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Aqua

Aqua

Titel: Aqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martini
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er ein paar frische Tropfen auf das Tuch auf der Heizung träufelte. Bevor er Kinder hatte, bereitete ihm mancher Fall nachts oft stundenlange Grübeleien. Jetzt zählte nur noch jede Minute Schlaf. Zurück in seinem Bett lauschte er den regelmäßigen Atemzügen von Doris und der zweijährigen Mathilda. Sobald seine Füße wärmer wurden, schlief er wieder ein.
    Grabbe lehnte am nassen Geländer der Einfahrt. Es war ihm viel zu übel, um sich Gedanken darüber zu machen, ob der Rost des Schmiedeeisens seine Jacke färbte. Am liebsten hätte er sich in sein Auto gesetzt, aber bis dahin glaubte er es nicht mehr zu schaffen.
    Er hatte den Wagen vorhin um die Ecke in der Hindenburgstraße abstellen müssen, weil Notarzt, Krankenwagen und Streifenwagen die Allee blockierten, auf der sich die morgendliche Rushhour bereits ankündigte, während das Morgengrauen noch auf sich warten ließ. Als er das Telefon unter der Kapuze an sein Ohr hielt, tropfte der Regen in den Ärmel des Parkas.
    Sobald Walde hier wäre, würde er wieder nach Hause fahren. Aber der ging auch beim vierten Versuch nicht ans Telefon. Nun probierte Grabbe es in seiner Verzweiflung bei Gabi. Seine Kollegin verwies ihn in harschem Ton darauf, dass ihr Dienst erst wieder in der kommenden Woche begann. Der Ärger darüber lenkte ihn einen Moment von der Übelkeit ab.
    Und dann war Sattler mit seinen Leuten von der Kriminaltechnik da. Grabbe brauchte nur mit einer Handbewegung den Weg zu weisen und beobachtete dann, wie die Kollegen in den hellen Schutzanzügen die Zufahrt und den Hof untersuchten, Licht anbrachten und ein Zelt über dem Tatort errichteten. Nach dem Blut zu urteilen handelte es sich beim Fundort des Toten auch um den Tatort, soweit war sich Grabbe sicher, auch wenn er die Leiche nicht näher hatte in Augenschein nehmen können. Zu plötzlich hatte ihn der Zustand wieder gepackt, den er überwunden zu haben glaubte.
    Auch wenn er für gewöhnlich nicht an Wunder glaubte, so grenzte die plötzliche Wandlung, die er durchlebt hatte, daran, nachdem er aus einem brennenden Wagen gerettet worden war. Fast alle Empfindlichkeiten und Ängste, unter denen er bis dahin gelitten hatte, waren wie weggeblasen. Zuerst hatte er es nicht glauben wollen. Dann hatte er sogar damit begonnen, die Grenzen auszureizen. Wie weit sich sein Mut und seine Selbstsicherheit in kürzester Zeit entwickelt hatten, war geradezu phänomenal. Bis dahin hatte schon eine etwas rasantere Autofahrt bei ihm Übelkeit ausgelöst, von einer Fahrt im Polizeiboot über die Mosel ganz zu schweigen. Das alles war kein Problem mehr. Er war sogar, was seine Frau kaum fassen konnte, mit ihr übers Wochenende nach London geflogen, scheute beim Autofahren nicht vor gewagten Manövern zurück und ging kaum mehr einer der Situationen aus dem Wege, die er früher tunlichst gemieden hatte. Dazu hatte auch eine Achterbahnfahrt im Vergnügungspark gehört, nach der er sich gleich wieder in der Schlange angestellt hatte, um seinem Körper noch einmal diesem extremen Gefühl auszusetzen, das ihm am Schluss sogar Spaß bereitet hatte. Auch wer nicht daran glaubt, ist dazu bereit, ein Wunder anzunehmen.
    Sollte das alles nun von einer Sekunde zur anderen wieder vorbei sein?
    »Guten Morgen!« Dr. Hoffmann stand vor ihm.
    »Bisher konnte ich noch nichts Gutes daran finden«, grummelte Grabbe.
    »Warten wir’s ab.« Vom Schirm des Gerichtsmediziners tropfte Wasser auf Grabbes Parka. »Alles in Ordnung?«
    »Es geht.«
    »Gut, dann kümmere ich mich mal um den Toten!« Dr. Hoffmann wandte sich dem Zelt zu, von dessen Dach Blitzlicht reflektiert wurde. Während er sich Überzieher aus transparentem Kunststoff über die Schuhe zog, stützte sich der Gerichtsmediziner an der Ecke des Hauses ab.
    Grabbe atmete tief durch, als er zögerlich zum Tatort zurückkehrte, wo er in gebührendem Abstand stehen blieb und beobachtete, wie Dr. Hoffmann Sattler seinen Schirm reichte, bevor er neben dem Opfer in die Hocke ging. Hoffmanns Rücken verdeckte Grabbe die Sicht auf den Oberkörper des Toten. In der aufkommenden Morgendämmerung war die große Blutlache deutlicher zu erkennen. Es schien Grabbe die mit Abstand größte, die er bisher sehen musste. Der Regen hatte seinen Teil dazu beigetragen, sie soweit auszubreiten und zu verdünnen, dass sie sich neben dem Baldachin der Spurensicherung unter dem dunklen Wagen verlor, dessen Fahrertür immer noch offen stand.
    Gegenüber auf der hohen Mauer erschien ein

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