Apple - Die Geburt eines Kults
zu bezahlen, die für eine Werbeanzeige gebaut wurde.
Nicht nur Ron Waynes Entwurf für das Gehäuse wurde ad acta gelegt, sondern auch sein ursprüngliches Logo mit dem akademischen Touch. Ein junger Artdirector bei Regis McKenna namens Rob Janov bekam den Apple-Auftrag zugewiesen und machte sich an den Entwurf eines Firmenlogos. Mit der Idee bewaffnet, dass die Computer an Verbraucher verkauft werden sollten und dass dieses Gerät eines der wenigen war, das Farben bot, begann Janov, Stillleben von einer Schüssel mit Äpfeln zu zeichnen. „Ich wollte die Form eines Apfels vereinfachen.“ Er sparte an der einen Seite des Apfels einen runden Bissen aus, was er als lockere Anspielung auf die Welt der Bits und Bytes betrachtete, aber auch als neuartigen Entwurf. Laut Janov verhinderte der fehlende Teil, „dass der Apfel aussah wie eine Cherry-Tomate“. Er legte sechs farbige Streifen quer durch den Apfel, angefangen mit einem flotten grünen kleinen Zweig, und die Mixtur hatte einen leicht psychedelischen Touch. Das Gesamtresultat war verführerisch und warm. Janov erinnert sich an die Ansprüche von Jobs: „Steve wollte immer, dass es sehr hochwertig aussieht. Er wollte etwas haben, das teuer aussah, und nicht wie irgendein klappriges Modellflugzeug.“ Jobs war penibel, was Stil und Erscheinungsbild des Logos anging. Er rief bei der Agentur an und meckerte Regis McKenna abends zu Hause voll. Als Janov vorschlug, die sechs Farben durch schmale Striche voneinander zu trennen, damit sie leichter zu reproduzieren wären, lehnte Jobs das ab.
Für die Herstellung der Typenschilder für die Apple-Computer machte er das Unternehmen ausfindig, das die Typenschilder für Hewlett-Packard herstellte, und brachte in Aluminiumstreifen getriebene Logos mit. Den ersten Satz Schilder ließ er zurückgehen, weil die farbigen Streifen ineinander liefen. Die meisten anderen Computerunternehmen gaben sich mit einem einfacheren Look zufrieden: Sie stempelten ihren Namen auf ein Stück Blech und weigerten sich, die paar Cent extra für die erste Klasse zu bezahlen.
Holt war derweil damit beschäftigt, den Computer zu zähmen. Er hatte sich schon in dem Moment, als ihn Jobs dazu verführte, für Apple zu arbeiten, gedacht, die einzige Möglichkeit, ein zuverlässiges und leichtes Netzgerät zu produzieren, das kühl bleiben würde, bestünde in der Nutzung eines Verfahrens, das noch kein anderes Mikrocomputer-Unternehmen angewendet hatte. Anstatt auf ein konventionelles lineares Netzteil zurückzugreifen, dass sich seit den 1920er-Jahren kaum verändert hatte, beschloss Holt, einen ausgefeilteren Weg einzuschlagen und ein Schaltnetzteil anzupassen, das er früher einmal für ein Oszilloskop entworfen hatte. Ein Schaltnetzteil ist erheblich leichter und beträchtlich komplizierter als ein lineares Netzteil. Es nimmt die normale Netzspannung, schaltet sie in schwindelerregendem Tempo ein und aus und produziert einen konstanten Strom, der keinen von den teuren Speicherchips durchbrennen lässt. Für die Computerbastler, die sich über die Hitze der plumpen linearen Netzteile ärgerten, war ein Schaltnetzteil etwas, das man nur aus der Ferne bewunderte. „Hüte Dich vor Schaltern“, warnten sie einander. Wozniak gab zu: „Ich wusste nur vage, was ein Schaltnetzteil ist.“ Holts endgültige Konstruktion war außerordentlich zuverlässig und kleiner als ein Achtelliter-Milchkarton.
Als Holt mit der Arbeit fertig war und sich die endgültige Größe des Computers klarer abzeichnete, kam Jobs wieder auf seinen ehemaligen Atari-Kollegen Howard Cantin zurück, der das Layout für die Platine des Apple I gemacht hatte, und bat ihn, das auch für den Apple II zu machen. Diesmal hatte Jobs höhere Ansprüche. Cantins erstes Layout lehnte er ab und bestand darauf, dass die Linien, die die Chips miteinander verbanden, im zweiten militärisch geradlinig angeordnet sein sollten. Cantin erinnert sich an die Streiterei: „Er brachte mich einfach auf die Palme. Ich versuchte, ihm zu sagen, dass es einen Punkt gab, ab dem der Drang zu Perfektion unproduktiv wird. Er nervte mich dermaßen, dass ich schwor, nie wieder für ihn zu arbeiten.“ Jobs ließ erst locker, als Cantin das Layout der Platine auf die Größe einer Anwaltskladde verkleinert hatte. Anstatt das geklebte Layout direkt in die Platinenherstellung zu geben, bestand Jobs darauf, dass es fein abgestimmt wurde, und zwar indem es per Computer digitalisiert wurde, obwohl das zu einer
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