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Apocalypsis 1 (DEU)

Apocalypsis 1 (DEU)

Titel: Apocalypsis 1 (DEU) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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»Die werden alle in Frage kommenden Bereiche durchsuchen.«
    Er wollte die Karten schon wieder einrollen, doch Peter hielt ihn zurück.
    »Warten Sie, Bühler. Nikolas wird irgendwo da unten sein. Wenn Sie jetzt die Kavallerie runterschicken, besteht die Möglichkeit, dass er die Bomben sofort zündet.«
    Bühler zuckte mit den Wangenmuskeln. Der Einwand gefiel ihm nicht, ganz und gar nicht. Er ahnte bereits, was das bedeutete.
    »Also, was schlagen Sie vor?«

LXXXVIII
    18. Mai 2011, Casa di Santa Marta, Vatikanstadt
    Die schwarze fumata verkündete am Abend des ersten Wahltages, dass die Kardinäle sich auch im zweiten Wahlgang nicht hatten einigen können. Während Touristen und Römer nach und nach den Petersplatz verließen, um die Restaurants und Trattorien der ewigen Stadt zu bevölkern und bei Saltimbocca , einem schweren Primitivo oder einer Birra Moretti über den Ablauf des Konklaves zu spekulieren, begab sich Antonio Menendez auf direktem Wege ins Gästehaus Santa Marta. Er hatte im zweiten Wahlgang diesmal nur zweiundzwanzig Stimmen erhalten, während Alberti es inzwischen auf einundsechzig gebracht und damit bereits die Marke der absoluten Mehrheit geknackt hatte. Alberti galt nun als Favorit, soviel stand fest. Das Kardinalskollegium hatte sich von Menendez abgewandt, als witterten sie, dass Gott dies schon lange getan hatte. Menendez wusste: Sobald Schiekel einsah, dass auch er nicht mehr gewinnen konnte, würde er sich für Alberti stark machen, und die Wahl war entschieden. Möglicherweise schon im nächsten Durchgang.
    Kardinal Menendez war nicht der Mann, der schnell aufgab. Er hatte sich ein Leben lang für einen unerbittlichen Kämpfer gehalten. Niederlagen hatten ihn nur stärker gemacht und seinen Ehrgeiz geweckt, umso heftiger zurückzuschlagen. Das Leben war für ihn immer ein nie enden wollender Kampf gewesen, der nur einen Sieger anerkannte: ihn. Aber Antonio Menendez wusste auch, wann das Spiel aus war. Er wusste, dass Gott nun endlich begonnen hatte, ihn zu strafen. Gerade erst begonnen.
    Während die anderen Kardinäle sich zum Abendessen versammelten, zog Menendez sich in seine kleine Suite mit der Nummer zweiunddreißig zurück und betete. Zum ersten Mal seit Jahren betete er wieder wie als junger Mann, mit der ganzen Inbrunst eines verzweifelt Suchenden. Kardinal Menendez betete unter Tränen zu einem Gott, den er vor langer Zeit verloren hatte. Und als er sich irgendwann wieder aufrichtete, hatte er eine Entscheidung getroffen. Kardinal Menendez hatte verstanden, dass es nur einen Weg zurück zu Gott gab, und er war bereit, ihn zu gehen. Er war bereit, reinen Tisch zu machen vor dem Kardinalskollegium, vor der Kirche und der ganzen Welt. Er war bereit, Gottes Strafe anzunehmen. Er sammelte sich und setzte sich an den kleinen Schreibtisch. Dort schrieb er einen kurzen Brief, den er säuberlich adressierte und in einer der Schubladen versteckte. Dann wartete er auf seinen Gast.
    Während die Kardinäle beim Abendessen über den Eklat von Menendez‘ schlechtem Abschneiden diskutierten, gelang es Franz Laurenz, unbemerkt in das Gästehaus einzudringen. Niemand nahm groß Notiz von dem Mönch mit der Kapuze, den Oberst Bühler persönlich in das Haus ließ. Sämtliche Hilfskräfte waren zu sehr damit beschäftigt, kein Wort der Diskussion im Speisesaal zu verpassen.
    Als er im zweiten Stock angekommen war, klopfte Laurenz leise aber vernehmlich an die Tür von Zimmer zweiunddreißig. Doch auch nach dreimaligem Klopfen erhielt er keine Antwort. Er zog den Nachschlüssel hervor, den ihm Bühler beschafft hatte. Es dämmerte bereits, als Laurenz in das Zimmer des Kardinals schlüpfte. Im goldenen Licht des römischen Sonnenuntergangs sah Laurenz seinen ehemaligen Kardinalstaatssekretär nackt auf dem Bett liegen. Er erkannte den Spanier nicht gleich, denn sein Kopf war ihm vom Rumpf abgetrennt worden und klemmte zwischen den hageren Schenkeln des Mannes, das eigene Glied im Mund. Der Mörder des Kardinals hatte es jedoch nicht dabei bewenden lassen. Mit dem Blut seines Opfers hatte er etwas an die Wand geschmiert.
    ICH BIN PAN
    ICH BIN DEINE GATTIN,
    ICH BIN DEIN MANN
    ZIEGE DEINER HERDE,
    ICH BIN GOLD,
    ICH BIN GOTT,
    FLEISCH AUF EINEM BEIN,
    BLUME AUF DER RUTE.
    Laurenz starrte einen Moment schockiert auf diesen gotteslästerlichen, pornographischen Spruch und dann wieder auf den bestialisch zugerichteten Kardinal. Ein Gebet sprechend trat er ans Bett, löste den Kopf des Kardinals

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