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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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hier die Stellung halten. Sie drei könnten
zusammen nach Osten gehen – die Richtung, die sie meistens einschlug –, und Sie
sollten beieinander bleiben und vor Sonnenuntergang zurück sein.«
    Diana nahm den letzten Schluck aus ihrer gewaltigen Kürbisschale.
»Sie könnte gefährlich sein«, sagte sie.
    »Jeder von uns könnte gefährlich sein.« Appleby erhob sich und
hoffte, daß die anderen rasch aufbrechen würden. Plötzlich wünschte er sich,
allein zu sein – und er hatte das sichere Gefühl, daß es, je weniger im
Augenblick gesagt wurde, desto besser war.
    Aber Diana ließ nicht locker. »Wir sollten herausfinden, wer ihn als
letzter gesehen hat. Und was jeder von uns seither getan hat. Solche Sachen. So
wird das doch immer gemacht.« Sie blickte bekümmert in den leeren Kürbis. »Ich
dachte, ich hätte ihn noch gesehen, kurz bevor er – auftauchte. Aber
anscheinend war das eine Täuschung.«
    »Beim Frühstück waren wir noch alle zusammen«, sagte Glover. »Dann
ging Miss Curricle allein davon. Danach …«
    »Als nächster«, unterbrach Hoppo ihn, »ging Unumunu. Er wollte noch
einmal versuchen, über die Hügel im Osten zu kommen. Zurück blieben die vier,
die nun hier versammelt sind.« Plötzlich blickte er mit größter Schärfe auf.
»Und Glover und ich waren zusammen, bis Sie uns die Nachricht überbrachten.«
    »Das waren John und ich auch.« Diana nickte weise.
    »Hand in Hand, könnte man sagen. Praktisch …« Sie schien zu
überlegen, wie sie es noch eindringlicher formulieren konnte. »Na, praktisch
Hand in Hand.«
    Glover hustete. »Schon wahr, Hoppo.« Er runzelte die Stirn. »Aber
wenn ich es überlege – vielleicht auch nicht. Beim Austernfischen kam Ihnen die
Idee, daß Sie vielleicht auch in dem Becken weiter draußen …«
    »Aber vergessen Sie nicht, mein lieber Glover, daß ich keine Austern
dort fand. Ich kann nicht mehr als fünf Minuten …«
    Appleby hob hastig die Hand. »Ich glaube nicht, daß uns diese
Überlegungen weiterhelfen. Auch wenn wir in gewissem Sinne – ähm – stets zu
zweit waren …«
    »John« – Diana sah ihn plötzlich vorwurfsvoll an – »einmal hast du
mich doch verlassen – das waren bestimmt auch fünf
Minuten. Was hast du da …«
    Wieder hustete Glover, lauter diesmal. »Ich bin ganz Applebys
Meinung. Im Laufe eines langen Tages ist es doch nur natürlich« – er hustete
heftiger denn je – » aus gesprochen natürlich, daß man …«
    »Zeit zum Aufbruch.« Hoppo beschattete die Augen mit der Hand und blickte
entschlossen in die Ferne. »Ich muß sagen, mir wäre leichter zumute, wenn wir Miss
Curricle vor Einbruch der Dunkelheit fänden.« Sie machten sich auf den Weg, Diana
widerstrebend, Glover und Hoppo ein wenig verlegen mit Knüppeln bewaffnet. Appleby
blickte ihnen nach, dann wandte er sich der Betrachtung dessen zu, was man hier
an diesem Ende der Welt nun den Ort des Verbrechens nennen mußte. Wo war der Schwarze
erschlagen worden? Am besten fing er an der Stelle an, an der sie den Leichnam gefunden
hatten, sah sich dort genau um und arbeitete sich dann von da aus weiter. Der Tote
hatte auf einem Felsen knapp unter der Oberfläche gelegen, von Wasser umgeben. Und
dieses Wasser wiederum säumte auf der einen Seite ein weiter Halbmond aus Sand,
auf der anderen ein Riff, das bei Ebbe auftauchte und bei Flut etwa knietief verschwand.
Der Schädel der Leiche war von hinten entweder mit einem Stein oder mit einer
glatten und schweren Waffe zertrümmert worden.
    Das war also der Schauplatz. Er malte sich aus, daß Unumunu dort
zusammen mit jemandem badete, so wie er und Diana am Morgen gebadet hatten. War
es denkbar, daß der Mord direkt am Felsen geschehen war? Nein; wie hätte der
Täter seine Waffe unbemerkt dorthin mitnehmen sollen? Außerdem hätte er im
Wasser oder auf unsicherem Felsgrund niemals den Schwung zu einem so
vernichtenden Schlag aufbringen können. Wenn man nicht gerade von einem Boot
ausgehen wollte, war ein Verbrechen am Fundort undenkbar.
    Zwei Stellen gab es allerdings in der Bucht, an denen der Untergrund
eher geeignet war, zwei große Felsen; beide waren groß genug, daß Diana und er sich
darauf gesonnt hatten. Aber auch dort wäre ein Mord nicht ohne weiteres möglich
gewesen; es gab keine losen Steine, wieder hätte der Täter seine Waffe mitbringen
oder sie vorher dort verstecken müssen. Und für eine vorbedachte Tat wäre der Ort
unvernünftig gewesen, denn jeder von der kleinen Einwohnerschar der

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