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Apartment in Manhattan

Apartment in Manhattan

Titel: Apartment in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Markham
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fühlt sich so an, als ob die Brücke schaukelt.
    Ich schaue die anderen Fahrgäste an, um zu sehen, ob die auch merken, wie heikel unsere Lage ist, aber alle anderen scheinen unbeeindruckt.
    Andererseits sehe ich vielleicht auch unbeeindruckt aus.
    Ich habe mich ja nicht gerade in den Gang geworfen und auf dem Boden zusammengerollt.
    Noch nicht.
    Wir bewegen uns weiter.
    Zentimeter für Zentimeter.
    Stunde für Stunde.
    Das Finale des Feuerwerks taucht über uns auf, ein schillernder Tumult aus leuchtenden Blitzen und Rauch und Lärm.
    Ich verschränke meine Hände so fest über meinem Schoß, dass sich der Fingernagel meines Zeigefingers heftig in meine Handfläche gräbt.
    Endlich sind wir über die Brücke.
    Als der Bus sich durch den dichten West-Side-Verkehr schiebt, werde ich langsam ruhiger.
    Und als wir Port Authority anfahren, schlägt mein Herz fast wieder normal.
    Ich brauche Luft.
    Ich brauche eine Zigarette.
    Ich trete aus dem schäbigen, aber klimatisierten Busbahnhof in die faulige, dampfende Luft der New Yorker Nacht. Meine Hände zittern, als ich meine letzte Zigarette aus der Packung nehme und in den Mund stecke.
    Ich zünde sie an und nehme einen tiefen Zug.
    Ich fühle mich jetzt besser.
    Die Straßen sind überfüllt. Ich kaufe an einem Zeitungsstand eine neue Zigarettenpackung, schiebe mich dann durch die Menge und zerre meine schwere Tasche hinter mir her.
    Ich versuche mir zu erklären, was zum Teufel da in dem Bus mit mir geschehen ist, aber ich verstehe es nicht. Es war, als ob selbst das geringste bisschen Logik einfach aus meinem Hirn verschwunden wäre.
    Ich versuche, ein Taxi heranzuwinken, doch es ist unmöglich.
    Auf gar keinen Fall kann ich jetzt in einen Stadtbus oder in die U-Bahn steigen.
    Ich kann also nichts anderes tun, als im Zickzack mehrere Blocks durch die Stadt zu laufen, bis ich ins East Village komme. Ich befinde mich auf der Neunundzwanzigsten Straße Ecke Park, als ein Pärchen aus einem Taxi steigt und ich dem Fahrer winke.
    Fünf Minuten und fünf Dollar später bin ich zu Hause.
    Das Licht an meinem Anrufbeantworter blinkt. Ich drücke den Startknopf in der Hoffnung, dass Will angerufen hat.
    Hat er aber nicht.
    Es ist Buckley.
    „Hi, Tracey. Nachdem du mich nicht angerufen hast, dachte ich, ich sollte mich mal melden. Joseph hat mir Raphaels Nummer gegeben, und von ihm habe ich deine. Ich hoffe, das macht dir nichts aus. Ich bin mit dem Auftrag, den ich in deinem Gebäude hatte, fertig, deswegen haben wir uns in letzter Zeit auch nicht mehr gesehen. Aber vielleicht können wir ja mal was zusammen trinken oder so. Rein platonisch.“
    Nun, selbstverständlich platonisch, denke ich, was denn sonst?
    „Ruf mich an“, sagt Buckley noch.
    Es ist die einzige Nachricht auf dem Anrufbeantworter.
    Kein Anruf von Will.
    Okay, es ist ja nicht so, als ob der 4. Juli ein Tag ist, an dem man jemanden anrufen muss. Ich meine, es ist nicht wie Weihnachten oder Neujahr oder Muttertag oder Valentinstag. Aber trotzdem.
    Er hätte mich anrufen können.
    Ich meine …
    Buckley
hat angerufen.
    Und ich denke darüber nach, dass ich ihn zurückrufen könnte. Warum denn nicht? Er ist ein netter Kerl, und ich hätte Lust, ihn zu treffen.
    Vor allem jetzt, wo Kate so mit Billy beschäftigt ist – sie sind seit dem Wochenende, als ich in den Hamptons war, ein Paar. Was vermutlich auch der Grund dafür ist, warum sie mich übers Wochenende nicht mehr dorthin eingeladen hat.
    Raphael ist total in einen heißen tschechischen Balletttänzer verknallt, den er in einer Leder-Bar in Jersey kennen gelernt hat. Brenda ist ganz in ihre Hochzeitsvorbereitungen verstrickt, Latisha ist schlecht gelaunt, weil die Yankees wieder eine Pechsträhne haben, und Yvonne zeigt Thor in jeder freien Minute die Stadt.
    Und ich?
    Ich bin frisch aus Brookside zurückgekehrt und habe mir eingebildet, dass Terroristen eine Brücke, auf der ich mich befand, in die Luft sprengen könnten.
    Impulsiv ziehe ich meinen Organizer aus der Tasche und suche Buckleys Nummer. Ich wähle sie, noch bevor ich meine Meinung ändern kann. Als es klingelt, überlege ich, schnell aufzulegen, und dann hoffe ich, dass er nicht zu Hause ist, und wenn dem so ist, werde ich keine Nachricht hinterlassen, denn mir ist klar, dass ihn anzurufen wahrscheinlich gar keine so gute Idee …
    „Hallo?“
    „Buckley?“
    „Tracey!“
    Er klingt erfreut.
    Jetzt bin ich auch erfreut, denn es ist schön, so erwünscht zu sein, wenn auch nur übers

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