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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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verflüchtigt. »Tja«, sagte Carrie-Alice und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »George und Kath sind mit Lindsey in die Sechs-Uhr-Vorstellung im Multiplex gegangen. Sie müssten also bald zurückkommen. Ich habe mit dem Abendessen auf sie gewartet. Was Lindsey angeht, so werden wir, denke ich, tun, was sie will.« Sie hob den Kopf, als von der Haustür her Ge räusche zu hören waren. »Da sind sie«, sagte sie mit offenkundiger Erleichterung. »Jetzt können wir die Sache hinter uns bringen.«
    Die zwei älteren Kinder Probert Chandlers kamen insZimmer. George sah genauso aus wie der junge Harry Truman, inklusive Nickelbrille und freundlichem Lächeln. Katherine war pummelig und unscheinbar, hatte weiches braunes Haar und trug unelegante, dafür aber zweckmäßige Schuhe. Sie hatte einen äußerst gut geschnittenen Hosenanzug an.
    Beide wirkten besorgt.
    »Wo ist Lindsey?«, fragte Carrie-Alice.
    »Wir hatten gehofft, dass sie hier ist.« George sah sich im Wohnzimmer um. »Ist sie aber nicht, oder?«
    Katherine ließ sich mit einem ärgerlichen Ächzen in einen Sessel fallen. »Wir haben das ganze verdammte Multiplex nach ihr abgesucht, Mutter. Als wir es dann endlich aufgegeben haben und nach Hause fahren wollten, stellten wir fest, dass sie auch noch das Auto genommen hatte. Und an ihr Handy geht sie auch nicht.«
    »Sie ist mitten in der Vorstellung aufgestanden, um aufs Klo zu gehen, und nicht wiedergekommen«, erklärte George. »Kath ist ihr nachgegangen, konnte sie aber nirgendwo finden.« Er beugte sich vor und nahm sich einen Cracker vom Tablett. »Also mussten wir ein Taxi nehmen. Hat mich achtzig Dollar gekostet.«
    »Weit kann sie nicht gekommen sein«, sagte Bree. »Sie trägt doch immer noch die elektronische Fußfessel, oder?«
    »Daran habe ich gar nicht gedacht!«, erwiderte George. Er machte ein finsteres Gesicht. »Was sollen wir denn jetzt machen? Die Polizei anrufen?«
    »Noch mehr Polizei«, jammerte Katherine. »Das halt ich nicht aus!«
    »Wenn sie den zulässigen Signalbereich verlassen hat,wird die Polizei sie aufspüren«, sagte Bree. »Sie stellt kein erhöhtes Sicherheitsrisiko dar. Wenn sie das täte, hätte die Polizei Sie inzwischen längst kontaktiert. Aber es wäre in der Tat eine gute Idee, die Polizei anzurufen. Ich nehme an, Sie wollen doch, dass sie hierher zurückgebracht wird? Oder etwa nicht?«
    »Wäre es denn auch möglich, dass man sie in der Stadt festsetzt?«, fragte Katherine. Die drei Chandlers sahen einander vielsagend an. »War nur ein kleiner Scherz«, fuhr Katherine fort. »Natürlich wollen wir sie hier haben. Hier ist doch ihr Zuhause.«
    Bree nickte. Sie holte ihr Handy heraus und wählte aus dem Gedächtnis die Nummer des Polizeireviers. »Sie haben sie sozusagen auf dem Radar«, sagte Bree nach Beendigung des Telefonats. »Dürfte nicht lange dauern.«
    »Das ist übrigens Miss Winston-Beaufort«, stellte Carrie-Alice Bree mit einiger Verspätung vor. »Sie ist hier, weil die Staatsanwaltschaft bereit ist zu verhandeln oder etwas auszuhandeln oder so was in der Art. Kann sein, dass es doch keinen Prozess gibt.«
    »Dann hat die Eastburn also Vernunft angenommen«, sagte George. »Sehr schön.«
    Bree musterte ihn. Sie hatte viele Fragen an Mr. George Tyburn Chandler. »Hatten Sie etwas damit zu tun, Mr. Chandler? Mit diesem plötzlichen … « Sie suchte nach einem unverfänglichen Ausdruck. » … Entgegenkommen seitens des Staates?«
    »Ich?« Er wich ihrem Blick aus. »Nun, es hat in der Zentrale einige Diskussionen darüber gegeben, wie man diese Sache angehen kann. Ich wollte schließlich nicht, dass meine kleine Schwester in den Knast kommt.«
    Der Slangausdruck wirkte bei ihm so deplatziert wie ein schlecht sitzender Anzug.
    »Diese Diskussionen scheinen jedenfalls schon Früchte getragen zu haben«, stellte Bree trocken fest. »Ich glaube, wenn wir die Staatsanwaltschaft ersuchen, die Anklage fallen zu lassen, weil Lindsey bereits in Haft war, wird dem Ersuchen stattgegeben.«
    »Was ist mit dieser Eskapade heute Abend?«, fragte Katherine und nahm sich ebenfalls einen Cracker. »Sie hat doch damit gegen die Bewährungsauflagen verstoßen – oder?«
    »Das werden wir sehen«, sagte Bree. »Aber ich glaube nicht, dass die Staatsanwaltschaft sonderlich erpicht darauf ist, die Sache weiterzuverfolgen.«
    »Sie ist auch noch wegen einer anderen Sache hier«, schaltete Carrie-Alice sich ein. »Bei der es um euren Vater geht.«
    »Um Dad?«

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