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Apocalypsis 1 (DEU)

Apocalypsis 1 (DEU)

Titel: Apocalypsis 1 (DEU) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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Seltsamerweise wirkte der Keller viel weniger beschädigt als der Rest der Villa. Offenbar hatte das Zentrum der Detonation irgendwo im ersten Stock gelegen. Dennoch hatte Rahel hier unten etwas Alarmierendes entdeckt. Wie schon in Poveglia sah Bühler lange Reihen von Regalen, in denen zerborstene Gefäße standen. Ohne lange suchen zu müssen, fand Bühler den Raum für die Rituale, der von einem massiven, blutbefleckten Opferstein mit eingeritzten Symbolen beherrscht wurden. Aber dafür hatte Bühler im Moment keinen Blick, denn seine ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf eine Gestalt, die sich stöhnend hinter dem Stein regte.
    »Rahel!«
    Bühler kniete vor der jungen Frau nieder, die mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte, sich an dem Stein hochzuziehen. Er sah sofort, dass jede Hilfe zu spät kam.
    »Helfen Sie mir auf, Oberst! Ich muss …« Ihre Stimme war nicht mehr als ein verbissenes Hauchen. Mit jedem Wort sickerte das Leben aus ihr heraus und vermischte sich mit der Blutlache zu Bühlers Füßen. Bühler versuchte, sich zu beherrschen und ergriff ihre Hand. Eine schöne, kräftige Hand, die einmal einer schönen jungen Frau gehört hatte. Rahel Zeevi alias Alessia Bertoni, die Frau, die ihm Peter Adam unter der Nase aus dem Verhör entführt hatte.
    »Nicht sprechen, Rahel!«
    »Helfen Sie mir auf die Beine, Bühler!«
    Doch da waren keine Beine mehr, nur noch blutiges, verbranntes Fleisch. Die Explosion hatte ihr die Beine von der Hüfte an abwärts abgerissen und ihre rechte Gesichtshälfte verstümmelt. Rahel schien es gar nicht zu bemerken. Erst an seinem Blick schien sie zu erkennen, wie es um sie stand.
    »Es ist … noch nicht zu Ende«, hauchte sie.
    »Nein, Rahel, das ist es nicht. Aber wir werden es zu Ende bringen, glaub mir.«
    Sie quälte sich ein Lächeln ab. »Duzt du mich etwa?«
    Bühler schwieg und hielt nur weiter ihre Hand. Rahel sammelte wieder Kraft für ihre letzten Worte.
    »Es ist … erst der Anfang.«
    »Nicht sprechen, Rahel. Ich bring dich jetzt hier raus.«
    »Lass das!« Ihre Stimme klang plötzlich wieder kräftiger und schärfer. »Hör mir zu. Es ist erst der Anfang!« Sie schluckte mühsam. »Ich … habe etwas gesehen, bevor … die Scheiße hier losging.«
    Bühler riss sich zusammen. » Was hast du gesehen, Rahel?«
    Sie sah ihn an mit einem Ausdruck, in dem Bühler das Grauen der Hölle erkannte.
    »Die Bombe …«, presste sie heraus. Und mit dem letzten Hauch, mit dem das Leben sie endgültig verließ, fügte sie hinzu: »… Peter Adam.«

LXXX
    17. Mai 2011, Casina del Giardiniere, Vatikanstadt
    W as ist mit dem Amulett, das Sie in der päpstlichen Wohnung versteckt haben?«, fragte Peter, als er ins Haus zurückkehrte. Sophia Eichner hatte sich zurückgezogen. Maria saß neben ihrem Vater auf dem Sofa und sah Peter düster an.
    »Hast du davon gewusst, Maria?«
    Sie schüttelte den Kopf und wechselte einen kurzen Blick mit ihrem Vater.
    »Ich kannte nie die Bedeutung des Amuletts und der Texte, die Sie im Appartamento gefunden haben«, erklärte Laurenz. »Erst durch Ihre und Marias Nachforschungen verstehe ich langsam, was mir aufgebürdet wurde. Ich wusste natürlich von dem Amulett, aber ich habe mich all die Jahre nur als Bewahrer dieser Dinge angesehen.«
    »Waren Sie gar nicht neugierig?«
    »Doch. Aber ich habe bald verstanden, dass meine persönliche Neugier eine Gefahr für die Kirche bedeuten könnte. Sehen Sie, als junger Mann habe ich mich für mystische Symbolik interessiert. Ich habe sogar vor vielen Jahren ein Buch darüber geschrieben. Bei diesen Forschungen stieß ich auf etwas, das mich sehr beunruhigte. Bestimmte Symbole schienen in direkter Verbindung zu biblischen Offenbarungsvisionen und zu Prophezeiungen wie der des Malachias zu stehen. Sie verkündeten übereinstimmend das Ende der Welt. Es wird Sie kaum überraschen, dass dieses Ende immer mit einer totalen Sonnenfinsternis zusammenfällt. Wie die meisten Theologen hielt ich diese Offenbarungen aber lange Zeit für reine Allegorien. Düstere, moralische Ermahnungen, Infektionen der Seele. Dafür haben wir ja heute das Fernsehen. Kurz nachdem ich zum Papst gewählt wurde, entdeckte ein Handwerker bei Renovierungsarbeiten jedoch dieses Amulett und die Texte. Und wieder sah ich dieses Symbol, das ich inzwischen als Zeichen für den Untergang identifiziert hatte. Die Pergamente zu entschlüsseln war mir unmöglich. Also dachte ich mir: Wer von deinen Vorgängern auch immer diese

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