Apocalypsis 1 (DEU)
an. »Würden Sie bitte den Kater rufen?«
Maria nickte und ging hinaus. Peter verstand gar nichts mehr. »Den Kater? Welchen Kater?«
Draußen hörte er Maria lockende Schnalzlaute machen. Nach einer Weile kam sie zurück, im Arm einen dicken roten Kater mit einem Halsband und einer Plakette, der sich ungehalten in Marias Armen sträubte.
»Darf ich vorstellen: Vito – der apostolische Kater!«, rief sie lachend und setzte den Kater auf den Küchenboden, wo er sich sofort beleidigt zu schlecken begann. »Ich habe ihn vorgestern entdeckt, wie er ums Haus streunte.«
»Ja und?«
»Schauen Sie sich die Plakette am Halsband an«, forderte Luigi ihn auf, und Peter beugte sich zu dem Kater hinab, der ihn misstrauisch anplierte. Die Plakette zeigte das Wappen von Papst Johannes Paul III. Ein Schneckengehäuse und ein Schwert vor gekreuzten Schlüsseln. Peter hatte das Wappen oft gesehen, doch erst jetzt fiel ihm das Schneckengehäuse auf.
Das kann doch nicht wahr sein!
Don Luigi triumphierte. »Sehen Sie? Ich bin auch nicht gleich darauf gekommen. Manchmal sieht man das Offensichtliche nicht. Die ganze Welt hat gerätselt, was das Schneckengehäuse in dem päpstlichen Wappen bedeutet. Offiziell wurde es als Verneigung des Papstes vor der göttlichen Harmonie der Welt gedeutet, die sich in der mathematisch perfekten Proportion des Schneckengehäuses ausdrückt. Dabei ist es ein uraltes Symbol.«
Peter fragte sich immer noch verblüfft, wie er die Ähnlichkeit des Schneckengehäuses mit dem Spiralsymbol bloß hatte übersehen können.«
»Aber das ist immer noch kein Hinweis auf diesen Hohlraum.«
»Drehen sie die Plakette um, Peter.«
Auf der Rückseite der Plakette stand ein Wort. Nur ein Wort.
VITRIOL
Das Wort war mit silbernem Lackstift auf die Rückseite aufgebracht worden.
»Na, klingelt’s?«, fragte Don Luigi aufgekratzt.
»Das ist eine veraltete Bezeichnung für Metallsulfate«, erklärte Peter ratlos.
»Es ist eine Botschaft«, sagte Don Luigi bestimmt. »Von Laurenz. Nur er kann das geschrieben haben.«
»Eine Botschaft für wen?«
»Für mich. Jetzt schauen Sie nicht so erstaunt, Peter, Sie wissen genau, dass Laurenz und ich ein Vertrauensverhältnis hatten und dass er mich mit verschiedenen Missionen in aller Welt betraute, über die ich mit Ihnen nicht sprechen kann. Ich habe ihm diesen Kater geschenkt. Vito ist hier im Häuschen aufgewachsen. Er kennt die Gärten, und er wusste genau, wohin er laufen musste.«
Peter blickte Don Luigi zweifelnd an.
»Aber was für eine Art Hinweis soll das Wort Vitriol sein?« meldete sich nun Maria.
»Sie können es natürlich nicht wissen, aber Papst Johannes Paul III. interessierte sich für die Geschichte der Alchemie. Fragen Sie mich nicht warum. Es war eine Art Steckenpferd. Und in der Alchemie kommt dem Wort Vitriol eine besondere Bedeutung zu.«
Visita Interiora Terrae Rectificando Invenies Occultum Lapidem. Woher weiß ich das?
»Visita Interiora Terrae Rectificando Invenies Occultum Lapidem«, verkündete Don Luigi. »Suche im Innern der Erde, und durch Läuterung wirst du den verborgenen Stein finden. So haben die Alchemisten ihre Suche nach dem Stein der Weisen chiffriert.«
Peter legte die Plakette auf den Küchentisch.
»Das ist kein Hinweis, das ist pure Spekulation. Das Wort könnte jeder auf die Plakette gemalt haben.«
»Höre ich da einen Unterton des Misstrauens in Ihrer Stimme, Peter?«
»Ich versuche nur, auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben und vernünftige Schlüsse zu ziehen.«
»Sehr gut, Peter! Und was ziehen Sie für Schlüsse?«
Peter sah Don Luigi und Maria an und merkte, dass er dabei war, einen aussichtslosen Kampf zu führen. Gegen seine Vernunft, gegen sein besseres Wissen und gegen die Tatsachen der letzten vierundzwanzig Stunden. Es ging längst nicht mehr um Vernunft. Es ging nur noch um Antworten. Peter seufzte und lehnte sich zurück.
»Also, erklären Sie mir den Weg noch mal. Mit sämtlichen Einzelheiten, bitte!«
Der junge Schweizergardist, der das Gartenhäuschen observierte, meldete kurz vor Einbruch der Dämmerung der Zentrale, dass ein Priester das Häuschen betreten habe. Der Aufforderung der Zentrale, den Priester zu identifizieren, konnte der Gardist nicht nachkommen, da der Mann einen Hut getragen hatte.
Eine Stunde später meldete er, dass der Priester das Häuschen in Begleitung einer Nonne wieder verlassen hatte und sich in Richtung der vatikanischen Museen entfernte.
Danach passierte
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