Apartment in Manhattan
eigentlich leichter machen, den ganzen Tag in einem Bus zu sitzen, aber aus irgendeinem Grund ist es nicht so.
Erst als ich in meinem Sessel Platz nehme, wird mir klar, dass die Fahrt nach Manhattan mit Haltestellen in jeder gottverlassenen, heruntergekommenen Industriestadt, zwölf Stunden dauern wird.
Utica, Rome … alle Städte sehen gleich aus. Dort gibt es nichts zu sehen, und keinen Grund, in den fünf Minuten, die wir halten, auszusteigen – es sei denn, um zu rauchen. Was ich tue, bis mir auffällt, dass es vielleicht besser wäre, mit den paar Zigaretten, die ich noch habe, sparsam umzugehen.
In Albany halten wir länger, und plötzlich wird mir klar, dass ich weniger als eine Stunde von Will entfernt bin. Wenn ich jetzt in einen anderen Bus einsteigen würde, wäre ich bereits in North Mannfield, bevor dieser hier auch nur die halbe Strecke nach New York hinter sich hat.
Aber das kann ich nicht tun.
Ich kann doch nicht plötzlich auf Wills Türschwelle stehen – hat das Schauspielerwohnheim überhaupt eine Türschwelle – und verlangen, ihn zu sehen.
Also rauche ich meine drittletzte und meine vorletzte Zigarette und steige, als der Fahrer die Abfahrt verkündet, wieder in den Bus.
Irgendwo bei Poughkeepie beende ich Henry Fieldings
Tom Jones
, an dem ich zwei Wochen gelesen habe, und das ich erstaunlich unterhaltsam fand. Jetzt mache ich mit
Moby Dick
weiter. Als ich es in New York kaufte, habe ich mir selbst gesagt, dass ich danach das neue Buch von Danielle Steel lesen werde, um meinem Hirn ein wenig Entspannung zu gönnen.
Ich bin ziemlich dankbar, dass es nach ein paar Seiten zu dunkel wird, um weiterzulesen, und dass das Licht über meinem Sitz nicht funktioniert. Ich lege das Buch zur Seite und bin absolut zufrieden damit, aus dem Fenster zu starren.
Jetzt, wo wir fast in New York sind, sitzen nicht mehr so viele Idioten im Bus. Viele College-Studenten, eine alte Frau, eine Mutter mit jungen Kindern.
Der Verkehr wird stärker, als wir durch Jersey fahren, und ab der George-Washington-Brücke stecken wir im typischen New-York-Stau. Wir kriechen über die Brücke. Zentimeter für Zentimeter.
Plötzlich fühle ich mich gefangen.
Im Bus ist es heiß.
Der Fahrer erklärt, dass es ein Problem mit der Klimaanlage gibt, und dass er sie ausschalten muss, damit wir nicht mitten auf der Brücke stehen bleiben.
Schweiß rinnt über mein Gesicht.
Der alte Mann neben mir schnarcht.
Das kleine Kind hinter mir tritt rhythmisch gegen meine Lehne.
Die College-Kids im hinteren Teil hören Rap-Musik.
Mein Herz beginnt zu klopfen.
Wenn ich doch nur rauchen könnte.
Aber das Rauchen ist hier verboten.
Ich brauche Ablenkung, also versuche ich, an etwas Anderes zu denken.
Will.
Aber als ich an Will denke, wird mir klar, dass er vermutlich einen tollen, aufregenden 4. Juli verlebt. Wahrscheinlich liegt er irgendwo am See unter den Sternen mit all seinen neuen Freunden.
Und mein Bus kriecht auf die Abfahrtspur.
Es gibt eine Explosion.
Ich schreie.
Der alte Mann wacht spuckend auf.
Das Kind hinter mir kreischt.
„Das ist nur ein Feuerwerk“, sagt die Mutter immer wieder.
Ich schaue aus dem Fenster und stelle fest, dass sie Recht hat.
Über der Stadt gibt es ein riesiges Feuerwerk.
Trotzdem zucke ich bei jedem Krachen zusammen und frage mich, ob ich mir nur einbilde, dass die Brücke jedes Mal zittert, wenn ein neuer Blitz im Himmel aufleuchtet.
Ganz kurz habe ich ja gedacht, dass die erste Explosion von einer Bombe kommt. Nun, wo ich weiß, dass es nicht so ist, frage ich mich, was wohl passiert, wenn es tatsächlich eine Bombe wäre. Nach dem 11. September ist es nicht so weit hergeholt, dass ein teuflisches Hirn sich ausdenkt, die George-Washington-Brücke am 4. Juli in die Luft zu sprengen.
Der Bus bewegt sich nicht mehr.
Wenn in diesem Augenblick eine Bombe hochgehen würde, würde der Bus in die Tiefe stürzen.
Wir würden ertrinken.
Wir würden sterben.
Ich beginne, heftig zu schwitzen, aber es ist ein kalter, klammer Schweiß, und es fällt mir schwer, zu schlucken. Je mehr ich darüber nachdenke, umso schlimmer wird es, das Schlucken, meine ich.
Oh mein Gott.
Meine Kehle ist zusammengeschnürt, ich kann nicht atmen, und ich bin gefangen.
Und ich werde sterben.
Ich vermeide es, aus dem Fenster zu schauen.
Denn wenn ich aus dem Fenster schaue und das Geländer und den Fluss sehe, dann werde ich durchdrehen.
Der Bus bewegt sich einen weiteren Zentimeter nach vorne.
Es
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