Apple - Die Geburt eines Kults
hatte seine eigene Methode, die eventuell auftretenden Risiken aufzufangen. Wozniak bekam seinen regelmäßigen Gehaltsscheck von Hewlett-Packard. Ron Wayne entscheid, dass er es sich nicht leisten könnte, irgendwelche Risiken einzugehen, während die Baums ihre Wette dadurch absicherten, dass sie für ihr Darlehen saftige Zinsen verlangten. Bill Fernandez stellte sicher, dass er einen Vertrag bekam. Steve Jobs riskierte etwas anderes – dass er Jahre seines Lebens dem Unternehmen widmete und von Apple aufgezehrt wurde.
Ein leicht boshaftes Schreiben von Dan Kottke, der wieder zum Studieren in den Osten gegangen war, fängt das Spannungsverhältnis zwischen Mystizismus und dem Geschäft des Computerbaus recht gut ein. Einmal schickte Kottke Jobs eine mystische Fotografie und legte ihr eine Notiz bei, in der es unter anderem hieß: „Nachdem Du vor den Lotosfüßen des Soseins ein ausgiebiges Prana durchgeführt hast, blicke voller Liebe auf das Bild, mit kosmischen Gedanken von kosmischer Bedeutung und Tiefe, bis das Telefon klingelt. Geh an das Telefon, feilsche wie wild und weigere Dich, unter 2,3 Millionen zu verkaufen.“
Aber bei Apple gab es auch Aspekte, die Jobs genoss. „Ich bekam die Chance, ein paar Dinge so zu machen, wie sie meiner Meinung nach gemacht werden sollten. Ich fand, ich hätte nichts zu verlieren, wenn ich Atari verließ, denn ich könnte ja jederzeit zurückkehren.“ Für Jobs waren Großunternehmen groß und hässlich und wie Lockheed. Sie schmierten Senatoren. Sie organisierten Bestechungen. Sie rechneten opulente Mahlzeiten als Spesen ab. Jobs erinnert sich: „Ich wollte kein Geschäftsmann sein, weil ich nicht sein wollte wie alle Geschäftsleute, die ich kannte. Ich dachte, das Leben in einem Kloster müsste anders sein als das Dasein eines Geschäftsmanns.“ Dieser innere Aufruhr war der Mittelpunkt langer Diskussionen mit den Menschen in seiner Umgebung. Bill Fernandez begleitete ihn auf mitternächtlichen Spaziergängen durch Los Altos und Cupertino und fungierte als wohlmeinender Kritiker. Ron Wayne stellte fest: „Steve war auf der Suche. Er fragte sich ernstlich, ob er Apple vorantreiben sollte.“ Wayne beruhigte ihn aber wohl kaum, denn er sagte ihm, er gehe das gleiche Risiko ein wie Frankenstein; und er sagte voraus, dass ihn der Schlund des Unternehmens, das er schuf, verschlingen würde.
Es gab aber noch eine ältere, weisere Quelle von Ratschlägen. Kobin Chino war ein Zen-Mönch, den Jobs nach seiner Rückkehr aus Indien kennengelernt hatte. Chino war im San Francisco Zen Center Schüler von Suzuki Roshi gewesen, des Autors von „Zengeist, Anfängergeist“, eines reflexiven Handbuchs für Zen-Anhänger. Chino wohnte in einem kleinen Zen-Zentrum in Los Altos, und Nancy Rogers, die Jobs und Kottke nach Indien nachgereist war, wohnte in einem Zelt in der Nähe der Ranch und nahm Meditationskurse. Jobs besuchte sie häufig und sprach sowohl mit ihr als auch mit Chino darüber, Apple aufzugeben und in ein Zen-Kloster in Japan zu gehen. Chino und Rogers hörten ihm zu. Ersteren amüsierte das Dilemma und er riet Jobs in gebrochenem Englisch, das Unternehmen weiterzuverfolgen. Er prophezeite ihm, er würde keinen Unterschied zwischen dem Geschäftsleben und dem Leben in einem Kloster feststellen. Jobs betrieb weitere Seelenforschung. „Ich hatte so ein Gefühl, dass Apple verzehrend sein würde. Es war wirklich ein schwerer Entschluss, nicht nach Japan zu gehen. Ein Teil von mir war ein bisschen besorgt, denn ich hatte Angst, wenn ich gehen würde, käme ich nicht mehr zurück.“ Nancy Rogers fand: „Steve hatte Angst vor Apple. Er dachte, er würde sich in ein Monster verwandeln.“
Im Spätsommer 1976 fanden die Manager und Ingenieure anderer Computerunternehmen, Halbleiterunternehmen und Videospielunternehmen nicht, dass Apple eine monströse Bedrohung darstellte. Nolan Bushnell sagte über Atari: „Wir wateten bis zum Arsch in Alligatoren“, und somit wäre der Markt für Hobbycomputer nur eine Zerstreuung am Rande für ein Unternehmen gewesen, dessen Hauptgeschäft sich um Unterhaltung und Videospiele drehte. In Halbleiter-Häusern wie National Semiconductor und der Intel Corporation bildeten ein paar Enthusiasten kleine Projektgruppen, brüteten über Zeitschriften wie Byte und Interface Age , schnitten Anzeigen von ein paar Kleinunternehmen aus, die Werbung für einen Einplatinen-Computer machten, und besuchten die naheliegenden und passenden
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