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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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Wilhelmine Grünfelder schließlich doch zu denken gegeben, und sie bedauert die Unannehmlichkeiten, die sie dir bereitet hat.«
    Dorothea zeichnete Wilhelmine in einem besseren Licht, als diese es verdiente, doch da Fridolin zusammen mit Emil von Dohnke die Bank weiterführen wollte, war es unabdingbar, dass sich deren Frauen freundschaftlich begegneten.
    »Sie ist inzwischen verheiratet«, setzte sie nach einer kleinen Kunstpause hinzu.
    »Verheiratet? Mit wem denn?«, fragte Lore überrascht.
    »Mit einem Herrn Emil von Dohnke!«
    »Von Dohnke? Ist der Angestellte in Grünfelders Bank geadelt worden?«
    Dorothea nickte. »Das wurde er, und damit kam er für Grünfelder als Schwiegersohn in Frage. Übrigens wurde auch dein Mann die Rangleiter hochgeschoben. Ob du es glaubst oder nicht, du kannst dich jetzt Gräfin Trettin nennen!«
    »Das ist mir vollkommen gleichgültig«, antwortete Lore herb.
    »Das sollte es dir nicht sein. Damit haben sich Malwine von Trettins Lügen nämlich als haltlos erwiesen. Eine Gräfin Trettin kann es sich leisten, ihre Schneiderin zu unterstützen, ohne deshalb selbst als Schneiderin bezeichnet zu werden. Die Leute, die so schlecht über dich redeten, haben nun keinen Einfluss mehr. Doch nun wieder zu Fridolin: Ich will nicht behaupten, dass er ein Engel ist. Die sind nämlich nie männlichen Geschlechts. Aber er liebt dich und will dich nicht verlieren. Natürlich hat er Fehler begangen und sich von Malwines unheilvollem Gerede beeinflussen lassen. Doch diesen Fehler hast du auch gemacht!«
    Dorothea hob mahnend den Zeigefinger, als Lore etwas erwidern wollte, und sprach weiter. »Hättest du Fridolin mehr vertraut, wärst du nie auf den dummen Gedanken gekommen, er wolle sich von dir scheiden lassen. Er ist ein Edelmann und hätte mit Sicherheit niemals ein so gewöhnliches Mädchen wie Wilhelmine Grünfelder geheiratet, selbst wenn deren Hochzeitskleid aus lauter Goldstücken zusammengenäht worden wäre.«
    Bei dieser Vorstellung musste Lore kichern. Dorothea lächelte. »Für einen frisch geadelten Mann wie Emil von Dohnke mag sie die richtige Frau sein, doch Fridolin verdient etwas Besseres. Ich will zugeben, dass du vielleicht ein bisschen zu schade für diesen Bruder Leichtfuß bist …«
    Dorothea legte nun eine beredte Pause ein und wurde dafür belohnt, denn Lore lächelte unter Tränen. »Fridolin mag früher ein Bruder Leichtfuß gewesen sein, doch seit unserer Heirat ist er solide geworden, vielleicht sogar ein bisschen zu sehr.«
    »Trotz gelegentlicher Besuche in diesem … äh, unaussprechlichen Etablissement?«, fragte Dorothea mit einem spöttischen Unterton.
    »Er kennt Hede Pfefferkorn von früher. Damals hat sie ihm so manche warme Mahlzeit spendiert. Ich würde eher schlecht von ihm denken, wenn er die Frau jetzt verleugnen würde.«
    Da Lore Fridolin plötzlich verteidigte, erkannte Dorothea, dass sie die richtige Taktik eingeschlagen hatte. Wenn ihre Freundin so für ihren Mann eintrat, würde sich wohl auch noch der Rest einrenken lassen.
    »Jetzt sitzt dein Mann wie auf Kohlen im Gastzimmer und würde gerne mit dir reden, um dir alles erklären zu können. Auch will er sich bei dir bedanken, weil du dich so sehr für ihn eingesetzt hast. Sag jetzt nicht, du hättest es nur aus preußischer Pflichterfüllung heraus getan. Wenn es so war, wurde diese Pflicht von der Liebe angetrieben. Darf ich ihn nun zu dir schicken?«
    »Ich weiß nicht so recht«, antwortete Lore mit einem Blick auf die arg gewöhnliche Bettdecke und ihre rustikale Umgebung. »Ich würde mich lieber anziehen.«
    »Hat dein Mann dich noch nie im Nachthemd gesehen?« Dorothea versetzte Lore einen leichten Nasenstüber und wandte sich zur Tür.
    »Wenn du brav bist, bekommst du nachher etwas anderes zu trinken als Kamillentee!« Damit brachte sie Lore endgültig zum Lachen und fiel erleichtert darin ein.
    Auf dem Flur wartete jedoch ein Stolperstein auf sie. Nathalia stand mit einem gestrickten Rock und einer Jacke, die sie von einer Tochter des Wirts geliehen bekommen hatte, vor der Tür und wollte zu Lore hineinschlüpfen.
    »Halt!«, rief Dorothea und fasste das Mädchen beim Ärmel. »Das wirst du bleiben lassen. Meinetwegen kannst du nach dem Mittagessen zu Lore. Jetzt aber wirst du erst einmal meinem Mann und mir erklären, weshalb du mitten im Schuljahr bei Lore auf der Hütte warst und nicht in deinem Internat.«
    Bei diesen Worten wurde Nathalia kleinlaut und folgte Dorothea mit

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