Apple - Die Geburt eines Kults
„Blankies“ – Computer, die bloß einen Schalter an einer Frontplatte hatten – und von „Blinkies“ wie dem Altair, die an der Frontplatte nur Lämpchen hatten. Ihrer Meinung nach bildete der Sol eine völlig neue Kategorie. Lee Felsenstein, der Berater bei Processor Technology war, beugte sich über Wozniaks Kopfstütze, warf einen Blick auf den Prototyp des neuen Computers, der auf dem heruntergeklappten Tisch stand, und bildete seine eigene Meinung: „Er war von Grund auf unbeeindruckend. Die beiden Kerle hatten bloß eine Zigarrenkiste. Was hatten denn die schon für eine Ahnung?“
Kapitel 11.0
Eine Menge Mist.
D ie Zigarrenkiste, die Wozniak und Jobs in den Hundstagen 1976 mit nach Atlantic City nahmen, enthielt einen ziemlich deformierten Apple-Computer. Die Platine, die auf den hölzernen Boden geschraubt war, war mit neuen Kabeln geschmückt worden, die sich zwischen den Chips hindurchschlängelten. Trotz ihres kuriosen Aussehens bewachten Wozniak und Jobs die Maschine sorgfältig. Während sie tagsüber versuchten, von einem Papptisch auf der Messe aus ein paar Apple-Computer zu verkaufen, war er in ihrem heruntergekommenen Hotelzimmer eingeschlossen. Abends, wenn die Massen von der Messe verschwunden waren, schlüpften Wozniak, Jobs und Dan Kottke (der von New York aus angereist war, um seinen Freunden zu helfen) in ein Zimmer, das von einem großen Fernsehbildschirm beherrscht wurde. Wozniak verlegte ein Kabel quer über den Teppich, gab ein paar Befehle in den Computer ein und ließ ihn verblüffende Farben auf den Fernsehbildschirm zaubern.
Wozniak hatte an Verbesserungen des Apple gearbeitet, seit er ihn im Homebrew Club vorgestellt hatte. In dem Zwiegespräch nach der ersten Ankündigung hatten ein paar Mitglieder gefragt, an welche zusätzlichen Funktionen er denke. Wozniak hatte erwähnt, er arbeite an einem Schaltkreis mit wenigen Chips, der das Schwarz-Weiß-Gerät in einen Farbcomputer verwandeln würde. Es war eine gewagte Behauptung. Damals dachten die Konstrukteure, eine Farbschaltung würde mindestens 40 Chips benötigen. Wozniaks Entschlossenheit, dem Apple Farbe zu verleihen, entsprang der Vorführung eines Minicomputers, der Farbgrafik darstellen konnte, im Homebrew Club. Ein Gerät namens Dazzler, das von Cromemco hergestellt wurde, einem kleinen Unternehmen, dessen Gründer die Homebrew-Versammlungen besuchten, stellte ebenfalls Farben dar, die bei Wozniak einen Eindruck hinterlassen hatten. „Es war so beeindruckend, Farben herumwirbeln zu sehen. Da wusste ich, dass ich Farben haben wollte.“ Daher war seine Ankündigung, er habe vor, Farbschaltkreise zu entwerfen, sozusagen eine masochistische Herausforderung, und die Fertigstellung lief auf einen Männlichkeitstest hinaus. Wozniaks Hauptgrund, Farbschaltungen hinzuzufügen, war praktischer Natur. Er wollte einen Computer haben, auf dem man Breakout spielen konnte, das Spiel, das er und Jobs für Atari entworfen hatten.
Wozniak kehrte an seinen Labortisch bei Hewlett-Packard zurück und begann, zwei vollkommen verschiedene Probleme anzupacken. Das eine drehte sich um eine Schaltung, die Farben darstellen würde. Das andere war die Verminderung der Anzahl von Chips auf dem Board durch Vereinfachung des Speichers. Der Apple-Computer hatte zwei Speicher. Der eine – ein 8-Kilobyte-Chip-Board – versorgte den Mikroprozessor. Der andere – der aus Verschieberegistern bestand (einer älteren, langsameren Speicherform) – versorgte den Schwarz-Weiß-Bildschirm. In dem Bemühen, die Zahl der Chips zu senken, wollte Wozniak einen Weg finden, dass der gleiche Speicher sowohl den Computer als auch die Anzeige versorgte. Er befasste sich damit, wie ein Bild auf dem Fernsehbildschirm angezeigt wird, und fand heraus, dass das Rasterverfahren zwei Drittel der Zeit damit verbringt, den Bildschirm von links nach rechts mit Elektronen zu beschießen, und ein Drittel der Zeit damit, von rechts nach links zurückzufahren. Mit diesem Wissen bewaffnet, beschloss Wozniak, den Mikroprozessor und den Bildschirm zu zwingen, sich denselben Speicher zu teilen. Während der Rasterstrahl über den Bildschirm lief und Bits aus dem Speicher auslas, war der Mikroprozessor blockiert. Und während das Raster zurückhuschte, schlug der Mikroprozessor zu. Über eine solche Methode war schon einmal im Homebrew Club diskutiert worden, und im August 1975 hatte ein Autor in dem Newsletter des Vereins gefragt, ob man das Display-Timingproblem für die
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