Apple - Die Geburt eines Kults
zum Motto. Die Fristen, der Druck und die Eile wurden durch die 14-tägigen Homebrew-Versammlungen und auch durch die Aussicht auf die Heirat mit Alice Robertson bestimmt. Nach mehrwöchigem Hin und Her hatte sich Wozniak schließlich zur Verlobung entschlossen, nachdem er immer wieder drei Münzen in die Luft geworfen und gewartet hatte, bis sie alle drei auf Kopf landeten. Als er mit der Arbeit an der Software anfing, bekam er außerdem Asthma und schnaufte so laut, dass ihn die Nachbarn durch die dünnen Rigipswände hindurch hörten. Wozniak hatte Angst, seine Lungen könnten sich im Schlaf mit Flüssigkeit füllen, und gewöhnte sich deshalb an, bis zum frühen Morgen Programmcode zu schreiben.
Wozniak merkte, dass es mühseliger war, Software zu schreiben als Hardware zu entwerfen. Form und Stil seiner ersten größeren Software wurden von Zwängen diktiert. Er befasste sich mehrere Wochen lang mit den grammatischen Regeln von BASIC und stellte fest, dass sie den Regeln von FORTRAN ähnelten, das er ja kannte. Als er vor der Wahl zwischen zwei Versionen von BASIC stand, entschied sich Wozniak für die einfachere. Er schrieb die Programme mit Bleistift auf Papier nieder und ein Kollege bei Hewlett-Packard schrieb ein Programm, welches auf einem Minicomputer von Hewlett-Packard das Verhalten des 6502 simulierte. Einige von Wozniaks Programmen wurden auf dem Computer von Hewlett-Packard getestet. Wozniak räumte ein: „Zum Glück hatte ich im Matheunterricht viel Zeit nicht mit Mathe, sondern mit dem Versuch verbracht, Compiler in Maschinensprache zu schreiben, als ich noch gar keine Maschine hatte. Wenn ich damals in irgendeine Richtung gegangen war, konnte ich nie wissen, ob sie gut oder schlecht war.“
Als er den Code fertig hatte, machte er sich an die Konstruktion eines Computers und griff dabei auf die Schaltpläne zurück, die er für den 6800-Mikroprozessor von Motorola gezeichnet hatte. Er verglich die Eigenschaften des 6800 mit denen des MOS Technology 6502 und seines etwas billigeren Bruders 6501. Wozniak stellte fest, dass abgesehen von der verschiedenen Taktung einiger elektronischer Signale sein bisheriger Entwurf nicht verändert werden musste: „Ich brauchte in meiner Konstruktion keine einzige Leitung und keinen Anschluss zu ändern.“
Er verwendete einige der Methoden, die er beim Entwurf des Computer-Conversor-Terminals benutzt hatte, um wesentliche Fortschritte gegenüber früheren Entwürfen wie dem Cream-Soda-Computer zu erzielen. Der wichtigste Unterschied war natürlich der Einbau des Mikroprozessors. Aber es gab noch andere Fortschritte, die die Benutzung des Computers erleichterten. Anstatt Schalter zu verwenden, um dem Computer Befehle zu erteilen, schloss Wozniak eine Tastatur an. Außerdem setzte er ein paar Chips ein, die man als PROMS bezeichnet (Programmable Read-Only Memories). Darauf waren Befehle gespeichert, die man früher nach jedem Einschalten in den Computer hatte eingeben müssen.
Er legte exakt fest, wie die Chips seines Computers auf der Platine angeordnet sein sollten und befasste sich stundenlang mit der Anordnung der Chips, bevor er die Anschlusssockel für die Halbleiter auf der Platine anbrachte. Was die Verbindungen zwischen den Pins der Halbleiter anging, war Wozniak penibler als die meisten anderen Ingenieure. Ihm missfiel der übliche Kabelsalat, unter dem Platinen häufig verschwanden, und bevorzugte „Point to Point“-Verbindungen. Dafür musste er die Kabel, die er später verlötete, sorgfältig zurechtschneiden. Bei der Fehlersuche zahlte sich dieser mühselige Ansatz aus, denn so war es viel leichter, problematische Pins und fehlerhafte Anschlüsse zu finden.
Wozniaks Privatinteressen beanspruchten immer mehr Zeit. Er nahm seinen Prototyp mit auf die Arbeit und verbrachte viel Zeit am Labortisch damit, weitere Verbesserungen vorzunehmen. Vor allem als Hewlett-Packard verkündete, dass die Taschenrechnerabteilung nach Oregon verlegt werden sollte, „verbrachten wir die halbe Zeit mit unseren Lieblingsprojekten“, so Tuttle. Tuttle hatte sich auch einen 6502 gekauft und schlug sich ebenfalls die Nächte um die Ohren, denn er nahm seinen Prototyp mit nach Hause und probierte es mit einer anderen Methode. Als sie ihre Prototypen gebaut hatten, traten Tuttle, Wozniak und ein weiterer Kollege an ihren Laborleiter heran und schlugen vor, Hewlett-Packard solle darüber nachdenken, Mikrocomputer herzustellen. Tuttle erinnert sich: „Das war so eine
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