Apple - Die Geburt eines Kults
Er gab jedoch nach, als seine Gruppe protestierte. Als Jobs die Kontrolle über den Mac übernommen hatte, stellte er seine Absichten klar: Er wettete mit John Couch, dem Leiter der Lisa-Abteilung, um 5.000 Dollar, dass der Mac zuerst ausgeliefert würde.
Smith und Hertzfeld beäugten Jobs zunächst mit Misstrauen. Letzterer war im New Yorker Hinterland aufgewachsen, wo er auf dem College Literatur studiert sowie sich für einen UNIVAC-Computer und Phone-Phreaking interessiert hatte. Das erste elektronische Gerät, das er gebaut hatte, war eine Blue Box, die er auf dem Küchentisch seiner Mutter zusammengesetzt hatte. „Ich nahm an, dass man die auf der Straße nicht bekam, und ich wollte die Befriedigung haben, dass ich sie selbst gebaut hatte.“ Als Phone-Phreak legte er sich den Namen Marty zu, und als er zum ersten Mal nach Kalifornien kam, wohnte er bei John Draper. Er besuchte einige Homebrew-Versammlungen und nachdem er dauerhaft nach Kalifornien gezogen war, baute er ein Bürokontrollystem für Ärzte und Zahnärzte auf und kaufte sich einen Commodore Pet, weil er sich keinen Apple leisten konnte. Als ihm die Arbeit ausgegangen war, half er einem Freund, eine Mauer zu bauen, und er fuhr in einem geliehenen Truck von Firma zu Firma, bis ihm eine Stelle als Techniker in der Kundendienstabteilung von Apple angeboten wurde. Tagsüber reparierte er Apple-II-Computer und nachts studierte er die Schaltpläne. „Ich wollte selber herausfinden, wie das Board funktioniert. Ich hatte fast unbewusste Träume, dass ich irgendwas mit logischen Elementen zu tun haben würde. Es zog mich immer zur untersten Ebene des Systems hin. Ich arbeite nicht gern mit Dingen, von denen ich nicht weiß, wie sie funktionieren.“
Ein Programmierer, der Smiths Talent erkannte, fischte ihn aus der Kundendienstabteilung heraus und empfahl ihn Raskin. Bis zum Frühjahr 1980 hatte Smith einen Prototyp konstruiert, der auf einem 8-Bit-Mikroprozessor basierte. Etwa ein halbes Jahr lang blieb der Computer ohne Software. Ein Programmierer, der engagiert worden war, um einen Teil der Software zu schreiben, besaß einen unerschütterlichen Glauben an die Computersprachen, die bei der Arbeit an künstlicher Intelligenz verwendet wurden, und hatte kaum Sympathien für die Anforderungen an Mikrocomputer. Dann begann Smith mit der Arbeit am Motorola 68000 und um Weihnachten 1980 herum hatte er einen zweiten Mac entwickelt. Hertzfeld, der an Software für den Apple II arbeitete, beobachtete diese Veränderung mit zunehmendem Neid. Eines Abends blieb er länger und schrieb ein kleines Programm, das ein Bild von Dagobert Duck und dazu die Begrüßung HI BURRELL erzeugte.
Hertzfeld war in Philadelphia aufgewachsen und hatte zu programmieren angefangen, als er 15 war. „Ich war erstaunt, dass man diese Schreibmaschine dazu bringen konnte, solche schönen Sachen zu machen.“ Auf der Brown University in Rhode Island studierte er Naturwissenschaften und Mathematik und zog dann nach Berkeley, weil er in Kalifornien leben wollte und die Aussichten auf ein weiterführendes Studium dem Arbeitsleben vorzog. Er kaufte einen Apple II, als dieser sechs Monate auf dem Markt war. Mit einigen seiner Kommilitonen hatte er keine Geduld: „Diese Leute programmierten nicht gern. Sie redeten bloß gern übers Programmieren.“ Er schrieb ein I-Ging-Spiel und nahm es in einen örtlichen Computerclub mit, er konstruierte ein Peripheriegerät für den Apple II und war verblüfft, als er merkte, wie viel manche Computerunternehmen dafür bezahlten. „Ich dachte nicht, dass man solche Sachen für Geld macht. Jetzt hat mich das Geld korrumpiert und ich denke daran, wie viel ich verdienen kann.“
Smith und Hertzfeld hatten nach und nach gelernt, mit Jobs zu leben, und er mit ihnen. Es war ein feines Netz von Beziehungen, das nur zusammenhielt, weil sie alle aufeinander angewiesen waren. Hertzfeld und Smith mussten mit dem unberechenbaren Charakter von Jobs zurechtkommen. Hertzfeld erläutert: „Er kam vorbei und sagte: ‚Das ist ein Haufen Scheiße.‘ Oder er sagte: ‚Das ist das Tollste, was ich je gesehen habe.‘ Erschreckend daran war nur, dass er das über die gleiche Sache sagte.“ Die beiden waren mit der Ungewissheit konfrontiert, ob Jobs sie mochte oder ob er sie nur wegen der Arbeit mochte, die sie leisteten. Und Hertzfeld gestand drei Jahre nach Beginn der Arbeit an dem Projekt: „Ich arbeite des Macs wegen gern für Steve, aber ob ich ihn mag, weiß ich
Weitere Kostenlose Bücher