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Apocalypsis 1 (DEU)

Apocalypsis 1 (DEU)

Titel: Apocalypsis 1 (DEU) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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vorsichtig aus der demütigenden Position und bettete ihn auf das blutdurchtränkte Kopfkissen. Unaussprechlicher Schrecken lag in dem Ausdruck des toten Spaniers.
    »Mein Gott, Antonio, was haben die mit Ihnen gemacht!«
    Ergriffen kniete der ehemalige Papst vor dem Bett nieder, um für die Seele des Mannes zu beten, den er einst für seinen größten Feind gehalten hatte. Das Letzte, was er für ihn tun konnte.
    Mühsam richtete Laurenz sich wieder auf. Er fühlte sich auf einmal alt. Alt und hilflos, die Apokalypse noch abwenden zu können. Ob und in welcher Weise Menendez mit den Trägern des Lichts kooperiert hatte, würde sein Geheimnis bleiben. Es wurde Zeit zu gehen.
    Als Laurenz sich zur Tür wandte, fiel sein Blick auf den Sekretär an der Wand. Er hatte die Türklinke schon in der Hand, aber etwas ließ ihn zögern. Er trat an den kleinen Schreibtisch heran. Auf dem obersten Blatt der bereitgelegten Briefbögen hatte Menendez vor seinem Tod noch etwas gezeichnet. Laurenz stieß einen überraschten Laut aus, als er das Symbol sah. Drei kurze Spiralen, im Dreieck angeordnet und in der Mitte miteinander verbunden, die ewig umeinander zu kreisen schienen.

    Die Triskele, das mystische Symbol der Dreifaltigkeit. Laurenz wusste, dass Menendez sich oft über sein Interesse an mystischen Symbolen lustig gemacht hatte. Dass er nun als letzte Lebensäußerung ausgerechnet Laurenz’ Lieblingssymbol gewählt hatte, konnte nur eines bedeuten.
    »Was wollten Sie mir noch sagen, Antonio?«
    Hastig durchwühlte Laurenz den Schreibtisch. Er fand den Brief schließlich zwischen den Blättern des Neuen Testaments in einer der Schubladen. Er war auf Latein verfasst und adressiert an: Franz Laurenz, Ioannes Paulus PP. III.
    Lieber Herr Laurenz, Eure Exzellenz,
    vergebt mir. Ich habe die Kirche verraten, ich habe Euch verraten, ich habe Gott verraten. Aber ich bin bereit, Gottes gerechte Strafe zu empfangen. Ich weiß nicht, wie viel Zeit mir noch bleibt, deswegen schreibe ich euch diese Zeilen in aller Eile …
    Laurenz las den Brief zweimal. Und noch ein drittes Mal. Dann steckte er ihn sorgfältig in eine Tasche seiner Kutte und schlug das Kreuzzeichen über der Leiche des Kardinals, der kurz vor seinem Tod Gott noch wiedergefunden hatte. Es wurde Zeit zu gehen. Denn Franz Laurenz wusste jetzt, wer Seth war und wo er ihn finden würde.

LXXXIX
    18. Mai 2011, Nekropole, Vatikanstadt
    D ie Angst, lebendig begraben zu werden. Wieder einmal. Peter versuchte, sich auf Bühler zu konzentrieren, der geduckt durch die schmalen Gänge der Totenstadt hetzte, in der rechten Hand die entsicherte SIG P220. Dennoch: Die Enge, die Dunkelheit und die muffige Luft, aufgeladen mit Tod und Ewigkeit, erinnerten ihn mit jedem Schritt an seine furchtbarsten Albträume. Er ahnte aber, dass ihm das Schlimmste noch bevor stand.
    Denk nicht daran! Hör auf, zu denken! Lauf weiter!
    Wie ein riesiges Wesen sog die endlos verzweigte Katakombe ihre Schritte ein, ihr Keuchen und das Licht von Bühlers Stirnlampe, und atmete diese Zeichen des Lebens als drückendes Schweigen wieder aus. Sie waren Fremdkörper in dieser Welt der Toten. Parasiten, die dieser Organismus ebenso verdauen würde, wie er es seit Jahrhunderten mit allem Lebendigen getan hatte. Hier unten war der Tod etwas, das man greifen konnte. Er hatte eine Substanz. Ein schleichendes Gift, das man mit jedem Schritt einatmete und von dem es keine Heilung gab.
    Maria hatte darauf bestanden mitzukommen. Weder Peter noch Bühler hatten es ihr ausreden können. Selbst Bühlers Einwand, dass sie aus seiner Sicht nur eine Last darstelle, hatte sie nur mit einem abschätzigen Blick quittiert. Nun gab es ohnehin kein Zurück mehr.
    Bühler schien sich in der Nekropole auszukennen, denn er musste sich an den Kreuzwegen nur kurz anhand der Karte orientieren. Zu Anfang hatte Peter noch versucht, sich die Richtung zu merken. Doch trotz seines guten Orientierungssinns hätte er bereits nach wenigen Minuten den Rückweg nicht mehr gefunden.
    Erstaunlicherweise waren die Bomben leichter zu finden als erwartet. Sie verrieten sich selbst. In den Bereichen der Nekropole, die Peter auf der Karte vage markiert hatte, stießen sie nach und nach auf kleine Kästchen, verborgen in Grabnischen und Mauerecken, aus denen es verräterisch bläulich glomm. In jedem dieser Kästchen lag eine Ampulle mit einer zähen roten Flüssigkeit unter einer starken blauen Leuchtdiode. Peter war inzwischen überzeugt, dass das Licht

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