Apocalypsis 3.10 (DEU): Die Reinen Orte. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
werden im Nu überfüllt sein –, wer weist die Neuankömmlinge ab? Das führt zu Mord und Totschlag!«
»Dann ist es unsere Aufgabe, genau das zu verhindern«, sagte Maria. »Und noch mehr Reine Orte zu finden.«
Sie erinnerte sich wieder an ihre Vision acht Wochen zuvor in der kleinen Pension in Montpellier. Als sie den Rosenkranz mit einem der Amulette gebetet hatte und die Jungfrau Maria ihr erschienen war, sie berührt und ihr übers Haar gestrichen hatte, ihr ganz nah gewesen war. Fürchte dich nicht, Maria. Sei stark . Atme. Lebe. Finde.
»Wir brauchen eine Liste.« Maria tippte auf die Karte. »Das – ist unsere Arche. Wir haben keine bessere. Wir sollten anfangen, die Welt darüber zu informieren.«
Zum ersten Mal, seit Yoko ihrer Erkenntnisse vorgestellt hatte, sah Maria jetzt wieder Peter an. Er lächelte sie an. In diesem Lächeln erkannte Maria endlich den Mann wieder, den sie liebte. Ihn und sein anders Ich, dem sie das Amulett gegeben hatte. Und genau deswegen wusste sie, dass sie eine Chance hatten.
LI
24. Juli 2011, Ny-London, Insel Spitzbergen
D er Präsident wirkte angespannt, geradezu nervös. Zögerlich. In den über vierzig Jahren, die Satoshi Nakashima nun schon der Konferenz angehörte, hatte er den Präsidenten noch nie in einer derartigen Verfassung erlebt. Und es gefiel ihm ganz und gar nicht. Erst recht nicht angesichts der augenblicklichen Lage, die schnelle Entscheidungen verlangte.
Nakashima bemerkte, dass Flamels Anspannung auch auf die anderen Mitglieder der Konferenz übergriff. Niemand sprach, alle warteten nur darauf, dass der Präsident etwas sagen würde. Was auch immer man von einem Mann halten mochte, der über siebenhundert Jahre alt war, niemand hätte es gewagt, ihn zu unterbrechen. Flamels Autorität stand außer Frage, er war der Präsident, der Gründer der Konferenz, der Entdecker der Transmutation, der Herrscher der Welt. Und natürlich hatte er vor, es auch zu bleiben. Solange er lebte. Aber genau das war Nakashimas Problem. Nicolas Flamel konnte gut und gerne noch weitere siebenhundert Jahre alt werden. Oder noch älter. Das Buch Dzyan machte keine Angaben darüber, wie lange auserwählte Menschen leben konnten, die mit dem Tesserakt in Berührung gekommen waren. Nakashima jedenfalls gehörte nicht zu ihnen. Und seine Chancen auf Unsterblichkeit sanken gerade rapide.
Mit nur schwer beherrschter Geduld sah er zu, wie der Präsident in dem Buch Dzyan blätterte, das kurz zuvor in der Zentrale eingetroffen war. Seth hatte Wort gehalten. Diesmal. Man würde nicht umhin kommen, sich an die Vereinbarung zu halten.
Nicolas Flamel ließ sich Zeit. Quälend langsam studierte er Blatt für Blatt des uralten Codex, den er selbst teilweise mitgeschrieben hatte. Vor allem die frühesten Texte schienen ihn zu interessieren, und auch Peter Adams Übersetzungen der Maya-Codices.
Einmal hob er kurz den Kopf und sah Nakashima aus seinen gelblichen Augen an.
»Peter Adam und sein Bruder haben ganze Arbeit geleistet.«
Nakashima nickte nur. Flamel schien ohnehin keine Antwort erwartet zu haben. Er wandte sich wieder dem Buch zu. Ein hässlicher alter Mann, mit einer Haut wie Pergament, eingefallen und gebeugt von den Jahrhunderten, den kahlen Schädel mit einer roten Mütze mit Ohrenkappen bedeckt, die er niemals absetzte. Manchmal hackte er mit einem seiner knochigen, ungepflegten Finger auf eine Stelle im Text ein, wenn er etwas Interessantes entdeckt hatte. Bevor er umblätterte, leckte er jedes Mal seinen Daumen an, aber erst nach mehreren Versuchen kam genug Speichel zusammen. Er sah aus wie ein bösartiger Vogel, der sich über seine Beute beugte und hin und wieder an ihr herumpickte. Seine ganze Gestalt widerte Nakashima an. Aber mehr noch als seine Gestalt widerte ihn nun seine Unentschlossenheit an. Siebenhundert Jahre, dachte Nakashima, sind genug. Die Konferenz brauchte dringend eine Erneuerung. Auch darum würde man sich kümmern müssen, wenn die neue Ordnung errichtet war.
»Präsident!« Nakashima hielt es nicht mehr aus. Aus den Augenwinkeln sah er, wie die anderen Mitglieder zusammenzuckten. Einige vor Erleichterung.
Flamel hob den Kopf und sah ihn wieder mit seinen erloschenen Augen an.
»Ungeduldig, Nakashima?« Seine hohe, schleppende Stimme klang gereizt. Nakashima beherrschte seine Nervosität und Wut und versuchte, so neutral wie möglich zu klingen. Wie es sich für den engsten und loyalsten Berater des Präsidenten gehörte.
»Was denken
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