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APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)

APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)

Titel: APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan M. Watkins
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alles ging wie gewohnt weiter – oder so gewohnt, wie es diesem wilden Haufen gelang. Wenn ich nun auf diesen Vorfall zurückblicke, frage ich mich, wie nahe Jane an jenem Abend war, sofort und auf der Stelle mit der Klasse aufzuhören.
    „Jane sagte, es schockiere die Leute, dass sie das Seth-Material hinterfrage,“ erinnert sich Rich, „aber es ging darum, es auszuprobieren, es auszutesten – aber wenn wir uns über Seth lustig machten, um zu zeigen, dass wir ihn nicht auf einen Sockel stellten, machten wir uns wirklich über Teile von uns selbst lustig. Und dann sagte sie jeweils: ‚Seth ist nicht einfach ein anderes Mitglied der Klasse.’“
    * * * *
    MINIATUR: Die kunstvoll platzierten Zitate aus dem Seth-Material, die an der Wand von Janes und Robs Badezimmer hingen. Ich erinnere mich vor allem an das Zitat „Du bekommst das, worauf du dich konzentrierst“, das genau im Blickfeld war, wenn man auf der Toilette saß.
    * * * *
    MINIATUR: In der Klasse, im Monat Mai 1973, mitten in einer Diskussion über Bewusstsein, wendet sich Jane an mich und sagt: „Ich bekomme etwas über Sean.“ Dann sagt sie mir, dass ich ihm Aufsässigkeit eingeflößt habe und sein „Flegeltum ermutige“, damit er als eine Art Sprecher für meine eigenen unausgesprochenen Gefühle, vor allem gegenüber meinem Vater, agieren könne. Sean war damals drei Jahre alt. Zuerst denke ich: „Mist, sie hat Recht,“ und fühle mich einen Moment lang scheußlich; aber später denke ich dann, sage es aber nicht: „Na ja, Jane, was weißt du denn schon darüber?“ Wenn ich nun heute darauf zurückblicke, glaube ich, dass „Aufsässigkeit“ ein emotional viel befrachteteres Thema für Jane und auch für mich war, als wir beide realisieren wollten – und dass es überhaupt nichts mit Sean zu tun hatte.
    Und dann gab es da die Abgründe von Janes eigener Herkunft, sobald es um Kinder ging, wie an jenem Abend, als sie Harold Wiles anfuhr, weil er nebenbei erwähnt hatte, dass er seine Söhne an die Schulsportanlässe fuhr. Jane ließ sich über eine längere Zeit in einem missbilligenden Ton über die „übertriebene Nachgiebigkeit gegenüber Kindern“ aus und als Harold antwortete, dass ihm das Hinfahren nichts ausmache und er den Spielen gerne zuschaue, schien dies Jane sogar noch mehr zu missbilligen. Ich dachte, dass sie hier wirklich etwas übertrieb und dass die Bereitwilligkeit von Eltern, ein paar Fahrten an Schulanlässe durchzuführen, völlig normal war und vergaß dabei, dass Jane überhaupt nichts besaß, mit dem sie so etwas hätte vergleichen können.
    * * * *
    MINIATUR: Der Abend 1972, als der Autor Richard Bach in die Klasse kam. Er hatte Jane und Rob an jenem Tag mit einem Freund besucht, der Herausgeber war. Die Seth-Bücher waren ihm aufgefallen, weil er darin eine gewisse Verwandtschaft mit dem Ursprung seines Bestsellers Die Möwe Jonathan erkannte.
    Ich komme ins Wohnzimmer von Nummer 458 und werfe einen Blick auf Bach und falle fast in Ohnmacht. Er ist der bestaussehendste Mann, den ich je gesehen habe und scheint mir in einer Aura von goldenem Licht zu sitzen, wie ein Löwenkönig oder etwas ähnlich Mythisches aus einem Märchen. Alles andere im Zimmer verschwindet. Wir reden miteinander und er gibt mir relevante Ratschläge bezüglich der Treue gegenüber meinem Schreiben. „Deine Kunst ist dazu bestimmt, im Leben für dich zu sorgen,“ sagt er. Ich blicke zu Jane hinüber, die zu mir sagt: „Da ist nun mal ein wirklicher Mann, Sue-Belle,“ was mir eigentlich peinlich sein müsste, es aber überhaupt nicht ist. Bach lacht nur. Als Jane eine Pause ausruft, verlasse ich die Klasse, laufe den ganzen Weg in meine Wohnung, schnappe mein Exemplar der Möwe und laufe den ganzen Weg wieder zurück, damit es Bach signieren kann.
    Später finde ich heraus, dass auch Jane von diesem Mann hingerissen war – zumindest bis im Herbst eine Titelgeschichte im Time-Magazin über ihn in die Zeitungsstände gelangt. Dort spricht Bach ausführlich über Janes Werk, aber seine (möglicherweise redigierte) Beschreibung von ihr als „eine kleine Frau mittleren Alters in einem Schaukelstuhl“ bringt sie tagelang völlig aus dem Häuschen. Es ist vor allem der Teil über das „mittlere Alter“, über den sie sich beklagt – sie war damals dreiundvierzig – aber heute glaube ich, dass wahrscheinlich der vage Hinweis auf Gebrechlichkeit, der sich aus der Erwähnung des Schaukelstuhls ableiten ließ, hinter ihrer Reaktion

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