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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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heran, aber sie befreiten die Ingenieure von der mühseligen Arbeit, für sichere Verbindungen entlang der Hunderte von Leiterbahnen zu sorgen, die zwischen den Chips verliefen.
    Der 8080 war der dritte Mikroprozessor, den Intel produzierte. Dieses Halbleiterunternehmen war 1969 in Santa Clara gegründet worden und sein Name war die Kurzform von „Integrated Electronics“. Intels erster Mikroprozessor, der 4004, gehörte zu einem Chipsatz, der für die Steuerung eines Tischrechners gedacht war. Das Unternehmen hatte für den 4004 zwar mit der Aussage geworben, er läute „eine neue Ära der integrierten Elektronik“ ein, aber es war gar nicht so einfach, den bedeutungsschweren Inhalt der Aussage konkret zu erfassen. Unter dem Mikroskop sahen die Muster auf dem 4004 aus wie ein komplizierter Stadtplan. Und doch war dieser Mikroprozessor, von dem Dutzende auf einen einzigen Siliziumwafer geätzt wurden, ein bedeutenderer Fortschritt in der Technik der Massenproduktion als Henry Fords Fließband.
    Die unendliche Vielseitigkeit des Mikroprozessors, der für die Erfüllung beliebiger Aufgaben programmiert werden konnte, ging mit ähnlich wundersamen Fortschritten auf einem anderen Gebiet der Halbleitertechnologie einher – Speicherchips. Computerprogramme, die aus Millionen von Einsen und Nullen bestanden und die bis Ende der 1960er-Jahre auf umständlichen Magnetspeichern gesichert werden mussten, konnten jetzt auf Chips gespeichert werden. Dadurch wurde es billiger und leichter, Programme zu schreiben. Man konnte Mikroprozessoren an zwei Arten von Speicherchips anschließen. Sie konnten Programme lesen, die auf Chips namens ROM gespeichert waren, und sie konnten Programme lesen und verändern, die auf komplizierteren Chips namens RAM gespeichert waren. Da der Mikroprozessor für Dutzende von Aufgaben programmiert werden konnte, senkte er die Kosten von allem, wofür mechanische Teile erforderlich waren, und erhöhte gleichzeitig dessen Wert.
    Die Mitglieder des Homebrew Club interessierten sich verständlicherweise mehr für die praktischen Anwendungen von Mikroprozessoren als für die Geschichte der Massenproduktion. Die meisten von ihnen kannten den kleinen Computerbausatz Mark 8, der auf Intels zweitem Mikroprozessor, dem 8008, aufgebaut war. Dieser Mikroprozessor hatte einen Lehrer aus Südkalifornien zur Veröffentlichung des Micro-8 Newsletter veranlasst, dessen Hauptaufgabe darin bestand, Elektronikbastler über Programme auf dem Laufenden zu halten, die für den 8008 geschrieben wurden. Doch im Frühjahr 1975 war der 8080 in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Er war 20-mal so leistungsfähig wie der 4004 und konnte 8 Bit (anstatt 4 Bit) gleichzeitig verarbeiten. Anders als der 8008, der rund 20 zusätzliche Chips brauchte, damit man ihn nutzen konnte, kam der 8080 mit sechs peripheren Chips aus. Außerdem konnte er mit 65 Kilobyte Speicher verbunden werden, während es beim 4004 nur vier Kilobyte gewesen waren.
    Ein Homebrew-Mitglied verriet, dass es extra den weiten Weg von Kalifornien nach New Mexico gefahren war, um seinen Altair abzuholen. Aber der Computer, der in Frenchs Garage neugierig beäugt wurde, tat nicht viel: Er stand mit blinkenden Lichtern auf dem Tisch. Der Altair war selbst für hartgesottene Bastler eine Respekt einflößende Herausforderung. Man musste an den eigentlichen Computer Dinge wie einen Fernschreiber, einen Fernsehbildschirm, zusätzliche Speicherchips und Programme anschließen, bevor er irgendetwas auch nur im Entferntesten Unterhaltsames tat. Diese Zusätze trieben den Preis in Richtung 3.000 Dollar hoch. Außerdem brauchte der Besitzer Geduld und Geschick, um sich durch seitenweise obskure Anweisungen zu wühlen, Komponenten aus Plastiktüten zu sortieren, die Chips zu prüfen, den Lötkolben zu schwingen und sich mit Problemen wie einem klobigen Netzteil herumzuschlagen, das sich gern einmal überhitzte.
    Auf der ersten Homebrew-Versammlung spekulierten die Mitglieder ein wenig darüber, wofür man Mikrocomputer verwenden könnte.
    Sie schienen zu begreifen – wenn auch mehr instinktiv als wissenschaftlich – , welche Konsequenzen es haben würde, wenn Einzelpersonen Rechenleistung bekommen würden. Einige äußerten die Vermutung, dass Mikrocomputer für die Bearbeitung von Texten und von Unternehmen genutzt würden. Andere dachten, man könnte sie benutzen, um Heizungen, Automotoren, Alarmanlagen und Rasensprenger zu steuern, Spiele zu spielen, Musik zu machen,

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