Apple - Die Geburt eines Kults
Mitglieder lösen könnte, wenn „man eine Schaltung veröffentlichen würde, die einen Mikrocomputerspeicher ausliest, während der Computer ihn nicht benutzt“. Damit diese Zuteilung funktionierte, musste Wozniak die Geschwindigkeit des Mikroprozessors drosseln. „Von dem Computer wurde ja nur verlangt, dass man darauf spielen konnte, also würde das niemand je merken. Das war schon lustig: Bloß durch Nachdenken über ein paar Probleme, die nichts miteinander zu tun hatten, ergab sich ein einfacheres Design.“ Wozniak hatte die Farbe sozusagen gratis eingebaut und einen Computer konstruiert, der zwar nur halb so viele Chips besaß wie das erste Gerät, aber leistungsfähiger war.
Außerdem wollte Wozniak die Kapazität des Apple erweitern. Die Leistung der Minicomputer hatte zum größten Teil auf Steckplätzen im Motherboard beruht, die kleinere Platinen beherbergten. Die Steckplätze waren ein entscheidender Teil der Konstruktion, denn sie bedeuteten, dass die Computer ein breites Spektrum von Aufgaben erledigen konnten. Die kleineren Platinen, die man in die Steckplätze schob, konnten zusätzliche Speicherchips enthalten, eine Verbindung zu einem Drucker oder zu einem Telefon. Einige der erfolgreichsten Minicomputer-Hersteller hatten kleinere Firmen dazu ermuntert, Peripheriegeräte herzustellen, die mit ihrem Computer funktionierten. Also brachten die Steckplätze allen Beteiligten Vorteile: dem Computerhersteller, der sich mit den vielen Eigenschaften des Geräts brüsten konnte, und der Subindustrie, die daraus entstand; den Herstellern von Peripheriegeräten, die neue Produkte herstellten; und den Kunden, die eine Maschine bekamen, die mehr als nur eine Aufgabe erledigen konnte. Einer der Gründe, weshalb der Altair bei den Bastlern einen so großen Eindruck hinterließ, war die Tatsache, dass er einen Minicomputer mit Steckplätzen imitierte. Wozniak gefiel die Vorstellung von Slots – „Ich war an Computer mit 20 Steckplätzen gewöhnt, die immer mit Karten bestückt waren“ – und er beschloss, dass sein Farbcomputer acht Steckplätze haben sollte. Jobs war anderer Meinung, und diese Meinungsverschiedenheit entpuppte sich als eine ihrer langwierigsten Streitigkeiten. Wozniak erinnert sich: „Steve sah nur einen Computer, der ein paar Sachen konnte – einfache Programme schreiben und spielen. Er dachte sich, man könnte vielleicht einen Drucker oder auch ein Modem anschließen, aber mehr als zwei Steckplätze würde man nie brauchen. Ich weigerte mich, es bei zwei Steckplätzen zu belassen.“
Während Jobs und Wozniak über die Zahl der Steckplätze stritten, traten sie regelmäßig beim Homebrew Club auf, dessen Versammlungen sich wie ein Leitmotiv durch die Entwicklung des Farbcomputers zogen. Bei diesen Bastlerversammlungen gewann Wozniak ein paar Anhänger aus dem Teenager-Lager: Randy Wigginton, der im Sommer 1976 gerade 16 war, und den 15-jährigen Chris Espinosa. Wigginton hatte ein paar kleine Programme für Call Computer geschrieben und dabei Wozniak und dessen primitives Terminal kennengelernt, wobei ihn Letzteres mehr beeindruckte als Ersterer. Wiggintons Vater war Ingenieur bei Lockheed und die Familie wohnte in Sunnyvale. Wigginton hatte zwar ein sonniges Äußeres, wie aus der Eiscremewerbung entsprungen, aber auch Haare auf den Zähnen, und er hatte sein Scherflein an Kindheitsproblemen abbekommen. „Auf der Junior High School war ich drogensüchtig.“ Er hatte beobachtet, wie ein Drogendealer, den er kannte, verhaftet wurde, weil er einen säumigen Kunden ermordet haben sollte, der in die Kanalisation geworfen worden war. Mit 13 fand Wigginton einen weniger gefährlichen Zeitvertreib, nachdem er in einem Sommerkurs der Homestead High School auf den Computer gestoßen war. Dort war ein Fernschreiberterminal mit einem Computer bei Hewlett-Packard verbunden gewesen. „Als ich auf den Computer stieß, war es vorbei.“ Seine Eltern steckten ihn in eine private Highschool in San Jose, wo ihn die Computer in Beschlag nahmen. In seinem ersten Jahr organisierte er eine Computer-AG und im zweiten Jahr brachte er Schülern, die zwei Klassen über ihm waren, BASIC bei. Er hatte den Spitznamen Computer Randy und als er versuchte, den Fängen einer Ticketverkäuferin zu entgehen, weil er keine Partnerin für den Abschlussball hatte, riet man ihm, er solle doch einen Computer einladen. Wigginton fand Wozniak, der ähnliche Spötteleien zu erdulden hatte, gleich sympathisch. Wozniak
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