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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Sie würde eine hervorragende Gouverneurin abgeben. Aber sie warzu gewieft, um wegen eines so geringfügigen Falles den Kopf zu riskieren ­ was Bree ihr nicht verdenken konnte.
    Sie ließ den Rest ihres Weißweins stehen. Es war schon fast sieben Uhr, sie hatte noch nichts gegessen und musste noch bei den Chandlers vorbeifahren, um mit Lindsey und ihrer Mutter über die Absprache zu reden.
    Und vielleicht auch, um eine Klientin zu gewinnen, die ihre Nachforschungen zu Proberts vorzeitigem Ableben zu offiziellen machen würde.

Was ist Geschehen anderes als die Veranschaulichung von
Persönlichkeit?
Henry James, Die Kunst der Dichtung
    »Sie glauben, mein Mann sei ermordet worden?« Carrie-Alice blickte leicht angewidert drein, etwa so, als hätte sie gerade Ameisen in ihrem Wäscheschrank entdeckt. »Davon hat bisher aber niemand was gesagt.«
    »Ein Augenzeuge hat sich gemeldet.«
    »Jetzt? Nach all der Zeit? Warum denn das?«
    »Vermutlich um sein Gewissen zu beruhigen.« Bree zögerte, um dann lächelnd hinzuzufügen: »Sehen Sie es einfach so, als hätte hier ein guter Engel gewaltet.«
    Carrie-Alice erhob sich und ging erregt im Zimmer auf und ab. Bree hatte sie, nachdem sie von dem Dienstmädchen eingelassen worden war, im nahezu dunklen Wohnzimmer vor dem Fernseher vorgefunden. »Ich kann es nicht glauben. Ich kann es einfach nicht glauben.« Carrie-Alice hatte eine Lampe an- und den Fernseher ausgeschaltet, sodass im Zimmer Halbdunkel herrschte. Die Freesien in der Vase auf dem Kaminsims waren verwelkt und erfüllten die Luft mit einem leicht fauligen Geruch. Sie nahm ein gerahmtes Familienfoto in die Hand, das sich auf dem Couchtisch des Wohnzimmers befand. Auf diesem Foto stand Carrie-Alice neben ihrem Mann, umgeben von ihren drei Kindern. »Ich nehme an, dass das jetzt auch in den Nachrichten breitgetreten wird, genau wie diese Sache mit Lindsey.« Sie legte das Foto mit der Vorderseite nach unten auf den Tisch. »Warum lässt man uns denn nicht in Ruhe?«
    Bree machte sich nicht die Mühe, darauf hinzuweisen, dass der eine Grund dafür gewiss der schwindelerregende Reichtum der Familie war, der andere aber Lindseys provokantes Verhalten.
    »Tja, ich weiß nicht recht, was Sie jetzt von mir erwarten«, fuhr Carrie-Alice mit einem genervten Seufzer fort. »Ermordet. Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn.«
    »Die Staatsanwaltschaft ist bereit, sich mit der Sache zu befassen, vorausgesetzt, wir können genug Beweismaterial vorlegen. Im Augenblick ist das jedoch noch nicht der Fall. Ich meine, wir verfügen zwar über Beweismaterial, aber das ist nicht zulässig. Ich hätte gern Ihre Erlaubnis, die Dinge ein bisschen weiter voranzutreiben.«
    Carrie-Alice kaute an ihrer Unterlippe herum. »Ich wüsste nicht, wem es nützen könnte, wenn in der Vergangenheit herumgestöbert wird.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem grimmigen Lächeln. »Probert ganz sicher nicht.« Sie zögerte einen Moment. »Meine Kinder sind hier. George und Kath, meine ich. Ich habe sie gebeten, eine Weile nach Hause zu kommen. Diese Sache mitihrer Schwester hat mich völlig ausgelaugt. Vielleicht sollten Sie mal mit ihnen darüber sprechen, obwohl ich nicht glaube, dass das irgendetwas an der Sachlage ändert.« Sie blickte sich in dem großen Wohnzimmer um, als hätte sie ihre drei Kinder irgendwo verlegt. »Sie sind gerade mit ihr ins Kino gegangen.«
    »Mit Lindsey? George und Katherine sind mit Lindsey ins Kino gegangen?« Bree war so aufgebracht, dass es ihr schwerfiel, höflich zu bleiben. Am liebsten hätte sie Carrie-Alice bei den Schultern gepackt und durchgeschüttelt. Sie hoffte, dass das nicht herzlos von ihr war. Die Frau war seit Kurzem Witwe und musste sich ständig damit auseinandersetzen, dass ihre Familie im Blickpunkt der Öffentlichkeit stand. Vielleicht war das alles auch einfach zu viel für sie. Vielleicht erklärte dies, warum sie so unbeteiligt wirkte. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht dachte sie, ihr Sohn und ihre ältere Tochter hätten etwas mit dem Mord zu tun. Es wäre schließlich nicht das erste Mal. Man denke nur an die Brüder Menendez. Das Einzige, was Bree mit Sicherheit wusste, war, dass Carrie-Alice Chandler schwer zu durchschauen war.
    »Ja. Lindsey hat sich darüber beklagt, dass sie ständig eingepfercht sei. Von all ihren Freundinnen hat nur Madison sie besucht. Und ich glaube, Madison ist vor allem deshalb vorbeigekommen, weil Andrea darauf bestanden hat«, fügte sie mit unerwartetem

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