Apple - Die Geburt eines Kults
Die meisten Computerbastler betrachteten Software zwar nicht unbedingt als Geburtsrecht, fanden aber doch, dass sie jedermann, der die Tollkühnheit und den Schneid an den Tag legte, selbst einen Computer zu bauen, kostenlos zur Verfügung stehen sollte. Die Programmierer, die die Software schrieben, waren anderer Meinung. In einem offenen Brief an die Bastler, der in dem Homebrew-Newsletter veröffentlicht wurde, beschwerte sich einer der Entwickler des Original-BASIC für den Altair namens Bill Gates, dass zwar die meisten Kunden von MITS ein Exemplar von BASIC besaßen, dass aber nur ein Zehntel das Programm tatsächlich gekauft habe. „Ohne gute Software“, schrieb Gates, „und einen Besitzer, der weiß, wie man programmiert, ist ein Hobbycomputer Verschwendung. […] Der Mehrheit der Bastler muss klar sein: Die meisten von Euch stehlen Ihre Software.“ Gates’ temperamentvolle Verteidigung der Rechte der Programmierer fiel auf taube Ohren, allerdings antwortete ein Clubmitglied darauf: „Alle Ihre potenziellen künftigen Kunden als Diebe zu bezeichnen, könnte eine ‚uncoole‘ Werbestrategie sein.“
Das Marketing war auch so eine Sache, mit der Wozniak nichts zu tun haben wollte. Die meisten Funktionen, die er nach und nach in den Apple einbaute, entsprachen seinen persönlichen Wünschen. Er ergänzte Schaltkreise für Spieleingabegeräte und Sound, sodass Breakout in vollem Glanz präsentieren werden konnte. Auf dem Bildschirm erschienen nur Großbuchstaben, weil die meisten Tastaturen, die von den Homebrew-Mitgliedern verwendet wurden, nur Großbuchstaben verarbeiten konnten. Wozniak schrieb sogar eine Routine zur Umwandlung von Kleinbuchstaben in Großbuchstaben. „Wir dachten nicht sehr weit voraus. Wir wollten zwar eine Tastatur anschließen, die Kleinbuchstaben konnte, aber aus zeitlichen Gründen kamen wir nicht dazu.“ Auch war der Computer so gestaltet, dass er nur 40 Zeichen pro Zeile anzeigte, weil Fernsehbildschirme nicht mehr Zeichen schafften.
Wozniak war nicht einmal sicher, ob er wollte, dass Jobs seinen Farbcomputer verkaufte. Als Apple gegründet wurde, hatte Wozniak mit Jobs und Ron Wayne eine mündliche Vereinbarung getroffen, dass alle Rechte an Verbesserungen des Apple ihm gehörten. Eine Zeit lang spielte er mit dem Gedanken, seine verbesserte Version an Processor Technology, den Hersteller des Sol Terminal, zu verkaufen. „Ich war nicht sicher, ob das ein Apple-Produkt war.“ Die gesamte Familie Wozniak betrachtete Jobs skeptisch. Leslie Wozniak hatte von ihm als „schlampig aussehender Barfußtyp mit ungepflegten Haaren“ gehört, während seine Eltern hinsichtlich des Geschäftspartners ihres ältesten Sohnes ernstere Zweifel hegten. Jerry Wozniak forderte seinen Sohn auf, über andere Verbündete nachzudenken, und er bot ihm an, ihm Kontakte mit Bekannten von ihm zu vermitteln. „Wir haben uns über Steve Jobs Fragen gestellt“, erinnert sich Jerry Wozniak. „Wir fanden, er war der Typ Mensch, der meint, er müsste immer ganz oben anfangen, und der sich nicht die Mühe macht, sich hochzuarbeiten. “
Die familiären Zusammenstöße kulminierten, als im Herbst 1976 zwei Vertreter von Commodore Business Machines in die Garage der Familie Jobs kamen und anboten, Apple mit Sack und Pack und Prototyp zu kaufen. Die potenziellen Aufkäufer waren vertraute Gesichter. Sowohl Chuck Peddle als auch Andre Sousan hatten schon früher mit Apple zu tun gehabt, und Ersterer hatte das Team geleitet, das den MOS Technology 6502 designte (Wozniak hatte seinen ersten 6502 auf der Messe in San Francisco der Frau von Peddle abgekauft). Als Wozniak gerade Änderungen am Apple vornahm, hatte Peddle in der Garage der Jobs vorbeigeschaut und den KIM-1 vorgeführt, einen Einplatinen-Mikrocomputer, den MOS Technology entwickelt hatte, um Ingenieure zu schulen, die den 6502 in Aufzügen und Haushaltsgeräten einsetzen wollten. Zwischenzeitlich war MOS Technology von Commodore Business Machines übernommen worden, wo Andre Sousan Vice President of Engineering war. Sowohl Sousan als auch Peddle waren überzeugt, ein modifizierter Apple würde es ihrem neuen Arbeitgeber ermöglichen, sich auf das Feld der Mikrocomputer zu stürzen. Jobs hatte auch eine Preisvorstellung: Er wollte für Apple 100.000 Dollar haben, ein paar Commodore-Aktien und ein Jahresgehalt von 36.000 Dollar für sich und für Wozniak.
Tatsächlich hätte der Verkauf mehr Geld gebracht, als sich beide je vorgestellt hatten,
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