Anwältin der Engel
Da wir diese ganzen Unannehmlichkeiten hatten.«
»Darf ich fragen, um wie viel es sich handelt?«
Shirley lächelte. »Eine halbe Million Dollar.«
Bree hatte schon vor Langem gelernt, bei ihrer beruflichen Tätigkeit keine Miene zu verziehen. Jetzt entgleis ten ihr jedoch fast die Gesichtszüge. »Eine halbe Million Dollar?«
»Das werden wir anlegen, Luis und ich. Manche Leute geben ihren Job auf und kaufen sich schicke Autos, wenn sie in der Lotterie gewinnen. Wir nicht. Wir bringen das Geld auf die Bank, damit alle Kinder auf eine gute Schule gehen können. Und vielleicht kaufen wir uns auch ein größeres Haus, mit vier oder fünf Schlafzimmern.«
Bree verschränkte die Hände im Nacken und presste ihren Kopf dagegen. »Verstehe«, sagte sie.
»Aber wir dürfen niemandem was davon erzählen. Und wir dürfen auch unsere Jobs nicht kündigen, damit es nicht so aussieht, als seien wir plötzlich reich geworden.« Sie lächelte strahlend. »Aber das sind wir.«
»Ja. Danke, dass Sie mir das mitgeteilt haben, Mrs. Chavez.«
»Da Sie die Anwältin der Familie sind, ist es doch sicher okay, dass ich Ihnen das verraten habe, oder?«
»Natürlich. Ich würde Ihnen allerdings empfehlen, es sonst niemandem zu erzählen.«
»Nein, nein«, erwiderte Shirley betreten. »Nur ein paar Leuten, die ganz bestimmt dichthalten werden.«
»Klar.« Bree stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich habe nur noch ein paar Fragen an Sie. Sie kannten Lindsey schon vom Sehen, als sie Sophie bestohlen hat?«
»O ja. Sie ist immer in unser Geschäft gekommen. Wirwussten alle, wer sie ist. Die Tochter vom großen Boss. Vom Oberboss.«
»Kam sie aus einem bestimmten Grund in das Geschäft?«
Shirley wandte den Blick ab und rieb sich mit der Hand über die Lippen.
»Wollte sie vielleicht ihren Freund Chad Martinelli besuchen?«
»Ach, den«, sagte Shirley. Sie beugte sich vertraulich vor. »Es hieß, dass seine Eltern und ihre Eltern sich in die Haare geraten sind. Weil ihre Eltern meinten, dass Chad einen schlechten Einfluss auf sie ausübte.«
»Und? Stimmt das?«
Shirley stieß ein Schnauben aus. »Na, und ob! Haben Sie eine Ahnung, wie oft schon Sachen aus unserm Lager gestohlen worden sind?«
»Aus Ihrem Lager?«
»Ja. Das ist riesig, wissen Sie, und gehört zum Forschungszentrum, das ein Stück hinter dem Geschäft liegt. Dort lagern alle möglichen Medikamente, Unmengen davon. Seit unser Geschäft diese Billigprodukte anbietet, kommen die Leute aus dem ganzen Staat Georgia zu uns, um hier ihre Rezepte einzulösen. In den vergangenen sechs Monaten ist ungefähr einmal in der Woche im Lager eingebrochen worden.«
»Einmal in der Woche!«, wiederholte Bree verblüfft. »Aber davon weiß die Polizei doch gar nichts. Und in den Zeitungen hat auch nichts darüber gestanden. Oder?«
Shirley schüttelte den Kopf. »Der Alte … Probert … wollte nicht, dass was davon bekannt wird.« Sie riebDaumen und Zeigefinger aneinander. »Geld regiert die Welt, Miz Beaufort. Und Mr. Probert dachte wahrscheinlich, wir könnten den Dieben selbst das Handwerk legen. Deshalb wurden die Cops nicht geholt. Es gab nur jede Menge Extrasicherheitsmaßnahmen. Und die Bosse haben in den Angelegenheiten der Angestellten rumgeschnüffelt.«
»Und Chad Martinelli gehört zu denen, die sie sich genauer angesehen haben?«
Shirley verdrehte die Augen. »Wer weiß? Aber ich habe da so meine Vermutungen.« Sie beugte sich vor und fuhr im Flüsterton fort. »Ich bin nämlich seine Springerin.«
»Wie bitte?«
»Seine Springerin. Bei der Verwaltung des Warenlagers, wissen Sie. Im Geschäft werden wir alle für zwei oder drei verschiedene Tätigkeiten ausgebildet, sodass der eine für den anderen einspringen kann. Dieser Chad meldet sich zwei, drei Mal im Monat krank. Dann überprüfe ich für ihn die Lieferungen. Und wissen Sie, was ich dabei entdeckt habe? Die letzten drei Einbrüche ins Lager passierten immer an den Tagen, nachdem die Con tainer aus China angekommen waren. Als hätten die Diebe das vorher gewusst. Und der Einzige bei uns, der darüber Bescheid weiß, das ist der Leiter des Waren lagers, also Chad. Und ich. Das habe ich auch schon … « Sie verstummte und blickte verwirrt drein. »Ist ja egal«, murmelte sie.
»Was nehmen die Diebe denn so mit?«, fragte Bree. »Irgendwelche bestimmten Sachen? Ich meine, sie können doch nicht einfach mit einem Lastwagen vorfahren und das ganze Lager mitgehen lassen.«
»Nein«, erwiderte Shirley
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