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Apfeldiebe

Titel: Apfeldiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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Boden, genau unter dem von der Decke hängenden Sack. Er schlug Kasi die Faust in den Rücken.
    » Halts Maul, du, du Mädchen!« Und noch ein Schlag. Kasi wand sich, aber Max’ Faust traf ihn, immer wieder und immer exakt an derselben Stelle.
    » Hör auf!«, Timi sprang dazwischen. »Hör auf, du tust ihm weh!«
    » Na und? Er hat angefangen!« Max stand auf und rammte im Weggehen Kasi den Ellenbogen in die Seite. »Oh, entschuldige bitte.« Max streichelte Kasis Kopf, da wo er die Augen fühlte etwas fester. Der nackte Oberkörper straffte sich, genau wie es das Kätzchen getan hatte. Besaß auch ein Mädchen sieben Leben, denen man sieben Minuten die Luft abdrücken musste? Sieben Minuten, so lange hatte das Katzenjunge mit dem Schnürsenkel um den Hals zwischen Max’ Händen gehangen und gezappelt und gestrampelt und sich gewunden. Sieben Minuten, bis Max schon gedacht hatte, das blöde Ding würde niemals mehr damit aufhören. Seine Arme hatten geschmerzt, hier aber müsste er niemanden in die Höhe halten, ganz im Gegenteil. Hier besaß das von der Decke hängende Opfer keine Chance und er selbst zwei freie Hände.
    » Max?«
    » Was?« Max wollte weiterspielen. »Was ist?«
    » Ich hab Durst.«
    » Hast du nicht zugehört? Alex sieht nach dem Schwarzen und dann bringt er was zu essen mit. Und was zu trinken.«
    » Wollen wir nicht nach Hause? Wie spät ist es?« Timi spürte, dass dies hier irgendwie nicht mehr passte. Max verhielt sich anders als sonst, er vergaß sogar das Essen. »Wie spät?« Max ließ von dem Gefangenen ab und sah auf sein Handy.
    » Kurz nach drei erst. Wir haben noch massig Zeit.«
    » Aber …«
    » Weißt du was, Kleiner? Wenn dein Durst so groß ist, dann geh doch einfach hoch und hol dir was. Ich bleibe solange hier und«, der Lichtkegel wanderte vom kleinen Bruder zurück zum wirklich interessanten Ding in diesem Berg, »und ich bewache solange das da. Alex hat’s befohlen.«
    Max’ Augen leuchteten, wie sie es nur sehr selten taten. Schweiß klebte an seiner Stirn, was hingegen öfter vorkam. Aber hier unten war es kühl und Max hatte sich kaum angestrengt, trotzdem glänzte sein Gesicht. Timi spürte, dass von Max Gefahr ausging, nicht für ihn, seinem kleinen Brüder würde er nie und nimmer etwas antun, von einer Kopfnuss einmal abgesehen. Aber Max’ Interesse an Kasi jagte dem Achtjährigen Angst ein. Er könnte nach oben gehen, etwas trinken und nach Hause rennen und Mutter alles erzählen. Das bedeutete allerdings mit Sicherheit ziemlich großen Ärger für Max, denn Mutter würde es am Abend Vater erzählen und der ... Na ja, Timi wusste nicht, was Vater mit Max immer anstellte, wusste aber, dass Max hinterher eigentlich nie zu Späßen aufgelegt war und sollte Timi heute der Grund für Vaters Behandlung , wie Max das nannte, sein, dann dürfte Max mit Sicherheit seine Wut darüber an ihm, an Timi, auslassen.
    » Ich hol was zu trinken.«
    » Jaja, geh du nur. Nimm dir ruhig Zeit.« Wieder dieser komische Blick, »Kannst ja mal nach Alex schauen, vielleicht braucht der Hilfe mit dem schwarzen Ritter.«

    Während Timi über die Gesteinszunge in den oberen Raum krabbelte und Alex an einen Baum gelehnt in der Sonne lag und den Augenblick in vollen Zügen genoss, blieben Kasimir und Max allein in der Tiefe des Berges zurück. Max wartete neben dem von der Decke hängenden Boxsack und lauschte. Die Krabbelgeräusche des kleinen Bruders entfernten sich, schließlich Stille. Max löschte seine Lampe.
    » Jetzt ist es ganz dunkel, du Brillenschlange.« Max’ Lippen berührten Kasis T-Shirt da, wo sich ein Ohr befand, er spürte es, konnte mit den Lippen sehen. »Wir sind ganz allein, nur du und ich. Spürst du mich?« Nicken. »Kannst du mich riechen?« Es dauerte einen Augenblick, aber dann nickte der Gefragte erneut. »Hast du Angst?« Es war unnötig, auf die Antwort zu warten. Das Mädchen wollte etwas sagen, aber Alex’ Knebel verhinderte dies, zum Glück. Nein, sie mussten sich ganz still verhalten, Timi durfte nichts hören, kein einziges Wort. Sollte der Kleine doch trinken, sein großer, starker Bruder verspürte keinen Durst, jedenfalls keinen Durst, welchen Flüssigkeit zu löschen vermochte.
    Max’ Finger berührten Kasis Stirn und Kasi presste in Erwartung zudrückender Finger die Augen so fest zusammen wie er nur konnte. Lichtblitze. Aber Max’ Hand wanderte über die Augenhöhlen hinweg, über Nase und Mund hin zum Hals. Seine Augen sahen nichts, seine

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