Apple - Die Geburt eines Kults
eine Boulevardzeitung herausbringen wollte. Die Zeitung war voll von Männchen und Zeichnungen, machte Witze über Computer und versuchte, den Schleier des Geheimnisses zu lüften, der dieses Thema umgab.
Anfang der 1970er-Jahre traf sich eine kleine Gruppe von Redakteuren einmal die Woche im PCC-Büro zu einem Abendessen, zu dem jeder etwas mitbrachte und bei dem sie über Technologie und Computer plauderten. Als Albrecht gegen Ende des Jahres 1974 beschloss, auf die Essen zu verzichten und sich auf seine Zeitung zu konzentrieren, standen Moore und French ohne die Gesellschaft ihrer Brüder im Geiste da. Zu allem Überfluss fand Moore, er sei zu Unrecht aus dem Redakteursjob bei PCC gedrängt worden. Er beschwerte sich: „Bob Albrecht wollte der Chefdragoner aller alternativen Computeruser sein.“ Und er schlug seinem Freund vor, sie sollten ein Treffen für alle einberufen, die sich für Kleincomputer interessierten.
Für Moore war der Homebrew Club eine weitere Alternative, die er auf die Liste der Alternativen setzen konnte, für die er sich während der meisten Zeit seines Erwachsenenlebens eingesetzt hatte. Er hatte Ende der 1950er-Jahre in Berkeley studiert und war an der Abschaffung der Zwangsmitgliedschaft im Reserve Officer Training Corps beteiligt gewesen. Mitte der 1960er-Jahre war er für das Committee for Nonviolent Action auf Vortragsreise gegangen, hatte Colleges besucht und war in einem mit Plakaten und Broschüren beladenen Auto kreuz und quer durch Amerika gefahren. Er hatte eine zweijährige Gefängnisstrafe abgesessen, weil er das Wehrdienstgesetz verletzt hatte, und er war Alleinerziehender zu einer Zeit, als dieses Wort noch eine Kuriosität war. Nach Vietnam vergrub er sich in alternativen Wirtschaftstheorien. Er hielt Arbeit für ein Geschenk und predigte gegen die konventionelle Wirtschaft, den Wert des Geldes, den Landbesitz und dagegen, dass man mit der Natur herumspielte. Er versuchte einen Informationssender aufzubauen, dessen Zentrum der Whole Earth Truck Store in Menlo Park war und der die Städte der Halbinsel erreichte. Sein Schlagwort war „Setze Vertrauen in die Menschen, nicht in das Geld“, und er beharrte auf Slogans wie „Wohlstand ist die Synergie vielfältig miteinander verflochtener Beziehungen“.
Er führte Karteien über Menschen mit ungewöhnlichen Interessen. Neben üblichen Hobbys wie Autos reparieren, Camping, Theater, Schwimmen, Fotografie und Angeln listete Moore auch Perlenketten, Biofeedback, Begräbnisse, Dome, Müll, Hardware, Verschwörungen, Installation, Massage, Webstühle, Geschlechtskrankheiten und Jurten auf. Sein Indexsystem enthielt auch Telefonnummern von Menschen, die sich für Elektronik und Computer interessierten, und Moore hatte sich im Stanford Medical Center mit der IBM 360 vertraut gemacht, denn dort standen Studenten und Außenstehenden ein paar Terminals zur Verfügung. Für Moore waren die Hersteller von Großcomputern – vor allem IBM – genauso verdächtig wie die New Yorker Banken, die staatlichen Behörden, die Monetaristen und die Ölfördergesellschaften. Die Idee für den Homebrew Club war also der Ausdruck breiterer Interessen: „Es gab keinen Grund dafür, dass Computer so teuer waren wie die Maschinen von IBM. Ich versuchte bloß, den Informationsaustausch über Mikrocomputer zu fördern.“
Moores brav-schwammige Ansichten wurden von anderen geteilt, die in Gordon Frenchs Garage kamen. Einer von ihnen war Lee Felsenstein, der in Philadelphia aufgewachsen und in den 1960er-Jahren aus Berkeley ausgestiegen war, um als Reporter für Randgruppenblätter wie Berkeley Barb und Berkeley Tribe zu arbeiten. Mit einer glockenhellen Stimme und einem schnellen Verstand bewaffnet hatte Felsenstein als Ingenieur bei Ampex gearbeitet, war von Al Alcorn bei Atari abgelehnt worden und wohnte in Resource One, einer Kommune, die ein imposantes Gebäude im Lagerhausviertel von San Francisco besetzt hatten. Dort betrieb er umgeben von Bananenbrot und verstopften Abflüssen eine SDS 940, einen der meistbewunderten Mainframe-Computer der 60er-Jahre. Felsenstein und andere hofften, dass der veraltete Computer, den er vom Stanford Research Institute geerbt hatte, den Grundstein dessen bilden würde, was er als Community Memory Project bezeichnete. Er hatte in Zeitschriften wie Coevolution Quarterly Artikel geschrieben, in denen er erläuterte, dass Computer „gesellige Werkzeuge“ seien, welche „Sekundärinformationen“ liefern und
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