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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Haus und das Bürogebäude stammten aus der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Beide waren aus Backstein erbaut und hatten weiße gotische Verzierungen sowie kleine Fenster mit Mittelpfosten. Bree parkte, stieg aus und wandte sich an die Hunde. »Ihr drei bleibt im Auto, ja? Nicht dass ihr herumstreunt und Leute erschreckt!«
    Sie nahm sich ihre Aktentasche, wobei ihr der ziem lich wirre Gedanke durch den Kopf schoss, dass Abel – falls sie ihm überhaupt begegnen sollte –dadurch sofort sehen würde, dass sie beruflich hier war. Die Jalousie an einem der Bürofenster bewegte sich, als hätte jemand sie beobachtet. Gleich darauf kam eine kleine, muskulöse Frau zur Tür heraus und stapfte die Treppe herunter. Sie trug Jeans, grüne Gummistiefel und ein Flanellhemd. Sie hatte kurzes, borstiges Haar und ein aggressiv wirkendes Kinn. Missy Trask. Und sie hatte sich überhaupt nicht verändert. Bree hatte sie damals zwar nicht sonderlich gut gekannt, doch ihr Aussehen vergaß man nie. »Ich kaufe nichts!« Sie kam mit zusammengekniffenen Augen auf Bree zugewalzt und blieb plötzlich stehen. »Mein Gott! Bree Beaufort! Dich habe ich seit Jahren nicht gesehen.«
    »Mindestens zehn«, erwiderte Bree. »Damals war ich zum Jagdball hier.«
    Missys Blick glitt an Bree vorbei zu den Hunden, die sich interessiert umsahen. »Und was zum Teufel ist das?«
    »Meine Hunde«, erklärte Bree. »Die sind ganz ruhig und brav. Ich lass sie im Auto.«
    Missy spähte so angestrengt in den Wagen, dass ihre Augen fast zwischen den Speckfalten verschwanden. »Zu was für einer Rasse gehören denn die beiden großen Schwarzen da?«
    »Neufundländer«, sagte Bree aufs Geratewohl. »Die nettesten Hunde auf Erden.«
    »Neufundländer. Ich lach mich ja kaputt«, entgegnete Missy und sah Bree durchdringend an. »Und was führt dich her?«
    Bree erklärte, dass sie mit Shirley Chavez sprechen müsse, und gab Missy ihre Visitenkarte.
    »Rechtsanwältin«, sinnierte Missy, um dann in strengem Ton hinzuzufügen: »Du bist mit Cissy Carmichael verwandt.«
    »Das ist die Schwester meiner Mutter.« Für den Fall, dass dies noch nicht ausreichte, setzte sie hinzu: »Meine Tante.«
    »Die Winston-Beauforts. Abel hat vor ein paar Jahren eure Baumwollplantage geleitet. Jetzt fällt mir alles wieder ein.« Sie warf Bree einen vielsagenden, äußerst frostigen Blick zu.
    »Stimmt.«
    »Na ja. Jedenfalls schön, dich wiederzusehen.« Sie streckte die Hand aus, und Bree schüttelte sie. Missys Hand war hart und schwielig, die ziemlich schmutzigen Nägel kurz geschnitten. Sie hatte kleine hellbraune, stechende Augen. »Bist du gekommen, um Abel zu besu chen?«, fragte sie in abweisendem Ton.
    »Nein!«, erwiderte Bree heftiger als beabsichtigt. »Ich dachte, ich hätte eben schon erwähnt, dass ich an einem Fall arbeite. Ich vertrete Lindsey Chandler, und eine der Zeuginnen des Vorfalls, um den es geht, arbeitet für euch. Shirley Chavez, wie gesagt.«
    »Shirley? Ja, die ist Stallhilfe. Halbtags. Und außerdem eine gute Arbeiterin« Ihr Gesicht war wettergegerbt wiebei allen Menschen, die im Freien arbeiten. Die Falten um ihre Augen vertieften sich noch, als sie Bree von oben bis unten musterte. »Die arme kleine Sophie! Bloß weil sie Kekse verkauft hat, ist eine Horde rotzfrecher Mädchen über sie hergefallen! Was willst du von Shirley?«
    »Ich fürchte, das kann ich nur ihr selbst sagen. Falls du nichts dagegen hast, dass ich sie ein paar Minuten von der Arbeit abhalte.«
    »Oh, ich hab nichts dagegen.« Sie warf einen Blick auf Brees Lederpumps. »Deinen Schuhen wird das allerdings nicht gut bekommen, aber für euch Rechtsanwälte gehört so was ja sicher zum Alltag, oder?« Dann drehte sie sich um und stapfte in Richtung Stall.
    Trotz ihrer kurzen Beine hatte Missy Trask einen derart forschen Schritt am Leib, dass Bree fast rennen musste, um mit ihr mitzuhalten.
    Die Stallungen bildeten ein Quadrat, das einen gepflasterten Hof umschloss. Die Gebäude waren alle eben erdig, mit Ausnahme eines Mansardendachbaus, in dem das Heu aufbewahrt wurde. In jedem der Gebäude befanden sich zwanzig Pferdeboxen mit quergeteilten Türen, die sich zum Hof öffneten. Die oberen Hälften der Türen standen auf. Etwa die Hälfte der Boxen war belegt, sodass Bree an einer Reihe nickender brauner, grauer, schwarzer und rotbrauner Köpfe vorbeikam, während sie Missy zum hintersten Gebäude folgte. Einige Arbeiter misteten geradeaus und luden den mit Stroh vermischten Dung

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