APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)
oft gesagt: „Ich spreche für den Seth in euch allen.“ Sie hatte Recht.
* * * *
Ich traf Jane Roberts zum ersten Mal im Dezember 1963, obwohl mir das damals gar nicht bewusst war. Mit 19 im ersten Semester an der Universität von Syracuse, langweilte ich mich bereits und fühlte ich mich unsicher in einer zunehmend zusammenhangsloseren Welt; statt für die Examen zu lernen, griff ich nach einer Sciencefiction-Anthologie von Rod Serling und tauchte sofort in eine der Geschichten, Die Kastanienkette , ein. Es war eine Geschichte, die ich nie vergessen sollte, eine Geschichte, die, wie deren Autorin – Jane Roberts – und ich später herausfanden, das vorausblickende Wissen einer zukünftigen Beziehung zwischen uns beiden enthielt. Das erste Mal, als wir uns dann tatsächlich persönlich trafen, war 1967, an einer wilden Silvesterparty, die sie und Rob in ihrer kleinen Wohnung in meiner Heimatstadt Elmira, New York, schmissen. Ich war dort mit meinem Gay-Freund Dan Stimmerman, der mich seit Wochen gedrängt hatte, doch endlich mit ihm zu Jane Roberts zu gehen und diese Frau zu treffen, die, so sagte er, für den Geist eines Toten spreche. (Zuerst weigerte ich mich und dachte „Na ja. Ächz.“) Damals hatte Jane bereits seit fast vier Jahren für Seth gesprochen und ein Buch über die Entwicklung der ASW-Fähigkeiten veröffentlicht, von dem ich nicht einmal wusste, dass es existierte. (Deutsche Ausgabe: Der Weg zu Seth )
Jane und ich sagten an jenem Abend nichts Bedeutungsvolles zueinander, obwohl ich mich deutlich an sie erinnere – sie brüllte in voller Lautstärke gewagte Witze durch den Raum, erzählte zum Schreien komische Geschichten, rauchte wie ein Schlot, trank jede Menge billigen Rotwein und behielt trotzdem die klare Übersicht über alle Bemerkungen, die von wem auch immer gemacht wurden, einschließlich ihrer eigenen – eine Leistung, die mich außerordentlich beeindruckte.
Klein und dunkelhaarig, in einem schwarzen Rollkragenpullover und in Jeans, genoss es Jane, vor dieser ganzen ungebärdigen Meute genau das zu tun und zu sagen, was sie, verdammt noch mal, wollte, zum offensichtlichen Vergnügen ihres adrett aussehenden Künstlergatten. Sie versuchte, mich in verschiedene Gespräche einzubeziehen, ohne Erfolg, was aber nicht ihre Schuld war. Ich war zweiundzwanzig, dick, ledig, heimlich schwanger, todunglücklich. Um Mitternacht küsste Dan mich keusch auf die Lippen und machte irgendeine abwegige Ankündigung, dass wir nun Schwestern wären. Am nächsten Tag packte ich meine Besitztümer in mein Auto und verließ das Haus meiner Eltern, um nach Martha‘s Vineyard zu gehen – allein, an einen Ort, den ich überhaupt nicht kannte, ohne Pläne und ohne auch nur die geringste Idee zu haben, was ich tun würde, wenn ich dort ankäme. Ich wusste nur, dass ich weg musste und verließ mich voller Überheblichkeit auf mein Schreibtalent und auf meine journalistische Ausbildung, womit ich mich schon irgendwie würde durchschlagen können.
Ich blieb dann doch nicht so lange weg und kehrte im Herbst 1968 nach Elmira zurück. Mein Geheimnis war noch immer intakt – nicht einmal meine Eltern wussten, dass ich damals ein Kind bekommen und es zur Adoption freigegeben hatte. Noch heute verstehe ich nicht genau, weshalb ich Martha‘s Vineyard wieder verließ, jenen magischen Ort, wo ich ein neues Leben begonnen und bei der Gazette für den berühmten Herausgeber Henry Beetle Hough gearbeitet hatte. Ich weiß nur, dass ich einen riesigen, unwiderstehlichen Drang fühlte, nach Hause zurückzukehren, als ob dort irgendetwas von immenser Wichtigkeit wäre, das ich tun musste und dass dies meine letzte Gelegenheit wäre, es zu tun.
Ich trat eine Stelle als Assistenzlehrerin in der Cornell-Universität an, die ich jedoch schon schnell zu verabscheuen begann, und auf Dans Drängen hin fragte ich Jane, ob ich an ihrer ASW-Klasse teilnehmen könne, die sie schon seit einigen Jahren durchführte. Dort und an den Freitagabenden in Janes und Robs Wohnung, wo Ideen über die Natur der Realität den Raum durchtosten wie ein wilder Sturmwind, wo Seth so einfach an den Unterhaltungen teilnahm wie der Geist eines weisen alten Onkels, der durch die Küchentüre hereinkam – dort begannen Jane und ich unsere nicht immer leichte Freundschaft und dort schlug Rob auch vor, dass ich ein Buch über ihre ASW-Klasse schreiben sollte. Dort zerriss das Gewebe des Universums mit einem lauten und unwiderruflichen Knall, und Jane
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