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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Autopsiebericht angesehen.« Sie griff in ihre Aktentasche und holte das Blatt heraus, auf dem Chandlers Verletzungen aufgeführt waren. »Er ist an einem Schädelbruch gestorben, wahrscheinlich nachdem er mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe geprallt war. Wahrscheinlich. Es wird zumindest angedeutet, dass es noch einen zweiten, härteren Schlag gegeben haben könnte, der ihm das Gehirn zerschmettert hat.«
    »Ein Auto, das in eine Schlucht stürzt, würde sich doch sicher mehrmals überschlagen.«
    »Und sein Kopf hat zweimal an derselben Stelle einen Schlag abbekommen?«
    »Er war doch angeschnallt, oder?«
    »Laut Polizeibericht nicht. Aber ­ und das ist ein sehr wichtiges Aber ­ auf seiner Brust gab es Abschürfungen, die nur von einem Sicherheitsgurt stammen können. Er war also angeschnallt, als er von der Straße abkam. Und dann hat ihn jemand losgeschnallt und ihm mit einem schweren, rundlichen Gegenstand eins auf den Kopf gegeben.«
    »Die Verletzungen könnten auch vom Armaturenbrett stammen.«
    »Oder von einer großen Taschenlampe.«
    »Könnte sich der Sicherheitsgurt bei dem Unfall nicht geöffnet haben?«
    »Sie wissen selbst, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass so etwas passiert. Praktisch gleich null, es sei denn, der Verschluss war defekt. Und das war er nicht. Das Auto war ganz neu. Und in den Berichten findet sich nichts über irgendwelche Beschädigungen, die den Mechanismus des Sicherheitsgurts ausgelöst haben könnten. Außerdem waren an Chandlers Hosen Grasflecken.«
    »Die können von sonst wo stammen, schließlich hat er an jenem Nachmittag Golf gespielt.«
    »Das können wir natürlich nachprüfen.«
    »Hm.« Cordy dachte eine Weile nach. »Sie glauben also, an der Sache ist wirklich was dran?«
    »Ja.«
    »Und dieser Augenzeuge. Ist er bereit auszusagen? Gibt es jemanden, der bestätigen kann, was er beobachtet hat?«
    »Auf beide Fragen lautet die Antwort nein. Jedenfalls vorerst. Aber ich glaube, wenn ich weiter Nachforschungen anstelle, bekomme ich so viel Beweismaterial zusammen, dass ein richtiger Fall daraus wird.« Bree zögerte. »Es gibt da nämlich noch etwas anderes. Eine große Sache, wenn auch vielleicht nicht so groß wie ein Mord. Eigentlich wollte ich Ihnen heute Abend davon erzählen, aber angesichts der Umstände ist es vielleicht besser, wenn ich es erst mal lasse.«
    »Umstände? Was denn für Umstände?«
    »Jemand übt Druck auf Sie aus, Cordy. Deshalb behalte ich das Ganze lieber für mich, bis ich eine Wagenladung voller harter Fakten habe.«
    »Soll mir recht sein. Ergehen Sie sich ruhig weiterhin in solchen geheimnisvollen Andeutungen.« Cordy legte den Kopf auf die Seite und musterte Bree. »Und wer ist Ihr Klient? Die Witwe?«
    »Das darf ich im Augenblick noch nicht verraten.«
    »Aber offensichtlich hat jemand Sie beauftragt, die Staatsanwaltschaft auf den Mordfall aufmerksam zu machen. Jemand, der … sagen wir mal … ein Interesse am Ergebnis der Untersuchung hat. Wer war das? Die Witwe?«
    »Das darf … «
    »Ja, ja, ja. Sehen Sie sich bloß vor, Miss Bree. Sollten Sie Beweise für ein Verbrechen von dieser Größenordnung finden, dann könnten mich alle Gouverneure der Vereinigten Staaten von Amerika nicht davon abhalten, die Sache weiterzuverfolgen. Ups. Vergessen Sie, was ich eben gesagt habe.«
    Also steckte der Gouverneur dahinter. Sieh da, sieh da. Bree lächelte. Cordy hatte ihren vermeintlichen Versprecher gut hinbekommen.
    »Ich muss noch zu einem Treffen in der Kirche.« Cordy hängte sich ihre Handtasche über den Arm und schlängelte sich aus der Essnische. »Kennen Sie Sam Hunter von der Polizei? Natürlich tun Sie das. Der Mann ist ja so hingerissen von Ihnen.« Als Cordy Brees verdrossenen Gesichtsausdruck sah, brach sie in Kichern aus. »Sie wissen doch, wie es in einer kleinen Stadt wie der unseren zugeht, Miss Bree. Aber er ist ein guter Polizist. Hab ich zumindest gehört. Und ziemlich diskret. Vielleicht sollten Sie mit all Ihren Fragen und Vermutungen mal zu ihm gehen.«
    »Danke. Werd ich möglicherweise auch tun.«
    »Und sobald Sie etwas herausfinden, das ich vor Gericht verwenden kann, möchte ich es unbedingt erfahren. Schnellstens.«
    »Abgemacht.«
    Cordelia nahm sich beim Verlassen des Restaurants Zeit. Sie machte an der Bar halt, schüttelte ein paar Hände und blieb bei dem einen oder anderen Tisch stehen, um schließlich, eingehüllt in eine Aura von Goodwill und Entschlossenheit, zur Tür hinauszugehen.

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