Apocalypsis 1 (DEU)
Flasche von Menendez’ bevorzugtem Ribeira del Duero und sah den Kardinal dann wieder an.
»Sind Sie Crowley?«
»Sie können mich so nennen. Falls Sie nach unserem Gespräch Nachforschungen über mich anstellen wollen, wird Ihnen das jedoch nichts nützen.«
»Was wollen Sie?«
Der Mann, der sich Crowley nannte, trank einen Schluck Wasser. »Nein, Kardinal, was wollen Sie ?« Crowley legte einige Papiere auf den Tisch. »Lesen Sie.«
Menendez warf nur einen kurzen Blick auf die Papiere, ohne sie anzurühren. Er erkannte flüchtig das Transskript eines Gesprächs und seinen eigenen Namen.
Crowley lächelte dünn. »Nun gut, dann erkläre ich es Ihnen. Ich vertrete eine internationale Gruppe, die an einem baldigen Wechsel in der Kirchenführung interessiert ist. Und an diesem Punkt berühren sich unsere Interessen.«
Crowley wartete ab, bis der Wirt den Wein entkorkt und auf einen ungehaltenen Wink von Menendez eilig ausgeschenkt hatte.
»Was ist das für eine Gruppe?«
Crowley winkte ab. »Entscheidend ist nur eines: Sobald Johannes Paul III. tot ist, können Sie Papst werden.«
Crowley nippte an dem schweren Rotwein und sah ungerührt zu, wie Menendez blass wurde.
»Tot?«, ächzte der Kardinal.
»Ein Unfall, ein Attentat eines Fanatikers – es gibt viele Gefahren für einen Papst.«
In diesem Moment kehrte Menendez’ Verstand zurück. Der Gedanke schoss ihm durch den Kopf, wie der letzte Idiot geradewegs in eine offene Falle zu laufen. Es war ein beinahe beruhigende Gedanke, dass dieser Crowley nur irgendein investigativer Journalist oder ein Spitzel von Laurenz war, der dieses absurde Gespräch mit versteckter Kamera gerade aufzeichnete, um ihn anschließend öffentlich zu diskreditieren. Oder zu erpressen.
Crowley schien seine Gedanken erraten zu haben.
»Sie wissen es besser, Kardinal. Sie wissen doch längst, wer ich bin.«
Menendez erhob sich aschfahl. »Das Gespräch ist beendet.«
»Bleiben Sie sitzen!«, zischte Crowley und tippte auf die Papiere vor Menendez. »In diesen Unterlagen finden Sie das Protokoll eines vertraulichen Gesprächs der Führung des Opus die, in dem Sie, Kardinal, genau diesen Punkt erörtern.«
Menendez wurde übel. »Das waren nur … Gedankenspiele.«
»Für die allein man Sie exkommunizieren könnte. Von einer Strafverfolgung ganz abgesehen.«
»Das hat keinerlei Beweiskraft.«
»Muss es auch nicht, Kardinal. Das wissen Sie. Es reicht, wenn die Presse es in die Hand bekommt. Und glauben Sie mir, es wird Geständnisse geben, die die Echtheit dieses Gesprächs bestätigen.«
»Sie sind ja wahnsinnig!«
Crowley trank erneut von dem Wein. »Ich biete Ihnen die Chance Ihres Lebens. Sie werden der nächste Papst sein.«
Menendez stöhnte. »Und was ist der Preis?«
Crowley lehnte sich zurück. »Loyalität. Absolute Loyalität.«
LXVIII
16. Mai 2011, Köln
E in für diese Jahreszeit unübliches Sturmtief hatte den Westen Deutschlands im Griff, knickte Bäume wie Streichhölzer und radierte den frisch gepflanzten Frühling aus den Vorgärten. Die Cessna Citation landete zwischen zwei Kaltfronten und wurde im Anflug ziemlich hin und her gerüttelt. Dennoch setzte der Pilot die Maschine sicher auf der Landebahn 14R des Flughafens Köln/Bonn auf. Wieder gab es keine Probleme bei den Kontrollen im abseits von den großen Terminals gelegenen General Aviation Terminal. Ein junger Japaner im schwarzen Anzug, der sich als Akiro vorstellte, erwartete Peter und Maria und führte sie zu einem Mietwagen vor dem Gebäude.
»Sie kennen den Weg?«, fragte er.
Der Weg. Hast du ihn nicht längst verloren?
»Natürlich.« Peter zögerte. Etwas lag ihm noch auf dem Herzen. »Darf ich Sie etwas fragen, Akiro?«
»Bitte.«
»Haruki – der Mann, der in Montpellier für mich gestorben ist …«
»Sie müssen sich nicht schuldig fühlen, Sir«, sagte Akiro steif. »Es ist unser Job.«
»Wissen Sie, ob Haruki Familie hatte?«
»Niemand von uns hat Familie.«
»Was wird mit seiner Leiche geschehen?«
»Sie ist bereits auf dem Weg nach Japan. Die Firma hat alles organisiert.«
Die Firma.
Peter ahnte bereits, von welcher Firma Akiro sprach. Die Frage war nur, welches Interesse der Nakashima Konzern eigentlich daran hatte, sein Leben zu retten. Und in welcher Beziehung er zu einem zurückgetretenen Papst, zu Don Luigi und zu Maria stand, die ihn angelogen hatte. Doch dies waren im Moment nur die unbedeutendsten aller Fragen, die sich Peter auf der Fahrt zu einem
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