Apple - Die Geburt eines Kults
Weideflächen und Gemüsebeeten verbannt, in denen sie Bienenstöcke aufstellten, Winterweizen säten und die Tugenden des biologischen Anbaus priesen. Mit Kettensägen wurde ein Apfelgarten zurechtgestutzt und ausgeputzt, der voll mit vernachlässigten Gravensteinern war. „Steve“, so Friedland, „wurde einer von den Apfelleuten.“ Das Obst wurde zu Apfelwein verarbeitet und über Nacht auf der steinernen Veranda stehen gelassen, wo er sich in Apfelschnaps verwandelte.
Jobs war derart auf seine Ernährungsexperimente fokussiert, dass er manchmal etwas mitaß, das er hinterher absichtlich wieder erbrach. Jahre später betrachtete er die Farm als „echte Lektion in gemeinschaftlichem Leben. Ich habe einmal nachts unter einem Tisch in der Küche geschlafen, und mitten in der Nacht kamen alle nacheinander herein und klauten sich gegenseitig das Essen aus dem Kühlschrank.“ Jobs hatte das Gefühl, dass er zum kleinen Rädchen in einem ländlichen Haufen wurde, und hinsichtlich seines Freundes war er ein kleines bisschen desillusioniert. „Robert bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen charismatischem Führer und Hochstapler.“ Außerdem war Jobs empört über die allgemeine Richtung, die das Leben auf der All One Farm nahm. „Es wurde sehr materialistisch. Alle bekamen das Gefühl, sie würden sehr hart für Roberts Farm arbeiten, und sie gingen einer nach dem anderen. Ich hatte die Nase gestrichen voll und ging auch.“
Kapitel 8.0
Rauschkisten.
D as Ende der Sackgasse in Menlo Park sah aus wie ein trauriger Gebrauchtwagenhandel. Verbeulte VW-Käfer, von der Sonne ausgebleichte Kleintransporter und schrottreife Ford Pintos standen schräg auf den Bordsteinen der Schotterstraße. Die Autos waren entweder dicht an einer efeubewachsenen Mauer geparkt, neben einer Einfahrt, in der mehrere Motoren auf Holzpflöcken standen, oder vor einem ungestrichenen Lattenzaun. Die meisten Fahrer und Mitfahrer hatten einen unauffälligen Handzettel gesehen oder davon gehört, der an Schwarzen Brettern im Stanford University Computer Center, am Berkeley Computer Science Department und im Whole Earth Truck Store in Menlo Park hing. Der Zettel, der die Überschrift AMATEUR COMPUTER USERS GROUP AND HOMEBREW COMPUTER CLUB trug, rang zwischen der Suche nach Mitbewohnern und vermissten Katzen um Aufmerksamkeit. Die Fragen, die darunter abgedruckt waren, lieferten ein paar Hinweise: „Baust Du Deinen eigenen Computer? Ein Terminal? Eine Bildschirmschreibmaschine? Ein I/O-Gerät? Oder eine andere digitale Zauberkiste? Oder kaufst du Rechenzeit bei einem Time-Sharing-Dienst?“
Stephen Wozniak, Allen Baum und 30 andere Hardware-Ingenieure, Computerprogrammierer, Techniker und Teile-Zulieferer waren von der Mitteilung immerhin so fasziniert, dass sie von Palo Alto, Los Altos, Cupertino, Sunnyvale und San Jose aus auf den Interstate Highways 280 und 101 oder von Oakland und Berkeley aus über die Bay Bridge und durch San Francisco zu dem schindelgedeckten Ranchhaus fuhren, das Gordon French gehörte.
Im mausgrauen Zwielicht des 5. März 1975 huschten French und sein Freund Fred Moore in der Garage herum. French war ein Computerprogrammierer Ende 30 mit geflecktem Bart und starker Brille, der seine Tage damit verbrachte, sich ein Dokumentationssystem für die Sozialversicherungsabteilung in Sunnyvale auszudenken. Moore hatte ein mönchisch-strenges Aussehen, dünne braune Haarsträhnen waren zu einem Pferdeschwanz gebunden, er hatte eine spitze Nase und Plastikvorderzähne. Die beiden karrten ein paar Stühle vom Haus her und stellten sie im Halbkreis auf, deckten die Ölflecken auf dem Betonboden mit Zeitungen ab, stellten einen Kassettenrekorder auf, ein paar Teller mit Gebäck und Limonadenkrüge auf einem Picknicktisch neben einer Tür, die in eine Waschküche führte.
French und Moore waren Enttäuschte. Beide hatten zu der People’s Computer Company gehört, die Mitte der 1970er-Jahre einer der bedeutendsten Vorposten von Hobby-Computerexperten auf der Halbinsel von San Francisco gewesen war. Das Unternehmen war von Robert Albrecht gegründet worden, einem frühen Apostel der Macht des Kleincomputers. Er wollte den Menschen, vor allem Kindern, helfen, etwas über Computer zu lernen und in Basic programmieren zu können. Albrecht hatte Bücher wie „My Computer Likes Me“ und „What to Do After You Hit Return“ geschrieben. Der Hauptgrund, weshalb er die People’s Computer Company (PCC) gegründet hatte, war, dass er
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