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Apartment in Manhattan

Apartment in Manhattan

Titel: Apartment in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Markham
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nicht hier auf dem Gang sprechen?
    Auf dem Weg in sein Büro spricht er nicht mit mir, und mir fällt auch nichts ein, das ich sagen könnte. Ich frage mich, ob ich in Schwierigkeiten stecke, aber ich wüsste nicht, was ich falsch gemacht haben könnte.
    Dann wird mir klar, dass das, was er mit mir besprechen will, geheim ist, und vielleicht geht es ja um die Produktnamen, die ich ihm vor einiger Zeit vorgeschlagen habe.
    Bisher hat er kein Wort zu meiner Liste gesagt.
    Vielleicht hat er sie seinen Kunden gezeigt. Vielleicht haben sie eine meiner Ideen akzeptiert.
    „Schließen Sie bitte die Tür“, sagt Jake und setzt sich hinter seinen Schreibtisch. „Nehmen Sie Platz.“
    Ich schließe die Tür. Nehme Platz.
    „Erinnern sie sich an den Tag vor ein paar Wochen, als sie die Schokolade für den Geburtstag meiner Mutter besorgt haben?“
    Mein Herz sinkt. Also geht es offenbar nicht um den Namen des Deodorants.
    „Ja …“
    „Wissen Sie noch, dass ich Sie gebeten habe, es einzupacken und in die Postabteilung zu bringen?“
    „Ja …“
    „Nun, ich habe gerade herausgefunden, dass sie es nie bekommen hat.“
    „Sie hat es nie bekommen?“
    „Nein. Und sie ist ziemlich sauer, weil sie glaubt, ich habe ihren Geburtstag vergessen.“
    Ich sehe ihn nur an, weil mir nicht klar ist, was er von mir erwartet. „Aber das ist … ich meine, ich habe keine Ahnung, warum sie es nie bekommen hat.“
    „Das weiß ich auch nicht. Belgische Schokolade im Wert von einhundert Dollar scheint auf mysteriöse Weise verschwunden zu sein.“
    Will er damit sagen, ich habe sie gestohlen?
    Ich bin mir nicht sicher.
    Aber sollte er …
    „Ich will nicht sagen, dass Sie sie genommen haben, Tracey …“
    Will er nicht?
    „Aber ich frage mich, ob Sie vielleicht einfach vergessen haben, es in die Postabteilung zu bringen.“
    Ich versuche, mich an den Tag zu erinnern. Ich bin mir ganz sicher, dass ich mit der Schokolade in die Postabteilung gegangen bin. Myron war da und nahm das Paket entgegen. Er hat so getan, als würde er es fallen lassen, und fing es, kurz bevor es auf dem Boden auftraf, schnell auf. Es macht ihm Spaß, mich auf den Arm zu nehmen und mich damit aufzuziehen, dass ich für Jake arbeite.
    Die Sache ist die, dass niemand in der Postabteilung Jake leiden kann. Das liegt vermutlich daran, dass er jeden dort behandelt, als ob er unsichtbar sei. Oder vielleicht, weil er gerne rassistische Witze erzählt – und vielleicht haben sie das gehört.
    Mir kommt die Idee, dass Myron möglicherweise gesehen hat, dass der Nachname auf dem Paket der gleiche war wie Jakes.
    Will heißen, vielleicht hat Myron herausgefunden, dass Jake die Geschäftspost benutzt, um private Pakete an seine Mutter zu verschicken.
    Das würde Myron bestimmt nicht gefallen. Ich meine, er verdient einen Bruchteil von Jakes Gehalt, und ich weiß zufällig, dass er auch noch Unterhalt für das Kind seiner Ex-Freundin zahlen muss.
    Allerdings werde ich Jake nicht erzählen, dass Myron das Paket möglicherweise einfach nicht verschickt hat. Erstens kann ich das nicht beweisen. Zweitens könnte ich es ihm nicht wirklich vorwerfen … selbst wenn ich es bin, die an seiner Stelle das Problem bekommt.
    „Ich erinnere mich daran, dass ich es in die Postabteilung gebracht habe“, sage ich, weil Jake auf eine Antwort wartet.
    „Haben Sie es jemandem übergeben oder einfach hingelegt?“
    „Ich habe es jemandem gegeben.“
    Nun kommt das Unausweichliche: „Wer war es?“
    „Ich weiß es nicht mehr“, lüge ich. „Es ist schon so lange her.“
    „Wie können Sie sich dann so sicher sein, dass Sie es überhaupt abgegeben haben? Könnte das Paket vielleicht noch irgendwo in ihrem Schreibtisch oder Büro sein?“
    „Das bezweifle ich.“
    „Könnten Sie nachsehen?“
    „Klar.“ Ich zucke die Achseln und sehe auf meine Uhr. „Das werde ich morgen früh als Erstes tun, ich …“
    „Sehen Sie jetzt nach“, sagt Jake barsch und fügt dann etwas freundlicher hinzu: „Okay?“
    Ich verbringe die nächsten fünfzehn Minuten damit, die Stapel in meinem Büro zu durchzusehen, durchwühle meinen Schreibtisch und sogar meine Karteikästen. Das tue ich, weil mir nichts anderes übrig bleibt. Jake streckt immer wieder seinen Kopf durch die Tür und fragt: „Schon was gefunden?“
    Schließlich gehe ich zurück ins Büro und sage ihm, dass es nicht das geringste Anzeichen von seinem Paket gibt.
    Er ist sauer.
    Vielleicht nicht auf mich – aber irgendwie kommt es

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