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Anwaltshure 3

Anwaltshure 3

Titel: Anwaltshure 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Carter
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wir meinen Kunden praktisch auf Schritt und Tritt begegneten, war Sergeji gewesen. Der leidenschaftliche, russische Geschäftsmann, mit dem ich mich sogar gewissermaßen verlobt hatte. Eine Beziehung, die George mit allen Mitteln hintertrieben und schlussendlich zum Einsturz gebracht hatte. Wobei ich zu meiner Schande gestehen muss, dass nicht Sergeji eingeknickt war, sondern ich.
    Der Gedanke, dass es mir jemals möglich sein würde, an der Seite irgendeines arrivierten Mannes in der Mitte dieser Klasse zu existieren, war vollkommen unmöglich.
    Und es war diese Unmöglichkeit, die mir in diesem Moment so schmerzhaft vor Augen geführt worden war. Es konnte für mich keine Normalität in diesen Kreisen geben. Ich würde immer bleiben, was ich jetzt war: Eine unterhaltsame Melodie im Background, die aber jederzeit ausgetauscht werden konnte, wenn sie langweilen sollte.
    »Was denkst du?«
    »Dass der Schnee so plötzlich gekommen ist. Normalerweise kann ich ihn riechen.«
    MacNeill nahm einen Schluck Tee und legte den Kopf in den Nacken. »Kein Mensch kann den Schnee riechen«, schmunzelte er.
    Doch ich beharrte schweigend auf meiner Behauptung, die im Übrigen stimmte. »Ich habe Bo noch nie im Schloss gesehen.«
    Er grübelte über der Entscheidung zwischen Himbeer- und Aprikosen-Marmelade.
    »Ach ... er ist meistens draußen bei den Ställen oder unten im Souterrain. Da bekommt er des Öfteren was zu naschen von den Leuten, die in der Küche arbeiten.«
    »Was ist dieser Bradford eigentlich für ein Typ?«, fragte ich.
    »Finanzhai. Und einer der Schlimmsten. Er hat ein Vermögen mit hochspekulativen Anlage-Optionen gemacht. Einer der reichsten Männer Europas.«
    »Kennt man ihn in der Forbes-Liste?«, wollte ich wissen, denn diese war immer mein erster Hinweis, wie ich jemanden finanziell zu kategorisieren hatte.
    MacNeill lachte bitter. »Nein«, sagte er gedehnt. »Vor Jahren hätte er da drinnen on top auftauchen sollen. Es hatte ihn nur einen Anruf bei den Machern der Liste gekostet und sie vergaßen, dass er überhaupt existiert.«
    Das konnte ich gut verstehen. Immerhin wollen die meisten wirklich reichen Leute nicht, dass man das auch noch in die Welt posaunt. Vom Sicherheitsaspekt her gesehen, ist ihr Leben schon schwierig genug. »Ja, ja, die Sicherheit ...«, sagte ich etwas großspurig.
    MacNeill schüttelte amüsiert den Kopf. »Nein, nicht wegen der Sicherheit. Er hat so viel Dreck am Stecken ... Er will ja nicht, dass all jene Leute, die er angeblich so selbstlos beraten hat, sehen, wo ihre Kohle in Wahrheit hingeraten ist.«
    »Betrug?«, setzte ich nach.
    »Nein. Bradford ist zu clever für Betrügereien. Er hat es immer so zu drehen gewusst, dass seine Opfer – oder Geldgeber, wie er sie nennt – ihm am Ende sogar noch dankbar waren, dass er sie vor Schlimmerem bewahrt hat.«
    »Ja ... aber wie funktioniert seine Masche?«
    »Keine Masche. Es ist etwas kompliziert. Pass auf! Er verkauft keine Aktienpakete oder so, sondern Optionspakete auf das Steigen oder Sinken von im Prinzip nicht gedeckten Schecks. Er zockt, wenn du so willst, um die Frage, wann eine Spekulationsblase platzt.«
    »Und darauf, wie laut der Knall ist, mit dem sie dieses tut.«
    MacNeill hob anerkennend die Brauen. »So in etwa! Du bist ja ein wirklich cleveres Mädchen. Derek hatte recht.«
    Mein Herz setzte einen Schlag lang aus. »Was?«
    »Ach, nichts«, sagte er schnell.
    Derek hatte mich also gelobt. Da ich ihn nicht bedrängen wollte, änderte ich schnell die Richtung. »Wenn ich bloß wüsste, wo ich da ins Spiel komme ...«
    »Ich weiß nicht, ob ich Derek reinpfusche ...«
    »Es bleibt unter uns«, versicherte ich vernünftig und beugte mich dabei ein wenig über den Tisch.
    »Du sollst ihn verführen.«
    Wow! Das war nun eine überraschende Ankündigung. Damit hätte ich ja nie und nimmer gerechnet. Theatralisch riss ich die Augen auf. Schock! Dann lehnte ich mich zurück und sah ihn kopfschüttelnd an. »Ach, komm. Sag mir etwas, was ich noch nicht weiß! Warum schickt ihr da nicht einfach einen Strohmann hin, der sich als potentieller Anleger ausgibt und fertig?«
    »Weil uns das nicht reicht! Wir brauchen den Zugang zu seinen Konten. Zu seinen Quellen. Wir müssen seine Planung kennen. Seine Strategien. Und seine Opfer!«
    Ich zuckte so heftig zusammen, dass MacNeill mich anstarrte, als Dereks Stimme von der Tür her erklang. Wie geistesabwesend ich war, wenn ich ihn nicht mal hatte hereinkommen hören. Ebenso

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