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Apokalypse auf Cythera

Apokalypse auf Cythera

Titel: Apokalypse auf Cythera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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ebenso wenig beantworten wie sich selbst. Aber mit den Informationen, die er mitbrachte, falls er es schaffte, würden sie etwas anfangen können.
    »Das weiß ich nicht. Ich schwöre es Ihnen!« erwiderte er.
    »Wenn ich recht verstehe, Stapen, kamen Sie hierher, um nachzusehen, wie es den armen Opfern des apokalyptischen Feuerschlags geht. Wie sie leben, was sie tun, was sie planen. Richtig?«
    Er nickte stumm.
    »Und Sie erkaufen sich damit die Freiheit?«
    »Genau. Die Freiheit und die Möglichkeit, ein bißchen Glück zu haben und es vielleicht auch zu genießen.«
    »Wie romantisch. Kein Professioneller? Ein Erdenbewohner?«
    »Nein, ein Amateur mit Skrupeln. Sonst wären Sie, Ihara, schon tot. Kein Erdenbewohner. Meine Heimat ist Cassade.«
    »Wie kamen Sie hierher?«
    Er lächelte.
    »Unbemerkt.«
    »Sie müssen also noch wissen – wenn ich Ihre geschickten Fragen richtig deute –, was das Langzeitprogramm ist?«
    Abermals nickte er. Das Mädchen lachte rauh, griff unter seinen wachsamen Blicken nach dem Glas und trank es leer. Dann sagte sie:
    »Wissen Sie, Stapen, daß Sie eigentlich keine Chancen haben?«
    »Das weiß ich.«
    »Und warum versuchen Sie es trotzdem?«
    »Weil ich bisher Glück hatte. Ich bin nicht unvorbereitet.«
    Sie starrte ihn voll neuerwachten Interesses an.
    »Trotzdem wissen Sie nicht, was dieses Projekt soll, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Niemand wird es Ihnen sagen. Es ist die – wie wir denken – grauenvollste Rache, die wir an Baudelaire vollziehen können. Wie übrigens auch die bewegte Geschichte der Menschheit beweist. Sie kommen von Baudelaire?«
    »Kein Kommentar.«
    »Wir werden uns auf eine sehr eigentümliche Weise für jedes einzelne gemordete Leben rächen. Wir rächen jeden verpulverten Baum, jeden Grashalm, jeden der geschmolzenen Felsen. Wir werden Baudelaire auf einmalige Weise vernichten. Bis in das siebente und achte Glied, wie es eines der Bücher Terras ausdrücken würde. Wir sind nur noch nicht ganz so weit, daß wir zuschlagen können. Aber sämtliche Vorbereitungen sind getroffen.«
    Sie deutete hinüber auf ein Bücherregal, das mit gebundenen, schmalrückigen Büchern gefüllt war und voller Lesespulen stand.
    »Dort steht ein Buch. Titel: das Langzeitprogramm. Lesen Sie es. Sie werden daraus sämtliche Informationen herausholen können, die Ihr mysteriöser Auftraggeber sucht. Aber Sie werden auch in diesem Buch nicht erfahren, wie diese Rache vollzogen wird. Wie gesagt. Sie haben keine Chance.«
    Er hob die Schultern und sagte:
    »Das ist das Risiko derer, die mich geschickt haben.«
    »Richtig. Und was geschieht jetzt?«
    Er lächelte entschuldigend.
    »Ich werde Sie zuerst zwingen, ein mildes Betäubungsmittel auszutrinken. Dann werde ich Sie an eine Liege fesseln. Und ich werde in Ihrer Nähe schlafen, um zu verhindern, daß Sie jemanden alarmieren.«
    Sie nickte voller Verständnis.
    »Ich würde es an Ihrer Stelle nicht anders machen, Stapen. Gut, ich sehe ein, daß die Alternative Selbstmord wäre. Habe ich recht?«
    »Irgendwie schon«, erklärte er und stand auf. Mit der linken Hand holte er das Präparat aus der Brusttasche, daß er in einer pharmazeutischen Handlung in der ersten Stadt eingekauft hatte.
    »Nur eines«, warnte Ihara ihn. »Mein Bruder Ree ist groß, jung und stark. Er ist Kommandant des Schiffes Nummer Eins. Also ein hochqualifizierter Mann. Er wird früher oder später auf Ihrer Spur sein. Verglichen mit ihm ist Rufer Exaspere ein lahmer Kerl. Hüten Sie sich vor ihm.«
    »Verglichen mit den Schwierigkeiten, die ich schon hatte, sind diese Warnungen recht dürftig«, sagte Stapen entschlossen. »Ich unterschätze niemanden. Bringen wir es hinter uns.«
    »Keine andere Wahl?« fragte sie und erhob sich zögernd.
    »Nein. Leider. Und noch etwas, Ihara: Ich finde Sie ausgesprochen nett und liebenswert. Wäre ich ein Profi, würden Sie nicht mehr leben. Schonen Sie mein Gewissen, damit ich Sie schonen kann. Ich möchte Ihnen nicht weh tun.«
    Wieder sah sie ihn mit einem eigentümlichen Blick an. Verschiedene Gefühle und Empfindungen schienen sich in ihr zu streiten. Sie zuckte schließlich die Schultern und sagte:
    »In Ordnung. Bringen wir es hinter uns.«
    Das Kommunikationsgerät summte auf, aber Stapen bedeutete ihr mit der Waffe, vor ihm in die Küche zu gehen und dort eine Flasche Erfrischungsgetränk zu öffnen. Wieder summte die Anlage auf.

 
9.
     
    Stapen sah dem Mädchen genau auf die Finger. Während hinter ihnen

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