn dieser Vogel aus dem Bild kommt, um mich zu holen, dann werdet ihr zwei ihn beißen, nicht wahr?«
    Miles sah sie mit seinen ernsten gelben Augen blinzelnd an.
    Bree betrachtete das Gemälde, ohne Angst zu bekommen. Oder fast, ohne Angst zu bekommen. Auf dem Schiff stand eine Gestalt, deren Gesicht sie zu gern gesehen hätte. Es war die helläugige, dunkelhaarige Frau, die sie geboren hatte und ein paar Tage später gestorben war, nachdem sie Bree an Francesca und Royal übergeben hatte.
    Die Hunde knurrten, was sich wie das unterirdischeGrollen eines Erdbebens anhörte. Bree drehte sich blitzschnell um. Ihr Sekretär und die juristische Hilfskraft standen in der Eingangshalle.
    »O mein Gott«, sagte Ron.
    »Nicht bewegen, liebe Bree«, sagte Petru und hob seinen Stock, als wäre er eine Waffe. »Ich werrde sie abwehren. Wo ist denn Sascha?«
    »In der Küche«, gab Bree munter zurück. »Ich dachte, Sie würden diese zwei hier kennen. Miles und Bellum.«
    » Krieg und Soldat «, übersetzte Petru, der natürlich Latein verstand. »Und wo kommen die her?«
    Ron schob sich vorsichtig ins Zimmer. »Oje«, sagte er verdrossen. »Ich kann mir schon denken, wo die herkommen. Armand hat sie kommen lassen, stimmt’s?«
    »Sie kennen die beiden nicht?«, fragte Bree überrascht. »Sie sind ihnen noch nie begegnet?«
    »Es ist etwas passiert«, stellte Petru mit düsterer Miene fest. »Etwas Schlimmes, fürrchte ich.«
    »Alles in Ordnung«, sagte Bree zu den Hunden. »Still jetzt, ihr zwei.« Das Grollen verstummte. »Kommen Sie bitte in mein Büro«, forderte Bree die beiden Männer auf und ging voran, um sich hinter ihren Schreibtisch zu setzen. Petru hinkte ihr hinterher und nahm auf dem einzigen anderen Stuhl Platz. Ron hockte sich auf die Kante des Schreibtischs. »Freitagabend bin ich nach Melrose gefahren. Lavinia hatte Striker benachrichtigt, um ihm mitzuteilen … « Bree machte eine Pause und biss sich auf die Lippe.
    » … dass jemand die Brücke überquert hat«, beendete Ron den Satz. »Aber wer?«
    »Vermutlich Josiah«, erwiderte Bree. »Jedenfalls schlug jemand vor – ich glaube, es war Archie –, diese beiden Burschen zum Schutz zu holen, und da sind sie nun.« Sie rieb sich den Nacken. »Es verblüfft mich ein bisschen, dass Sie beide nichts davon wissen.«
    »Also … wir hatten keine Ahnung«, maulte Ron. »Ehrlich nicht. Sie müssen wissen, Bree, dass in unserer Organisation Informationen immer nur an bestimmte Personen weitergegeben werden. Darüber rege ich mich schon seit Jahrhunderten auf.«
    »Das ist äußerrst betrrüblich«, sagte Petru mit finsterer Miene. »Natürrlich gibt es eine Hierarchie. Das wissen wir alle. Aber ich hätte mich gefreut, wenn man mirr Bescheid gesagt hätte.«
    »Also, dass Ihnen niemand Bescheid gesagt hat, überrascht mich gar nicht«, entgegnete Ron. »Aber ich bin ziemlich verwundert, dass niemand es für nötig gehalten hat, es mir zu sagen.«
    »Na, jetzt wissen Sie ja beide Bescheid. Weitere Diskussionen erübrigen sich also«, sagte Bree in forschem Ton. »Wir sollten uns lieber um unseren Fall kümmern. Um unsere zwei Fälle. Und ich persönlich fühle mich wesentlich sicherer, seit diese beiden hier aufgekreuzt sind.« Sie klopfte mit ihrem Kugelschreiber auf die Schreibtischplatte. »Wir haben eine Menge zu tun, und uns läuft die Zeit davon. Cordelia Eastburn treibt Lindseys Fall mit aller Entschiedenheit voran. Da

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