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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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als
bei manch anderem. »Dann würden wir uns fühlen wie auf der Arche Noah. Mr.   Hoppo, glauben Sie an die Arche – oder ist das nur eine Geschichte?«
    Miss Curricle hustete warnend, als wolle sie sagen, daß sie theologische
Diskussionen denkbar unangebracht in ihrer gegenwärtigen Lage finde. Doch Mr.   Hoppo
ging gern darauf ein. »Ich glaube daran, daß die Sintflut eine historische Tatsache
ist, keine Frage. Aber zugleich ist es auch eine Geschichte, etwas, das
die Vorsehung uns mit allegorischer Absicht gegeben hat.«
    »Das wäre aber recht hart mit den armen Sündern«, meinte Unumunu,
»wenn man sie den Qualen einer solchen Flut ausgesetzt hätte, nur um eine allegorische
Erzählung daraus zu machen. Aber was die historische Tatsache angeht, da bin
ich ganz Ihrer Meinung. In beinahe jeder Folklore finden sich Hinweise auf eine
solche Flutkatastrophe. Das Abschmelzen des Polareises könnte eine Erklärung
sein.«
    Man konnte sehen, wie Mr.   Hoppo sich aufrechter setzte, in der
Art eines Universitätsdozenten, den ein unerwartet intelligentes Erstsemester
plötzlich aus seinem Halbschlaf reißt. »Daß sich die praktische Seite des
Geschehens«, sagte er mit wohlüberlegten Worten, »mit dem erklären läßt, was
man gemeinhin natürliche oder wissenschaftlich faßbare Tatsachen nennt, heißt
noch lange nicht …«
    »Miss Curricle«, unterbrach ihn Mrs.   Kittery, die für abstraktere
Fragen keinen Sinn hatte, »könnte Noahs Weib sein. Und – und Sir Ponto wäre
Ham.«
    »Darf ich mich vorstellen: Mrs.   Noah«, sagte Miss Curricle, die auch
im Humor ihre Strenge bewahrte. »Wenn wir wirklich eine Art Arche sind – und
ein Schiff sind wir ja wohl kaum –, dann wäre das
vielleicht ein gutes Omen, daß auch wir unseren Berg Ararat finden werden. Und
jetzt, finde ich, sollten wir alle zu Bett gehen.« Sie blickte sich um. »Uns
zur Ruhe legen, sollte ich wohl besser sagen.«
    Mr.   Hoppo hantierte im Dunkeln. »Was für ein Glück, daß sich ein
ganzer Stoß Decken erhalten hat! Ich muß weniger an Noahs Arche denken als an
den Schweizerischen Robinson . Sie werden sich
erinnern, wie stets alles auftauchte, was gerade gebraucht wurde.«
    »Unglaubwürdig.« Miss Curricles Urteil stand fest. »Zu viele Besuche
beim Wrack. Ich ziehe die Koralleninsel vor.«
    »Oder gleich Robinson Crusoe «, meinte
Glover. »Ich finde, da geht nichts drüber. Da paßt jede Einzelheit … ’merkenswertes Buch.«
    »In der Überlieferung meines Volkes gibt es viele Geschichten von
unbekannten Inseln«, sagte Unumunu, und in der Schwärze der Nacht klang seine Stimme
nur um so tiefer. »Manche finden ihre Inseln erst nach vielen Tagen – manche
nach vielen Monden. Manche Insel wird niemals gefunden, und das sind die
glücklichen Inseln – die Inseln der Seligen. Auch das eine Legende, die man in
allen Kulturen findet.« Er seufzte. »Ob bei Japhet, Mrs.   Kittery, bei Cham oder
bei Sem.«
    »In unserer Zeitung gab es mal einen Fortsetzungsroman« – Mrs.   Kitterys Stimme war ein wenig unsicher in der Dunkelheit –, »da kamen Leute
nach einem Schiffbruch auf eine Insel …«
    Sie schliefen. So seltsam das war, waren sie alle – alle außer
Appleby, der die erste Wache übernommen hatte – in ihren Winkeln dieses
gefährlichen Fahrzeugs binnen kurzem in tiefen Schlaf versunken. Die Sterne
funkelten, ein Meer von Glühlampen, und Orion schaukelte am Horizont. Wie ein
Korken tanzte die Bar auf der wogenden See. Ein leises Klatschen war der
einzige Laut; das besorgte Ohr vermißte das Beben, das rhythmische Stampfen des
Dampfschiffes oder das hohe, gespenstische Pfeifen, das in diesen Breiten aus
den Segeln kam. Ein leichter Westwind trieb sie voran, und die Geschwindigkeit
mochte bei gut einem Knoten liegen. In neun Monaten, überlegte Appleby, konnten
sie in Peru sein. Und erfahren, was von der Welt noch stand …
    Einer der Schläfer stöhnte leise. Jeder in seinem
kleinen Bett, träumend von Inseln … Er erhob sich und band das Steuer
fest – noch reine Konvention, auch wenn sie am Morgen sehen wollten, daß sie
ein brauchbares Ruder bauten – und blickte sich vorsichtig in der Bar um. Es
war kein Tropfen Wasser eingedrungen; ihre Arche schwamm gleichmäßig, wie ein
Boot, das nur für eine Regatta eine exotische Verkleidung trug und das die Nacht
darin überrascht hatte. Aber in der Mitte dessen, was nun der Boden war, gab es
eine Lüftungsklappe aus kräftigen, wasserdichten Lamellen. Daran

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