Apocalypsis 1 (DEU)
Anzahl der notierten Namen verglichen, und das Ergebnis an den Camerlengo übergeben.
»Ich verkünde das Ergebnis des ersten Wahlgangs!«, rief Kardinal Sacchi lauter als nötig, denn das Gemurmel und Geraune der Kardinäle war inzwischen vollkommen verstummt. Menendez spannte sich an und erwischte sich dabei, dass er mit den Zähnen knirschte.
»Kardinal Alberti – 48 Stimmen. Kardinal Schiekel – 42 Stimmen. Kardinal Menendez – 28 Stimmen.«
Ein Raunen ging durch die purpurnen Reihen als der Camerlengo die Sensation verkündete. Den Eklat. Nur 28 Stimmen für Menendez, den Favoriten. Weniger als ein Drittel. Eine schallende Ohrfeige. Alle Blicke richteten sich auf den Spanier, der schlagartig leichenblass geworden war. Dass ausgerechnet Alberti, den Menendez für einen versoffenen Populisten hielt, fast die absolute Mehrheit erhalten hatte, traf ihn noch mehr als seine eigene Niederlage. Äußerlich jedoch völlig unbewegt, nickte er dem korpulenten und wie immer jovialen Turiner Kardinal zu, der ihm gegenüber auf der anderen Seite der Kapelle saß.
»Damit hat kein Kandidat die nötige Zweidrittelmehrheit erreicht«, verkündete Cechi der Form halber. Nach alter Tradition wurden die verbrauchten Wahlzettel in einem kleinen Ofen in einer Ecke der Kapelle verbrannt. Nach einer erfolglosen Wahl wurden Pech sowie einige Chemikalien dazu gegeben. Kurz darauf ging ein enttäuschtes Raunen durch die auf dem Petersplatz versammelte Menge, die gemeinsam mit hunderten von Fernsehkameras gebannt einen unscheinbaren Schornstein auf dem Dach der Sixtinischen Kapelle beobachtete, aus dem jetzt schwarzer Rauch quoll. Die fumata , das Rauchzeichen.
In der Sixtinischen Kapelle begann der zweite Wahlgang.
LXXXVII
18. Mai 2011, Cimitero del Verano, Rom
A n einer der vielen Wasserstellen des Friedhofs machten sie kurz halt, damit Peter trinken konnte. Er verschluckte sich oft und hustete. Ein paar Besucher des Friedhofs wurden auf das seltsame Trio aufmerksam.
»Beeilen Sie sich, Peter!«, drängte Laurenz.
»Du siehst doch, wie es ihm geht!«, zischte Maria ihren Vater an. »Trink langsam, Peter! Schön langsam. … und jetzt beeil dich, verdammt nochmal!«
Peter sah sie aus den Augenwinkeln an, während er gierig aus einem Wasserhahn am Wegrand trank.
Maria. Du hast mich gefunden, Maria.
»Du fluchst ja schon wieder, Maria«, sagte er und richtete sich hustend auf. »Wo soll das noch enden?«
Nach einer Nacht der Agonie, eingemauert und geknebelt in einer Grabnische, litt er unter Krämpfen und starker Austrocknung. Die Knöchel seiner Hände waren aufgesprungen und blutig von seinem verzweifelten Kampf, sich aus dem engen Gefängnis zu befreien. Seine Kleidung war staubig und verdeckt. Aber er lebte. Nachdem er getrunken hatte, fühlte er sich auch wieder besser. Sogar das Jucken war verschwunden und mit dem Jucken auch die Übelkeit.
Was ist mit dem Virus? Bist du noch krank? Wieviel Zeit bleibt dir?
Ehe der junge Friedhofsgärtner, den Laurenz niedergestreckt hatte, Alarm schlagen konnte, hatten sie den Friedhof verlassen und rannten auf Don Luigis Fiat zu, der bereits vor dem Eingang wartete. Während der Pater sich in den römischen Verkehr einfädelte, berichtete Peter in aller Eile, was passiert war.
»Er wollte mich hier auf dem Friedhof treffen.«
»Nikolas?«
»Ja, Nikolas. Ich glaube, er war genau so neugierig auf mich, wie ich auf ihn. Ich habe ihm von meinen Erinnerungen an unsere Mutter berichtet. Ich wollte von ihm mehr über Seth und die Träger des Lichts erfahren. Ich …« Peter stockte. »Ich wollte ihn töten. Aber er kam mir zuvor. Ich weiß nicht, wie er mich ausgeknockt hat, aber irgendwann bin ich in diesem Grab aufgewacht.«
Maria strich ihm zärtlich über das Haar. Ihr Vater registrierte es, sagte aber nichts.
»Warum hat er dich nicht sofort getötet?« fragte sie. »Warum hat er dich in dieses Grab eingemauert?«
Peter rieb sich das Gesicht. »Ich habe die ganzen letzten Stunden darüber nachgedacht. Ob das ein besonderer Sadismus war oder ein Ritual. Ich glaube inzwischen, vielleicht wollte er mich gar nicht töten, sondern nur für eine Weile aus dem Verkehr ziehen. Kommt Ihnen das nicht bekannt vor, Laurenz?«
Franz Laurenz ignorierte die Anspielung. »Was war das für ein blaues Licht?«, wollte er wissen.
Das blaue Licht. Hat dich das blaue Licht geheilt?
»Keine Ahnung. Aber ich vermute, dass dieses Licht das Rote Quecksilber zündet.«
»Woher wissen Sie
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