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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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Motors oder Exxon den Vorsitzenden vom Hausmeister trennen. Außerdem vergab das Unternehmen an leitende Angestellte Darlehen, damit sie Aktien kaufen oder hohe Steuern bezahlen konnten, und die Gewinnteilung richtete sich nach dem Rang.
    Es gab nie irgendeinen Zweifel, wer der Boss war. Das Erscheinen von Scott, Markkula oder Jobs konnte dazu führen, dass sich die Muskeln der Untergeordneten anspannten. Eine beiläufige Bemerkung, ein Hinweis, eine hochgezogene Augenbraue, ein skeptischer Blick oder ein Heben der Stimme wurden verstärkt und produzierten das, was ein scharfer Beobachter als „Donnerkeil-Management“ bezeichnet. Er erläuterte das so: „Jeder weiß, wer das Sagen hat. Jemand sagt etwas in einem Flur oder lässt eine Bemerkung fallen, und plötzlich wird das 20 Ebenen tiefer zum Gesetz.“
    Eines der wichtigsten Statussymbole war die Nummer, die den Mitarbeitern am Tag ihres Eintritts in das Unternehmen zugeteilt wurde – und die Jobs bei ihrem ersten Erscheinen so große Sorgen gemacht hatte. Diese Nummern, die auf die Plastik-Namensschilder gedruckt wurden, waren eine Firmenversion des in amerikanischen Großstädten üblichen Prominentenverzeichnisses. Als Apple wuchs, stieg der Status der Angestellten mit den niedrigsten Nummern. Die Schilder entsprachen zwar oft nicht dem finanziellen Stand, aber sie lösten trotzdem bewundernde Blicke aus. Einige der ersten Mitarbeiter konnten die Namen ihrer ersten 50 Kollegen herunterrasseln, und andere prahlten mit ihrer Position, indem sie ihre Mitarbeiternummer auf das Nummernschild ihres Autos setzen ließen. Eine andere Art, auf die sich die Alteingesessenen absetzten, war der Cross-Füller mit dem kleinen Apfel, der bei der dritten Apple-Weihnachtsfeier an alle Angestellten verschenkt wurde. Irgendwann gab es die Füller dann auch im firmeneigenen Laden.
    Die soziale Rangfolge war auch an unternehmensweiten Mitteilungen zu sehen. Eine verkündete klangvoll den Unterschied zwischen einem monatlichen Newsletter und einem kürzeren Unternehmens-Rundschreiben: „Frisch beförderte Mitarbeiter verdienen Beifall und Anerkennung […]. Die ‚Apple Times‘ listet frisch beförderte Mitarbeiter auf […]. Das ‚Apple Bulletin‘ sollte nicht für die Bekanntmachung von Beförderungen und sonstigen personellen Veränderungen unterhalb der Ebene eines Bereichsleiters benutzt werden.“
    Außerdem gab es eine Debatte über den Wert der technischen Redakteure. Jobs hatte auf die Apple-Bedienungsanleitungen immer großen Wert gelegt und es herrschte das Gefühl, dass sie einen wichtigen Teil dessen bildeten, was das Unternehmen verkaufte. Einige argumentierten, wenn dem so wäre, hätten die technischen Redakteure einen ähnlichen Tarif verdient wie die besten Ingenieure. Aber am Ende knickte Apple vor dem Begriff des „Wiederbeschaffungswerts“ ein und bezahlte seine Redakteure auf dem Niveau, das außerhalb der Computerindustrie herrschte. Ein Publikationsmanager durfte laut einer formellen Beschwerde, die er einreichte, kein Hauptmitglied des technischen Stabs werden, weil „die Erledigung eines branchenführenden Jobs im Publikationsbereich einfach nicht den gleichen Status hatte wie ‚das Designen eines Netzteils oder eines Softwaresystems‘.“

    Aufgrund dieser ganzen Spannungen und umfangreichen Leitlinien war es für die alten Hasen und erst recht für die Neuankömmlinge eine verwirrende Aufgabe, herauszufinden, wo sie hineinpassten, welchen Aufgaben sie nachgehen sollten und wofür genau das Unternehmen stand. Als im Herbst 1980 die Divisionen gebildet wurden, wurden diese Fragen noch drängender. Denn über einen Zeitraum von zwölf Wochen befand sich Apple im Einstellungsrausch und steigerte seine Beschäftigtenzahl von 600 auf 1.200 Mitarbeiter. Später wurde diese Zeit von manchen als „Dummkopf-Explosion“ bezeichnet. Manche Mitarbeiter wurden von Zeitarbeitsfirmen weggeholt und ganze Gruppen von bis zu 60 Leuten wurden in Orientierungsseminaren eingesammelt.
    Das Wachstum verunsicherte alle. Das Tempo der Veränderung war an seltsamen und alltäglichen Dingen zu erkennen, wie beispielsweise an den unternehmensinternen Telefonverzeichnissen; das waren Loseblattsammlungen, die alle paar Wochen aktualisiert wurden. Manager merkten, dass ihnen die Zeitpläne entglitten und dass sich der Papierkram vervielfachte. Letzteres lag allerdings zum Teil an der Ausbreitung von Apples, die Charts und Diagramme und Mengen von Zahlen ausspuckten. Die

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