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Apocalypsis 1 (DEU)

Apocalypsis 1 (DEU)

Titel: Apocalypsis 1 (DEU) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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soll das gehen? Die Kardinäle werden hermetisch abgeschottet und bewegen sich während des Konklaves nur zwischen der Sixtinischen Kapelle und der Casa Santa Marta hin und her.«
    »Bühler wird mich da reinbringen.«
    »Das ist Wahnsinn!«, polterte Don Luigi unvermittelt los. »Jedermann kennt Sie! Sie können da nicht rein! Sie sind der zurückgetretene Papst! Und wenn meine Vermutung zutrifft, wären Sie dort in Lebensgefahr!«
    Laurenz sah Don Luigi an und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Wie lange kennen wir uns, Don Luigi?«
    »Müssen über zwanzig Jahre sein, Eure Exzellenz.«
    »Dann sollten Sie mich besser kennen. Ich muss mit Kardinal Menendez sprechen. Finden Sie einen Weg, mich in die Casa Santa Marta einzuschleusen. Heute noch.«
    Nach der Messe schritten die Kardinäle hinüber zur Casa di Santa Marta zur Mittagspause. Das moderne Gästehaus verfügte über hundertfünf Suiten und sechsundzwanzig Einzelzimmer. Der Komfort war bescheiden, aber im Vergleich zu den improvisierten Bretterverschlägen der vergangenen Konklaven in den Stanzen Raffaels geradezu luxuriös. Ebenso einfach wie gut war das Essen von Chefkoch Puglisi. Es gab italienische Hausmannskost, viel Gemüse und zum Nachtisch gelegentlich ein Gelato . Während des Konklaves hatte nur ein streng ausgewählter Personenkreis Zugang zum Gästehaus. Wie die Kardinäle wurden auch diese Hilfsköche, Reinigungskräfte und Pflegerinnen ständig von Schweizergardisten auf unerlaubte Handys oder Aufzeichnungsgeräte untersucht. Trotz all dieser Sicherheitsvorkehrungen jedoch blühte bereits der Handel mit Insider-Informationen. Eine Information über das genaue Stimmenverhältnis etwa war fünftausend Euro wert. Der Zugang zu den Zimmern sämtlicher Kardinäle, um dort diskrete Nachrichten oder Angebote zu hinterlassen, kostete zwanzigtausend Euro, und der Preis stieg täglich.
    Während der Empfangschef den Kardinälen ihre Zimmer zuwies, führte Menendez ein letztes Telefonat.
    »Kompliment für Ihre Predigt«, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung. »Vielleicht etwas zu volkstümlich und unter Ihrem Niveau, aber wie es aussieht, haben Sie den Nerv getroffen.«
    »Erwarten Sie, dass ich mich für dieses Kompliment bedanke?«, erwiderte Menendez steif.
    »Nein. Durchaus nicht. Haben Sie den Generalschlüssel, Kardinal?«
    »Ja«, sagte Menendez rau und spürte wieder den schlechten Geschmack im Mund, der ihn seit Tagen nicht mehr verließ. Ein Gefühl hatte sich seiner bemächtigt, dass dem Spanier bislang vorher völlig unbekannt gewesen war, ihn nun aber ganz und gar durchdrang wie Fäulnis ein altes Stück Holz: Selbstekel. Am Morgen im Bad hatte Kardinal Menendez zum ersten Mal erlebt, was es hieß, seinem Spiegelbild nicht mehr in die Augen blicken zu können. Gegen seine Natur und seine Erziehung fühlte er sich mit einem Mal verdorben, wertlos und klein. Abfall vor den Füßen Gottes. Unwürdig seines Amtes. Ein Verräter seiner Ahnen und seines Standes. Ein Versager. Ein Nichts.
    »Gut«, sagte die Stimme. »Welche Zimmernummer?«
    »Zweiunddreißig.«
    »Ich werde Sie heute Abend dort aufsuchen und das Geld bringen.«
    »Das ist Simonie !«, ächzte Menendez. »Das werde ich nicht tun.«
    »Sie werden weiterhin genau das tun, was ich Ihnen befehle, Kardinal. Ich habe die kleine Botschaft Ihrer Predigt schon verstanden, aber bitte, so naiv sind Sie doch nicht, Menendez, oder?«
    »Ich kann die Wahl auch so gewinnen«, flüsterte Menendez heiser ins Telefon. »Kein Geld! Bitte! Das könnte nach hinten losgehen.«
    Eine Weile herrschte Schweigen auf der anderen Seite. Menendez hörte den Mann nur atmen. Dann meldete er sich wieder.
    »Also gut. Halten Sie sich trotzdem bereit. Ihr Wahlkampf ist erst vorbei, wenn Sie die weiße Soutane tragen. Für den Fall, dass Sie die Wahl absichtlich oder aus mangelnder Überzeugungskraft verlieren sollten, werden Sie gar keine Soutane mehr brauchen, Kardinal. Wenn Sie scheitern, werden Sie die Sixtinische Kapelle nicht lebend verlassen.«

LXXXV
    18. Mai 2011, Santa Croce in Gerusalemme, Rom
    A tmen. Finden. Leben.
    »Gegrüßet seist Du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit Dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes, Jesus, den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast.«
    Maria kniete abseits von neugierigen Blicken in einer Seitenkapelle der Pilgerkirche, in der Peter ihr das Leben gerettet hatte, und ließ erneut Perle für Perle des

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