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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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das junge Unternehmen, aber er hatte schon viele Vierteldollar für Pong ausgegeben, die eintönige Tischtennis-Simulation, die Atari in Billardstuben, Kneipen, Flipperstuben und Bowlingbahnen anbot.
    Eine aufmerksame Empfangsdame beobachtete Jobs’ Ankunft in der Lobby von Atari in Sunnyvale. Dazu Al Alcorn, der Chefingenieur: „Die Empfangsdame sagte: ‚Da ist ein Kind in der Lobby. Entweder ein Spinner, oder er hat echt was drauf.‘ Er sah ziemlich ungepflegt aus. Er redete ununterbrochen und behauptete, er würde am HP 35 arbeiten. Er sagte, er könnte den HP 45 in eine Stoppuhr verwandeln. Er tat so, als würde er für HP arbeiten. Ich war beeindruckt, sagte ‚prima‘ und machte mir nicht die Mühe, das zu überprüfen.“ Der leutselige, rundliche Alcorn bot Jobs eine Stelle als Techniker für fünf Dollar die Stunde an. Jobs, für den Aktienbezugsrechte und die sonstigen Leistungen, die Unternehmen im Silicon Valley boten, Mysterien waren, nahm das Angebot an. Einige seiner Freunde waren überrascht, dass er es schaffte, angestellt zu werden. Bill Fernandez dachte jedenfalls, Jobs fehle die nötige Qualifikation: „Er muss sich wohl gut verkauft haben. Ich dachte echt nicht, dass Jobs so gefragt wäre.“

    Jobs wurde einer der ersten 50 Mitarbeiter von Atari und bekam seinen ersten längeren Vorgeschmack auf das Leben in einer Firma, in der es einer Reihe neuartiger Ideen gelang, gegen eine beliebige Anzahl von Managereinwänden zu bestehen. Der Gründer und die dominierende Gestalt des Unternehmens war Nolan Bushnell, der Sohn eines Zementlieferanten aus Utah, der seinen ersten geschäftlichen Coup an der University of Utah gelandet hatte, wo er Löschblätter mit Werbeanzeigen verkauft hatte. Im Jahr 1972 stellte Bushnell im Alter von 29 Jahren sein erstes Videospiel vor. Ingenieure fanden Computer Space reizvoll, aber für das allgemeine Publikum war es zu kompliziert.
    Nach dem Flop mit dem Spiel beschloss Bushnell, selbst ein Unternehmen zu gründen, das Videospiele herstellte und Flipper aufstellte. Er nannte das Unternehmen, das er in einer gemieteten Werkstatt aufzog, Syzygy, und zwar nur deshalb, weil dies das letzte Wort im Wörterbuch war, das mit S anfing. Nach einigen Wochen stellte Bushnell fest, dass bereits ein anderes Unternehmen den Namen Syzygy benutzt hatte, und darum änderte er den Namen in Atari (es kommt aus dem japanischen Spiel Go und entspricht in der Bedeutung ungefähr „Schach“), aber in den ersten Anzeigen hieß es: VON ATARI INC., MIT SYZYGY-TECHNIK.
    Bushnell betrachtete das Geschäft als „eine Art Krieg“ und setzte Diplomatie und Charme, List und Gewalt ein, um seine Mitarbeiter zu bezirzen und die Konkurrenz übers Ohr zu hauen. Mit seinen 1,93 Meter trug er schicke Anzüge, geblümte Hemden und getüpfelte Krawatten, und er wurde Ataris Medizinmann. „Mit Nolan waren wir immer auf der Überholspur“, erinnert sich einer der Gründer. „Er wollte immer alles sofort.“ Um den Chefingenieur Alcorn dazu zu überreden, dass er Pong entwarf, tat Bushnell, als habe General Electric es bestellt. „Dabei hatte ich nie irgendwelche Verhandlungen mit General Electric geführt“, erinnert sich Bushnell. „Aber ich wollte Als Fähigkeiten testen.“ Niemand, und schon gar nicht Bushnell, setzte große Hoffnungen in Pong. „Ich sah das nicht als Artikel, den man groß vermarkten könnte.“
    Das erste Spiel wurde mit einem außen angeschraubten Münzautomaten in Andy Capp’s Cavern aufgestellt, einer beliebten Spielhalle in Sunnyvale. Es war fast sofort klar, dass das elektronische Spiel mehr einbrachte als die Flipper-Automaten. Schon ein paar Tage, nachdem das Spiel aufgestellt worden war, blockierten die vielen eingeworfenen Vierteldollar den Münzeinwurf, und nach ein paar Wochen standen die Leute, die Pong spielen wollten, vor der Bar Schlange.
    Während Pong gut ankam, behandelten die Leute, auf die es ankam, das Unternehmen mit Misstrauen. Einige Banker hielten es für einen Ableger der Mafia. Zulieferer hüteten sich davor, einer Firma Kredit zu gewähren, die so aussah, als könnte sie sich tagtäglich in Luft auflösen. Um den Beschwerden zu begegnen, gründete Bushnell einen Ableger namens Key Games, den er mit Designern, Managern und Plänen von Atari ausstattete. Laut Bushnell sollte das neue Unternehmen eine parallele Spielserie produzieren und das Geld aufsaugen, das an potenzielle Konkurrenten hätte fließen können. Eine Reihe ausgeklügelter

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