Apple - Die Geburt eines Kults
Menschen mit gemeinsamen Interessen miteinander verbinden könnten. Felsenstein und seine Kumpanen hofften, wenn sie Terminals an einen Großcomputer hängen würden, könnten sie ein elektronisches Schwarzes Brett gründen. Felsenstein hatte eine Vision, die an die Zellteilung erinnerte: „Das könnte ein Graswurzel-Netzwerk werden. Es könnte überall und nirgends sein.“
Die Wirklichkeit war weit weniger großartig und die elektronischen Grenzen von Resource One reichten nur bis zu Fernschreibern bei Leopold’s Records und im Whole Earth Access Store in Berkeley.
In dem Plattenladen tauschten Musiker und andere Leute Informationen über Konzerte und Geschäfte aus. Von Zeit zu Zeit übermittelten die Fernschreiber denkwürdige Fragen wie: „Wo gibt es in der Bay Area gute Bagels?“ Woraufhin die Antwort kam: „Ein Ex-Bagel-Macher bringt Euch bei, wie man Bagels macht.“ Einmal enthielt die Liste der verkäuflichen Artikel sogar ein paar Nubier-Ziegen. Abgesehen vom vergnüglichen Aspekt wurden die demokratischen Impulse von den Beschränkungen der Technologie gebremst. Es war leichter, zu telefonieren, ein Schwarzes Brett abzusuchen oder eine Kleinanzeige in einer Zeitung zu schalten, als einen langsamen, klappernden Fernschreiber zu benutzen. Das Community Memory Project war eine jener gut gemeinten Ideen, die gescheitert sind, weil sie ihrer Zeit voraus waren. Für Felsenstein und für Fred Moore waren Computer also die Verfeinerung einiger Aspekte der Underground-Politik der 1960er-Jahre.
Etwa um die Zeit der ersten Versammlung des Homebrew Club redete Felsenstein davon, einige Fortschritte in der Elektronik dafür zu nutzen, jenen Menschen das Leben zu erleichtern, die beispielsweise Nubier-Ziegen suchten. Er wollte ein kleines Gerät namens „Tom Swift Terminal“ bauen, das die umständlichen Fernschreiber ersetzen sollte. Und genau dieses Thema – dass die Welt durch die enormen Fortschritte der Elektronik erschlossen wurde – bildete das Hauptgesprächsthema in Gordon Frenchs Garage.
Das Ausmaß der Veränderung wurde sichtbar, als ein Mitglied einen neuen Computer namens Altair 8800 vorführte. Der Altair wurde auf dem Titel der Januarausgabe 1975 von Popular Electronics („Das Elektronikmagazin mit der weltweit größten Auflage“) als „Projekt ‚Durch-bruch‘“ und als „Der erste Minicomputer-Bausatz der Welt, der sich mit kommerziellen Modellen messen kann“ gelobt und der Bausatz kostete 375 Dollar. Er war etwa so groß wie eine Orangenkiste und hatte ein paar Schalter und Lampen auf einer metallenen Frontplatte. Der Computer wurde von MITS hergestellt, einem kleinen Unternehmen mit Sitz in Albuquerque, dessen Initialen für „Micro Instrumentation and Telemetry Systems“ standen und etwas über seinen ursprünglichen Zweck verrieten. Es war 1969 gegründet worden, um Leitsysteme für Modellraketen herzustellen und zu verkaufen.
Das herausragende Merkmal des Altair war weder das Metallgehäuse noch die Reihen von Schaltern und Lichtern auf der Frontplatte noch der Enthusiasmus von Popular Electronics noch die Tatsache, dass er aus Albuquerque kam. Es war vielmehr eine elektronische Komponente, die sich im Inneren befand: Ein Halbleiterchip, der auf ein ein Zoll langes Stück Plastik montiert war und in winzigen Buchstaben die Aufschrift „INTEL 8080“ trug. Dieser Chip, der nicht größer war als die hier abgedruckten Ziffern „8080“, enthielt die zentrale Recheneinheit eines Computers und war das bemerkenswerteste Beispiel für das, was die Halbleiterunternehmen inzwischen als Mikroprozessor bezeichneten.
Der konzeptuelle Rahmen für diesen Mikroprozessor entsprach den Ideen, die hinter allen digitalen elektronischen Computern standen, die nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurden. Der Electronic Numerical Integrator And Computer (ENIAC), der 1130 von IBM, der 620i von Varian, der PDP-8 von Digital Equipment und der Nova von Data General – alle beruhten auf den gleichen Prinzipien wie der Intel 8080. Der einzige Unterschied war die Größe. Der 30 Tonnen schwere ENIAC mit seinen 18.000 Elektronenröhren war nicht so leistungsfähig wie der Intel 8080, den man trotz seiner 5.000 Transistoren verschlucken konnte. Die zentralen Recheneinheiten (Central Processing Unit, CPU) von Computern wie dem Data General Nova hatten aus Dutzenden von Chips bestanden, die jeweils begrenzte Aufgaben erfüllten. Chips wie der 8080 reichten an die Leistung einiger früher Minicomputer
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