Apocalypsis 3.10 (DEU): Die Reinen Orte. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
mit den farblosen Lippen zuckte, als hielte er stumme Zwiesprache mit sich selbst. Oder seinem Dämon. Ein Anblick, der Nakashima zugleich anwiderte und zu Tode ängstigte. Beides gute Gründe, den Alten zu töten, ehe Flamel ihn umbringen lassen würde. Aber bevor Nakashima noch genug Entschlossenheit aufbringen konnte, richtete Flamel sich schon wieder auf und sah Nakashima durchdringend an, als ob er seine Gedanken gelesen habe.
»Bereiten Sie alles vor, Nakashima«, sagte er leise, aber unüberhörbar. »Wir machen es so, wie Sie vorgeschlagen haben.«
LII
24. Juli 2011, Dormitio-Abtei, Jerusalem
D u bist das Werkzeug des Lichts, aus Hass geschmiedet, um Schmerz und Tod zu säen. Du bist der zweite apokalyptische Reiter, ausgesandt, die Welt durch Blut und Tod zu reinigen. Und genau das wirst du tun.
Von seiner Position aus konnte Father Hanson das Kloster am besten überblicken. Über die winzigen Mikrofone, die er in den letzten Tagen dort platziert hatte, konnte er jedes Wort verstehen, das im Diwan gesprochen wurde, so klar, als sitze er selbst dabei. Es gab kein Entkommen. Sobald Peter Adam und Maria das Kloster verließen, würde er da sein. Er würde schnell sein, ein perfektes Werkzeug des Hasses und des Schmerzes. Und er freute sich bereits darauf.
Father Hanson tastete erneut nach der Machete unter seiner Kutte und spürte das Gewicht der gut geschärften Klinge, die leicht wie ein Engel erwachen würde, wenn es so weit war. Und es war so weit. Hanson sah auf die Uhr, erkannte befriedigt, dass die Stunde, die er noch warten sollte, verstrichen war, und erhob sich. In seinem Kopfhörer hörte er Maria über die Reinen Orte sprechen.
Hass ist die reinste Erscheinung des Lichts, und Schmerz ist der Funke, der es entzünden wird.
Als er seine Position verließ, sah er Nakashimas Leute. Acht Männer in unauffälligen Anzügen, die in zwei Teams auf je einer Seite der kleinen Gasse vor der Abtei auf ihn zukamen. Er identifizierte sie sofort und erkannte auch, dass sie unter ihren Jacketts bewaffnet waren. Hanson legte eine Hand auf den Griff der Machete unter der Kutte. Eine Welle von Wut und Enttäuschung brandete durch seinen Körper. Er überlegte kurz, was er tun sollte, entschied sich dann aber, die Operation wie geplant zu beenden. Nakashimas Leute hatten ihre Chance gehabt, aber sie waren eben zu spät gekommen.
Du bist das Werkzeug des Schmerzes.
Ruhig und ohne Eile ging er weiter auf den Eingang der Abtei zu. In seiner Mönchskutte fiel er nicht weiter auf. Eine Gruppe koreanischer Pilgerinnen kam durch die Gasse. Sie folgte singend ihrem Reiseleiter, der ein großes, poliertes Holzkreuz auf den Schultern trug, wie man es an jeder Ecke leihen konnte, um den Leidensweg Christi auf der Via Dolorosa nachzuempfinden. Hanson sah, dass Nakashimas Leute kurz warteten, um die Pilgerinnen passieren zu lassen. Er wollte den Moment nutzen, um in die Abtei zu schlüpfen. Eine der Koreanerinnen hatte ihn jedoch entdeckt und kam auf ihn zu.
»Father!« , bat sie lächelnd. » Please bless me, Father!«
Hanson sah, dass Nakashimas Leute immer noch warteten, legte der kleinen Frau eine Hand auf den Kopf und sprach den Segen. Die Koreanerin bedankte sich und eilte dann ihrer Gruppe nach. Die Gasse war jetzt frei. Hanson beeilte sich. Aber irgendetwas irritierte ihn und ließ ihn zögern. Irgendetwas hatte sich verändert. Er brauchte einen Moment, bis er verstand, was es war.
Er sah nur noch sieben von Nakashimas Leuten. Der achte war verschwunden. Im gleichen Moment sah er die Bewegung aus dem Augenwinkel. Er wirbelte herum und riss die Machete aus der Scheide. Weiter kam er nicht. Er hörte das Ploppen nicht einmal mehr, als der achte Mann ihm aus nächster Nähe ins Gesicht schoss. Er hörte weder die Schreie der Koreanerinnen, noch das Geräusch, wie die Machete auf das Pflaster klirrte, noch das seines eigenen Körpers, als er neben der Machete aufschlug. Er spürte weder Schmerz, noch empfand er Hass, noch sah er das Licht. Father Hanson aus New York City, Priester, Exorzist, Säufer, Hurenbock, Besessener und Mörder, starb einfach und merkte es nicht einmal.
NAKASHIMA: Ihre Tochter und Peter Adam sind tot. Danke für das Buch.
LAURENZ: Was sollte das mit Father Hanson?
NAKASHIMA: Er stand auf einmal in der Schusslinie. Ein bedauerlicher Kollateralschaden. Ist das ein Problem?
LAURENZ: Nein. Natürlich nicht.
NAKASHIMA: Ich übermittle Ihnen jetzt die Bilder der Operation. Ihre Tochter ist
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