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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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Wirrwarr aus chaotischen Buchstaben und Zahlen. Er schaute sich das an und sagte: „Ich werde schauen, ob wir dagegen etwas machen können. Wenn nicht, haben wir eine tote Lisa, wenn Folon kommt.“ Murray warf einen Blick auf die Bescherung und murmelte: „Bei Apple hat es ja schon Tradition, dass wir Präsentationen verbocken. Diesmal wollen wir sie ordentlich über die Bühne bringen.“ Er wandte sich wieder dem Mac zu, auf dem er gerade eine Miniversion einer von Folons Figuren gezeichnet hatte, die in einer Sprechblase sagte: BONJOUR MONSIEUR.
    Als Folon ankam, brachte er einen Hauch von Paris nach Cupertino. Er war groß und zerknittert, trug eine königsblaue Malerhose mit Bügelfalte, schmale dunkelrote Hosenträger, ein kariertes Viyella-Hemd, eine abgewetzte Baumwolljacke und eine runde Hornbrille. Begleitet wurde er von Paola Ghiringelli, die eine orangefarbene Weste und eine beige Hose trug, und Marek Millek, der als Grafiker für Apple in Paris arbeitete und als Sherpa und Dolmetscher fungierte. Folon warf die sorgfältige Planung sofort über den Haufen, indem er beschloss, die Computer zu erkunden.
    „Oh, guckt mal!“, sagte Folon, als er Murrays Zeichnung erblickte.
    Er fühlte sich zu der Maschine hingezogen und setzte sich hin, um sich den Macintosh vorführen zu lassen, was zu einem Schnellkurs in Sachen Funktionsweise von Computern wurde. Murray erklärte alles in kurzem, gebrochenem Pidgin-Englisch, das Millek mit einem Cockney-Akzent ins Französische übersetzte. Murray begann, noch mehr zu zeichnen.
    „Geh mal zu den Augen und mach ihm Pupillen rein“, drängte Boich. „Wir könnten Sommersprossen in das Gesicht malen“, erläuterte Murray. Folon setzte sich hin und begann, mit der Maus zu zeichnen. Als er das Bild sah, das auf dem Bildschirm erschien, zuckte er zusammen. „Ah, jetzt kann er nicht mehr zeichnen“, rief Ghiringelli mit heiserem italienischen Akzent aus. Sie wandte sich an Murray und fragte: „Und das ist nur zum Zeichnen gedacht?“
    „Aber nein“, sagte Murray ganz ernst. „Zum Schreiben, zum Tippen auch.“
    Sie setzten sich um den langen Konferenztisch herum und Murray stand neben einem Flipchart, auf dem fünf grundsätzliche Fragen zum Macintosh standen.
    „Das sind gute Fragen“, sagte Folon, während er einen kleinen Kassettenrekorder auf den Tisch legte.
    „Macintosh“, erläuterte Murray, „ist ein Codename. Aber er hat seine eigene Persönlichkeit entwickelt. Er ist mehr als eine Frucht. Mac bedeutet die Maschine. Der Mann, die Persönlichkeit. Der Charakter.“
    „Was ist ein Macintosh?“, fragte Ghiringelli.
    „Das ist ein Apfel“, erwiderte Murray.
    „Ein Apfel?“, fragte Paola Ghiringelli nach.
    „Ja“, sagte Murray. „Es gibt Golden Delicious, Pipins … wahrscheinlich gibt es zehn Apfelsorten.“
    „Ah! Macintosh ist eine Apfelsorte“, rief Ghiringelli aus.
    Folon gestikulierte beim Sprechen. „In Europa“, übersetzte Millek, „denken die Leute bei dem Wort mac an eine Maschine. Er denkt an Geschwindigkeit. Er denkt an einen großen Kerl. Er denkt an einen Macho.“
    „Ich finde den Namen gut“, sagte Folon ruhig, „aber in Europa ist er weit von einem Apfel entfernt.“
    Murray erklärte die Unterschiede zwischen den einzelnen Computern von Apple und erklärte: „Wir wollen ihn nicht als technisches Gerät verkaufen. Wir wollen, dass das Produkt eine Persönlichkeit hat, und wir wollen, dass es die Leute wegen seiner Persönlichkeit kaufen. Wir wollen daraus ein Kultprodukt machen. Wir wollen, dass es die Leute ebenso wegen seine Images wie wegen seiner Nützlichkeit kaufen.“
    Er deutete auf eine weitere Frage auf dem Chart und stellte die rhetorische Frage: „Wer wird ihn benutzen? Er wird auf Schreibtischen benutzt werden. Die Schreibtische stehen in Büros. Die Schreibtische stehen in großen Büros … kleinen Büros … großen Städten … kleinen Städten … in Colleges … in den Vereinigten Staaten … in Europa … in der ganzen Welt.“
    Millek atmete durch und wandte sich an Murray: „Einen Moment“, bremste er. „Das wird jetzt ein bisschen kompliziert. Wenn man im Französischen bureau sagt, bedeutet das ‚Schreibtisch‘ und ‚Büro‘. Wenn Sie von einem Schreibtisch in einem Büro reden, ist das ein bisschen kompliziert.“
    „Ist das geheim?“, fragte Ghiringelli.
    „Sehr“, antwortete Murray.
    „Wir haben viele Freunde bei Olivetti und IBM“, fügte Ghiringelli hinzu.
    „Es ist sehr, sehr

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