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Anwaltshure 3

Anwaltshure 3

Titel: Anwaltshure 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Carter
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wenig wie MacNeill zuvor.
    »Lungerst du immer hinter den Türen herum?«, giftete ich ihn an, denn ich schämte mich für meine heftige Reaktion.
    »Ja. Aber nur, wenn ich lausche«, gab er säuerlich von sich. Er zündete sich eine Zigarette an und nahm sich dann eine Tasse Kaffee. Seine vom Schnee feuchte Jacke hatte er auf einen der Stühle geworfen. Er setzte sich neben MacNeill und damit mir gegenüber hin, wodurch ich wirkte, wie die Verbrecherin vor ihren beiden Anklägern.
    Seine Blicke waren offen auf mich gerichtet, als warte er auf die alles klärende Aussage, wobei eine gewisse Herausforderung in seinen Zügen lag. Aus irgendeinem Grund schien er die Konfrontation mit mir zu suchen. Ebenso wie das Kampf-Wiesel. Hinter alledem musste – zumindest für meine Begriffe – diese Laura stehen. Gewiss wusste sie, dass ich im Schloss war und sie wusste sicherlich auch, was die Pläne der »Avengers« mit mir waren.
    »Also ... was soll ich tun?«, gab ich genervt von mir.
    Derek machte einen tiefen Zug und kniff dabei die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Dann tupfte er die Glut in den Unterteller seiner Tasse. »Du sollst an diesem Wochenende Bradford verführen, ihn um den Verstand bringen. Das kannst du ja ...«
    Er starrte mich schweigend an und ich fragte mich, wie weit er noch gehen würde, in seinem Versuch, mich zu beleidigen.
    »Ich habe es bei dem Besten gelernt«, sagte ich laut.
    Abrupt stand Derek auf und ging zur Tür. »Ich habe dir schon erzählt, wie du dich zu verhalten hast. Wir fahren in einer Stunde. Der Schnee wird immer höher.«
    Damit flog die Tür hinter ihm ins Schloss.
    »Er hat mir sein Herz geschenkt«, sagte ich schnippisch in MacNeills Richtung.
    Der aber betrachtete intensiv seine Fingerspitzen, die die Krümel auf der Tischdecke zuerst zu einem winzigen Häufchen zusammenschoben und dann ein Mäuerchen aus ihnen formte, nur, um sie gleich darauf wieder anzuhäufeln. Dann holte er tief Luft und verließ stumm den Raum.
    Was auch immer hinter den Kulissen vor sich ging – es verhieß nichts Gutes.

Kühle Ankunft
    Das wichtigste Utensil bei dieser Fahrt schien eine kleine Schaufel zu sein. Sie lag auf dem Rücksitz von Dereks Wagen und leistete gute Dienste, wenn wir mal wieder tief im Schnee eingesunken waren und Derek uns freischaufeln musste.
    Der Himmel hatte eine schwefelgelbe Farbe angenommen und der Schnee fiel kontinuierlich in dicken Flocken. Man musste nur nach oben sehen, um zu wissen, dass dieses Wochenende als eines der schneereichsten in die Annalen eingehen würde. Die Kälte und, wie ich leider sagen muss, auch meine Anwesenheit führten nicht dazu, dass sich Dereks Laune besserte. Seit Stunden kämpften wir uns in Richtung Norden durch. Der Schnee fiel mal dichter, mal dünner – aber er fiel. Ununterbrochen. Zeitweise so heftig, dass man sich fühlte, als bewege man sich durch einen weißen Tunnel. Wieder und wieder mussten wir anhalten, aussteigen und versuchen, eine Rinne freizuschaufeln.
    Neben Derek im Schnee bibbernd, beobachtete ich ihn dabei, wie er sich schwitzend mühte, die Reifen freizukriegen, wobei ich die Situation dadurch würzte, dass ich ihm riet, das nächste Mal doch an Schneeketten zu denken. Woraufhin er ächzend zu mir aufschaute, sich auf seine Knie stützte und mir die Schaufel vor die Füße warf.
    Es wurde bereits dunkel, als wir endlich in Suffield Place ankamen, dem Wintersitz Bradfords.
    Suffield lag in einem Tal und wurde zu beiden Seiten von schroffen Hügeln geleitet. Der Schnee lag hier bereits so hoch, dass man sowohl Park als auch umgebende Landschaft bestenfalls erahnen konnte.
    Das Haus selbst war aus grauem Stein erbaut und im historisierenden Stil des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts.
    Den bräunlichen Spitzen, die aus dem Schnee aufragten, entnahm ich, dass wir an einer Hecke entlangfuhren, auf deren anderer Seite wohl normalerweise Gras zu sehen war. Mächtige alte Bäume streckten ihre knorrigen schwarzen Äste über uns hinweg wie gewaltige Waldgeister, die nach uns greifen wollten.
    Von außen gesehen war es ein Schloss, das so tat, als sei es eine Burg. Besonders beeindruckend fand ich allerdings das vierteilige Fenster, das sich über die ganze Breite dieses Vorbaus erstreckte und sicherlich zu einem üppigen Saal gehörte, von dem aus man über die herbe Landschaft der schottischen Highlands blicken konnte.
    Derek parkte an diesem Vorbau, wobei die wuchtige Eichentür bereits geöffnet wurde, als der

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