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Apfeldiebe

Titel: Apfeldiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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dass dieses quietschende Gummiding unter dem Betttuch verschwunden war. Sollte Alex das wirklich machen, niemand würde ihr glauben, alle würden denken, sie lüge, auch wenn sie die Wahrheit erzählte! Lenis Tränen kannten jetzt kein Halten mehr.
    » Aber, aber … das ist gemein!«
    » Pst! Nicht so laut!« Alex legte ihr die Hand auf den Mund, zog sie an sich. »Es ist gemein, ich weiß, aber du bist selbst schuld. Wenn du auch nur ein einziges Wort verrätst, mach ich’s genau so; wenn du sagst, dass wir Forscher im Wald spielen, passiert nichts. Hast du das verstanden?!« Die Fünfjährige musste nicht lange überlegen. Sie nickte und zog die Nase hoch. Mit ihrem Teddy wischte sie sich die Tränen vom Gesicht.
    » Ich sag nichts. Versprochen. Du darfst aber nicht in mein Bett Pipi machen, ja?« Alex nahm seine kleine Schwester in den Arm und küsste sie auf die Stirn, gut dass das keiner von den anderen sah.
    » Ich mach nichts, wenn du den Mund hältst. Versprochen. Und ich bringe dir etwas aus der Höhle mit.« Er legte seine Schwester zurück ins Bett und deckte sie bis an die Nasenspitze zu, las die Tiere vom Boden auf und drapierte sie um Lenis Kopfkissen herum. »Und denen passiert auch nichts – wenn du den Mund hältst.«

ERSTER TAG

8 Der Raum

    Wie verabredet fanden sich am nächsten Morgen fünf Jungen am Sportplatz ein. Beinahe zeitgleich erreichten sie kurz nach neun den Treffpunkt. Der Schönwetterhimmel des Vortages hatte sich über Nacht in eine ebene graue Fläche verwandelt, aus der heraus Nieselregen Schleier über das Land warf, doch keinen der Jungen hatte diese Metallplatte über ihren Köpfen vom Gang zum Waldrand abschrecken können. Sogar Max erschien, auch wenn der am Morgen bei seinem ersten Blick aus dem Fenster daran gedacht hatte, das schlechte Wetter als Ausrede zu benutzen und lieber in seinem Zimmer zu bleiben. Er wusste aber auch, dass Alex diese Ausrede niemals hätte gelten lassen, zog sich die Regenjacke über und ging.
    Kasimir hatte den Umweg durch den Wald gewählt und so ein Zusammentreffen mit dem alten Seiler und dessen Hund vermieden. Kasi hatte während des Abendessens und noch lange nach Sonnenuntergang in seinem Bett auf das Heulen nahender Polizeiwagen gewartet – zum Glück vergebens. Keine Polizei, keine Feuerwehr, niemand klingelte und erzählte seinen Eltern, dass sie einen Dieb großgezogen hatten. Der alte Mann hatte den Jungen also nicht erkannt. Als Kasi am Morgen erwachte und sich erinnerte, wagte er kaum den Gang hinab ins Bad und in die Küche, aber Mutter verhielt sich ganz normal, nichts deutete darauf hin, dass sie etwas wusste.
    » Na, Mädchen, wie es aussieht hat er dich ja laufen lassen.« Max klopfte Kasi anerkennend auf die Schulter und er lachte dazu, dass sein Bauch wippte. Dann griff er in seinen Rucksack und streckte Kasi zwei Äpfel hin. »Hier, dein Anteil.« Für Max und seinen Bruder schien sich damit der Verrat vom Vortag erledigt zu haben. Kasi zögerte, streckte dann aber doch die Hand aus und nahm die beiden Äpfel. Was soll’s, warum sich mit den Brüdern auf eine Diskussion einlassen? Sie waren zu zweit, Max stärker und am Ende der Auseinandersetzung würden Kasi doch wieder nur die Schultern von Max’ Knien schmerzen und wahrscheinlich würde er dann auch nicht mit zur Burg gehen dürfen. Also verstaute Kasimir das Diebesgut in seinem Rucksack und legte die Äpfel zu einer Kurbeltaschenlampe, einem Seil, einer Flasche Wasser mit einem Schuss Zitrone und ein paar Broten mit Wurst und Käse. Mutter hatte sie ihm am Morgen gerichtet, in der Mitte geteilt und in eine ihrer Dosen gelegt. Er hatte frei, den ganzen langen Tag!
    » Wollen wir es nicht lieber verschieben?«, fragte Max mit einem Blick zum Himmel. »Wir könnten zu uns gehen und in der Scheune irgendwas spielen. Der Weg zur Ruine ist bestimmt ganz schmierig und glatt und …«
    » Max, halt doch einfach mal die Klappe, ja?« Max setzte zu einer Erwiderung an, aber Alex kam ihm zuvor. »Sei doch froh, dass es nicht so heiß ist wie gestern, brauchst so nur halb soviel zu schwitzen.« Kasi und Timi kicherten.
    » Können wir jetzt endlich?« Rufus wartete, zum Abmarsch bereit und wie immer existierte kein einziger Farbklecks an dem Jungen. Er trug eine schwarze Regenjacke mit Kapuze, die er sich weit ins Gesicht gezogen hatte. Das Gesicht unter dieser Kapuze verschwand beinahe in dem so entstandenen Schatten. Das Einzige, was Rufus’ Lieblingsfarbe vermissen ließ,

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