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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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„Zuerst wurde das Unternehmen einvernehmlich geführt; eine gute Idee hatte Erfolgschancen. Danach war es, als stünde man neben einem Güterzug und würde mit einer Kette daran zerren. Aber er bewegte sich nicht aus den Gleisen.“ Manche, beispielsweise Roy Mollard, merkten, dass die Divisionen, die zusätzlichen Führungsebenen und die größere Spezialisierung dazu führten, dass sein Einfluss begrenzt war: „Mein Kontrollbereich verengte sich und der Job wurde weniger interessant.“
    Für Außenstehende wie Regis McKenna, der in den prägenden Phasen von Apple eine entscheidende Rolle gespielt hatte, bedeutete die Ankunft eines Vice President für Kommunikation, dass die Zuständigkeiten für Öffentlichkeitsarbeit und Marketingstrategie geteilt wurden. „Man muss erst an anderen Leuten vorbei, um an die gleichen Leute heranzukommen, mit denen man früher eins zu eins zu tun hatte. Man hat es mit einer Unternehmensorganisation zu tun, die alles kontrollieren will.“ Und den Newcomern machte die Gegenwart von Leuten wie McKenna, die etablierte Bande zu den Gründern hatten, das Leben nicht gerade leichter. Der brüchige Waffenstillstand war dadurch gekennzeichnet, dass Apple einen Teil seiner PR-Arbeit intern erledigte, während die Agentur McKenna den Rest machte.

    Aber das Aufkommen einer Bürokratie war kein Nebeltau, der alles überzog und gleichmachte. Es gab eine klare, ausgeprägte Hackordnung, die vom äußeren Anschein verschleiert wurde. Die sorgfältig gepflegten Gleichheitsvorschläge waren in vielerlei Hinsicht ein Trugbild. Oberflächlich hatte Apple nicht viel Ähnlichkeit mit dem Amerika in Nadelstreifen. Auf den Parkplätzen gab es keine reservierten Stellplätze. Jeans, offenes Hemd und Turnschuhe waren als Kleidung akzeptiert (eigentlich wurden sie fast zur Uniform). Es gab keine prächtigen Bürofluchten, sondern nur Nischen mit schulterhohen Trennwänden. Die Büros wurden zu einem Labyrinth in einer offenen Landschaft aus Büromöbeln von Herman Miller. Von Stechuhren hatte man nicht einmal an den Montagebändern etwas gehört. Sekretärinnen wurden als Bereichsmitarbeiterinnen bezeichnet und der Personalchef hieß Direktor für Humanressourcen. Auf den Visitenkarten standen unkonventionelle Titel. Außenstehende ließen sich von dem unkonventionellen Anschein täuschen. Insider durchschauten ihn sofort. Der Programmier Dick Huston sprach vielen Kollegen aus der Seele, als er bemerkte: „Ich habe Apple nie für eine egalitäre Arbeitsstätte gehalten.“
    Die Art, wie die Mitarbeiter einander unterscheiden konnten, war in vielfacher Hinsicht vollkommen konventionell und hatte mehr Ähnlichkeiten mit traditionellen Branchen, als die Apple-Führung zugeben wollte. Außer in der irischen Fabrik gab es bei Apple keine Gewerkschaften. Jobs besaß all den verletzten Stolz eines Gründers, der meint, das Auftauchen einer Gewerkschaft würde bedeuten, dass es ihm nicht gelungen ist, für seine Angestellten zu sorgen; außerdem fand er, die Gewerkschaften seien für die Probleme einiger älterer Branchen verantwortlich. Er versprach, er würde „an dem Tag kündigen, an dem wir uns gewerkschaftlich organisieren“. Doch selbst wenn „Ausstand“ und „Streikposten“ nicht zum Wortschatz von Apple gehörten, so bestand doch ein enormer Unterschied zwischen der Fabrikhalle und den Vorstandsbüros.
    Don Bruener, der eine Zeit lang in der Produktion gearbeitet hatte, sagte: „Die Menschen in der Produktion hatten Angst, wenn sie mit Leuten von außerhalb der Produktion zu tun hatten. Und die Menschen außerhalb der Produktion kümmerten sich nicht um die Produktion. Da hieß es Arbeiter gegen Führungskräfte.“ Nach einer gewissen Zeit bezogen die meisten Führungskräfte Büros im gleichen Gebäude und die höheren Vertreter wurden als Mitglieder des Führungsstabs bezeichnet. Als Apple anfing, öffentliche Hauptversammlungen abzuhalten, saßen genau diese Führungskräfte in der ersten Reihe neben den Direktoren des Unternehmens. Abgesehen davon, dass man im Publikum jüngere Gesichter sah, unterschieden sich die ersten Hauptversammlungen von Apple gar nicht so sehr von denen bei Chrysler oder Bank of America.
    Als junges Unternehmen entwickelte Apple außerdem noch andere Rangabzeichen. Der größte Unterschied beruhte auf dem Wohlstand. Die Diskrepanzen, die es bei Apple gab, waren vor allem nach dem Börsengang weitaus größer als diejenigen, die in reiferen Unternehmen wie General

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