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Apartment in Manhattan

Apartment in Manhattan

Titel: Apartment in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Markham
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dass ich mich darauf versteife, aber wenn wir mal ehrlich sind, ist das doch der nächste logische Schritt. Ich meine, wie lange kann ein vernünftiges, ernsthaftes Paar in zwei getrennten Apartments wohnen, ich in einer gefährlichen Gegend und er mit einer gefährlichen – zumindest was die
Versuchung
angeht – Mitbewohnerin?
    „Das Badezimmer ist hier.“ Kate deutet mit dem Kinn auf eine Tür. „Warum ziehst du dich nicht um, dann können wir gleich zum Strand.“
    Der Augenblick der Wahrheit ist gekommen.
    Ich wusste ja, dass er kommen würde, doch jetzt, wo er da ist, komme ich mir so überrumpelt vor, als ob sie von mir verlangen würde, das Fluchtauto zu fahren, das sie braucht, um eine Bank zu überfallen.
    Doch die Sonne scheint, und das Meer ist nur Meter entfernt, deswegen sage ich: „Klar, ich bin gleich zurück.“
    Immerhin habe ich fünf Pfund abgenommen. Vielleicht wird es doch nicht so schlimm, einen Badeanzug zu tragen.
    Kate durchquert das Zimmer, stellt sich vor eine Schranktür mit Spiegel, öffnet ihren Pferdeschwanz und beginnt, sich das Haar zu bürsten.
    Ich zerre meine vollgestopfte Tasche Richtung Badezimmer.
    „Warum nimmst du nicht einfach nur den Badeanzug raus?“ fragt Kate mit Haarnadeln im Mund.
    „Oh, ich muss die Tasche erst durchwühlen – ich weiß nicht, wo er ist. Außerdem suche ich meinen Bademantel.“
    Bademantel.
    Leider habe ich genau den vergessen.
    Das Einzige, das einem Bademantel nahe kommt, ist ein übergroßes T-Shirt in einem verwaschenen Khakigrün, das mir letzten Sommer, als ich es gekauft habe, geschmeichelt hat – aber jetzt, in dem gelblichen Licht des fensterlosen Badezimmers, sehe ich noch blasser aus, als ich wirklich bin.
    Zumindest versteckt es meinen hässlichen schwarzen, für „vollschlanke“ Frauen gemachten Badeanzug, mit einem roten Längsstreifen, der angeblich schlanker machen soll. Die hohen Beinausschnitte sollen das gleiche bei meinen Schenkeln bewirken. Wie, kann ich mir nicht vorstellen, da die allgemeine Logik doch besagt, dass man von dem, was man vertuschen will, so wenig wie möglich zeigt. Meine Schenkel sind also mit all ihren großartigen Dellen komplett entblößt, und mein Bauch scheint sich gegen das Eingezwängtsein in den altmodischen Stoff zu wehren.
    Im Badezimmer gibt es keinen großen Spiegel, und ich weiß nicht so recht, ob ich das als Gnade oder Fluch empfinden soll. Ich habe nicht die geringste Idee, wie ich aussehe.
    Nun, ehrlich gesagt habe ich doch eine Ahnung. Deswegen ja das zeltartige grüne T-Shirt. Ich packe noch Shorts und die schwarzen Sandalen ein, die so aussehen, als gehörten sie eher in eine Wüste und nicht an diesen trendigen Strand.
    Als ich aus dem Badezimmer komme, wartet Kate schon in einem süßen kleinen Frotteekleidchen auf mich. Ihre nackten Beine und Füße sind gleichmäßig „gebräunt“ und die Zehennägel passend zu ihrem neuen Bikini pink lackiert. Sie ist die perfekte Südstaaten-Schönheit: blond, gebräunt und hübsch, angefangen bei dem zerzausten, gesträhnten Haar, das sie lässig hochgesteckt hat, bis hin zu dem goldenen Fußkettchen.
    Es ist vor allem das Fußkettchen, das mich fertig macht.
    Es ist so verführerisch – und es passt so gut zu Kate. Und Kate passt so gut hierher und in diese Klamotten.
    Mein erster Gedanke ist, dass ich alles dafür geben würde, wie sie zu sein.
    Mein zweiter:
Gott sein Dank ist Will nicht hier
.
    Ich könnte es nicht ertragen, wenn er mich so sehen würde.
    Noch weniger würde es mir gefallen, wenn er Kate so sehen würde.
    Und das, obwohl Kate ihn nicht einmal attraktiv findet, und Gott weiß, selbst wenn, würde sie niemals etwas mit ihm anfangen.
    Aber ich zweifle nicht im Geringsten daran, dass Will dieses gestylte Strandhäschen attraktiv finden würde. Jeder richtige Mann würde das. Neben ihr wirke ich beklagenswert fehl am Platz.
    Das letzte bisschen Stolz über meinen Gewichtsverlust verschwindet und wird von tief greifender Verzweiflung ersetzt.
    „Fertig?“ fragt Kate fröhlich, schnappt eine Stroh-Strandtasche, die genauso perfekt ist wie ihre Klamotten und sie selbst.
    Es ist nicht leicht, sie in diesem Augenblick nicht zu hassen, wirklich nicht leicht.
    Es ist noch schwerer, mich nicht zu hassen.
    Wir packen ein paar Liegestühle von der Terrasse. Als wir den sandigen Weg zu dem breiten Strand laufen, rufe ich mir ins Gedächtnis, dass ich mit meinem Plan schon Fortschritte gemacht habe. Dass ich nächstes Jahr um

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