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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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bereits existierenden Geräte zu betreuen. Die Art der Arbeit sprach verschiedene emotionale und intellektuelle Interessen an und zog verschiedene Typen von Menschen an. Viele Ingenieure und Programmierer, die vom Erfolg des Apple II begeistert waren, arbeiteten lieber in der Personal Computer Systems Division (PCS). Andere, die eine glänzendere Zukunft, Ansehen und die Chance haben wollten, mit neueren Technologien zu arbeiten, klopften an die Tür der Personal Office Systems Division (POS), die aus einer Kerngruppe von Personen gebildet wurde, die das Lisa-System entwickelten.
    Die Feinheiten wurden einer mikroskopischen Untersuchung unterzogen. Rick Auricchio war Programmierer und arbeitete in der PCS. „Wir hatten das Gefühl, dass die Lisa-Abteilung voller Primadonnen war. Die wollten einen Laserdrucker für 30.000 Dollar und bekamen ihn auch. Die gingen hin und stellten hoch qualifizierte Leute ein. Wir nicht. Ihre Arbeitsnischen waren größer. Die hatten mehr Werke. Obwohl wir die ganzen Rechnungen bezahlten und Geld auf die andere Straßenseite pumpten, waren wir stumpf und langweilig und taten überhaupt nichts. In unserer Wahrnehmung waren die drei Meter groß, blickten einen finster an und trugen die Nase oben. Ohne ein Schildchen in der richtigen Farbe und eine Begleitperson kam man nicht in das Lisa-Gebäude hinein. Das war beleidigend. Die Leute überlegten sich, dass sie nicht ihr Leben lang Kretins sein wollten, also verließen sie die PCS und gingen in die POS.“ Die Mitarbeiter der Lisa Division erwiderten diese Komplimente. Einer sagte: „Wir warfen einen Blick auf den Apple III und nahmen ihn nicht besonders ernst. Wir schauten ihn bloß an und sagten: ‚Die haben ja keine Ahnung.‘“

    Als sich die Divisionen verfestigten, kam langsam eine Unternehmensbürokratie zum Vorschein. Wie gesagt, es gab wirklich keine Möglichkeit, der lähmenden Last des Wachstums zu entkommen. Wenn man mit mehreren Hundert Menschen umgehen muss (erst recht mit mehreren Tausend), sind ein paar Richtlinien nötig, und sei es auch nur, damit die Manager nicht den ganzen Tag lang Ausnahmen erklären müssen. Zum Teil schlug sich dies in unternehmensweiten Rundschreiben nieder. Gelegentliche Bekanntmachungen hielten die Mitarbeiter über Budgets auf dem Laufenden, „die Effizienz und Sparsamkeit widerspiegeln“, oder schlugen Alarm, wenn die Telefonrechnung über 100.000 Dollar im Monat stieg. Andere lieferten Informationen über Sozialabgaben, Gewinnteilungssysteme, Aktienprogramme, Betriebsferien, einen neuen Xerox-Copyshop und Versicherungsmöglichkeiten. Zusammen mit den Leistungsbeurteilungen (planmäßig alle sechs Monate) kam eine „Beurteilungs-Informations-Matrix“.
    Ein Memo aus der Rechtsabteilung verlangte von den Mitarbeitern, den Namen des Unternehmens nicht auf Apple Computer oder Apple zu verkürzen. Es begann so: „Der offizielle Name des Unternehmens lautet Apple Computer, Inc. (bitte das Komma beachten). […] Bitte vereiteln Sie unsere Bemühungen nicht durch den lockeren Missbrauch der Unternehmens-Symbole.“ Andere Mitteilungen hielten die Leute über den Abfahrtszeiten der Shuttle-Busse auf dem neuesten Stand, die zwischen den Apple-Gebäuden verkehrten, drängten sie, Büromaterial aufzubrauchen, in einer technischen Bibliothek vorbeizuschauen oder sich für Plätze in Fernseh-Unterrichtsräumen anzumelden, die mit dem TV-Unterrichtssystem der University of Stanford verbunden waren. Außerdem gab es Bekanntmachungen, die den Unterschied zwischen Memos zwischen einzelnen Büros und Inhouse-Publikationen deutlich machen sollten. Darin wurde den Lesern beispielsweise erklärt: „Das ‚Apple Bulletin‘ vermittelt Informationen mit Zeitwert. […] Es wird über die Poststelle und über Telekommunikationsleute an alle Apple-Standorte verteilt.“
    Sogar einige der unermüdlichsten Antreiber von Apple, wie zum Beispiel der Marketing-Manager Phil Roybal, waren nach mehreren Jahren gezwungen, zuzugeben, dass sich der Ton geändert hatte: „Der Charakter des Unternehmens hat sich verändert, weil es gewachsen ist. Es herrscht mehr Zwang, es wurden Verfahrensweisen eingeführt, Verwalter wurden eingestellt und es gibt Verkrustungen. Weniger Launen. Jetzt laufen die Dinge weitgehend so, wie erwartet. Es geht eher zu wie in einem organisierten Unternehmen.“ Andere äußerten sich weniger schmeichelhaft. Der Publikationsmanager Jef Raskin verkrachte sich schließlich mit Jobs und sagte:

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