Apocalypsis 1 (DEU)
Versuch!«
Peter wandte sich von der Tatstatur ab. »Mach du.«
Sie trat an die Tastatur und gab noch einmal die gleiche Ziffernfolge ein. Wieder leuchtete die Diode rot.
»Abflug.«
Maria nickte enttäuscht. Sie folgte Peter, der es auf einmal eilig hatte. Nach einigen Schritte blieb er jedoch abrupt stehen. Dachte nach.
»Was ist?«
Ohne ihr zu antworten, stürzte Peter zurück zur Papstwohnung und starrte auf die Tastatur.
»Was hast du?«, fragte Maria.
»Mir ist gerade was eingefallen.
»Du hast recht, wir sollten es lassen«, flüsterte Maria. »Beim dritten Fehlversuch geht der Alarm los.«
Peter starrte auf die Tastatur. In seiner Konzentration ganz auf die sieben Ziffern hatte er übersehen, dass die Tastatur noch über eine Stern- und eine Rautetaste verfügte. Sieben Ziffern war ungewöhnlich. Normalerweise hatten Pincodes Kombinationen von vier, sechs oder acht Ziffern. Vielleicht musste man noch die Stern- oder die Rautetaste drücken. Eine fifty-fifty-Chance, wenn man nur noch einen Versuch hatte.
Peter zögerte noch einen Moment, dann drückte er entschlossen die Ziffernfolge, gefolgt von der Sterntaste. Maria schloss die Augen.
Die Diode sprang auf grün. Klackend öffnete sich die Tür.
»Woher hast du das gewusst?«, fragte Maria verblüfft, als Peter das Siegel aufbrach und die Tür zur päpstlichen Wohnung aufstieß.
»Ich hab’s nicht gewusst«, grinste er sie an.
»Haha, sehr witzig.« Sie schloss die Tür hinter sich und sah sich in der Wohnung um. »Und wo suchen wir jetzt nach dem Hohlraum?«
Don Luigi blickte den Kommandant der Schweizergarde, der im Dunkeln vor seinem Haus stand, erstaunt an.
»Herr Oberst? Was verschafft mir die späte Ehre?«
»Hochwürden, ich …«
»Monsignore, Herr Oberst«, unterbrach ihn Don Luigi.
Bühler zuckte wütend mit den Backenmuskeln über die Zurechtweisung und stellte sich vor, wie er diesem arroganten römischen Pater aus bester Familie die Fresse polierte.
»… Monsignore, ich habe ein paar Fragen. Darf ich kurz herein kommen?«
Don Luigi schüttelte den Kopf. »Im Augenblick bin ich beschäftigt, Herr Oberst. Lassen Sie uns für morgen etwas ausmachen.«
»Es ist wichtig, Monsignore«, zischte der Schweizer.
»Es gibt wichtige Angelegenheiten und es gibt dringende Angelegenheiten, Herr Oberst. Ich bin gerade mit einer dringenden Angelegenheit beschäftigt. Aber wie gesagt, morgen stehe ich Ihnen zu Verfügung.«
»Ich muss den Journalist sprechen, der sich bei Ihnen aufhält«, presste Bühler hervor.
»Das ist nicht möglich.«
»Warum nicht?«
»Ich denke, das reicht, Herr Oberst. Gute Nacht.«
Luigi schloss die Tür und ließ Bühler einfach stehen. Der Oberst kochte. Aber er wusste auch, wie viel Einfluss der Chef-Exorzist in der Kurie hatte, und wollte es im Moment nicht auf einen Eklat anlegen. Vorläufig.
Bühler war plötzlich überzeugt, dass hier irgendetwas vorging. Und er hatte sich in all den Jahren immer auf seine Intuition verlassen können. Mit Riesenschritten stürmte er zurück zur Kaserne der Garde und verständigte noch auf dem Weg Oberstleutnant Steiner.
»Steiner, erhöhen Sie die Alarmstufe. Befehl an alle Patrouillen um erhöhte Aufmerksamkeit. Rufen Sie alle Männer aus der Bereitschaft, ich bin gleich da.«
Peter war fast ein wenig enttäuscht, wie schlicht die Wohnung wirkte. Er hatte sich die Einrichtung des mächtigsten Mannes der katholischen Welt prächtiger vorgestellt. Stattdessen wirkte sie in einigen Räumen ernüchternd bürgerlich. Peter stellte sich einen Duisburger Jungen aus kleinen Verhältnissen vor, der es mit Intelligenz und Führungswillen ganz nach oben geschafft hatte und seine Herkunft doch nie hatte verleugnen können. Dennoch war die Wohnung groß. Zu groß, um sämtliche Wände nach Hohlräumen abzuklopfen.
»Wir teilen uns auf«, erklärte er Maria. »Vielleicht gibt es irgendwo einen Hinweis auf die Stelle. Ein Spiralsymbol, eine Schnecke, ein Schwert, was weiß ich.«
»Ich bin nicht blöd«, sagte Maria knapp und nahm sich den Empfangssaal vor.
Sie beeilten sich, machten kein Licht. Peter zog die Vorhänge vor, damit der Schein ihrer Taschenlampen sie nicht verriet. Ohne ein weiteres Wort miteinander zu wechseln, suchten sie sämtliche Wände in allen Räumen nach Hinweisen auf einem verborgenen Hohlraum ab. Peter staunte, wie gelassen Maria dabei blieb. Immerhin brach sie hier in die Privaträume des Papstes ein. Dennoch bewegte sie sich beinahe ungezwungen
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