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Aqua

Aqua

Titel: Aqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martini
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Kopf. Ein Junge schaute neugierig durch den Maschendrahtzaun. Grabbes abwehrende Handbewegung ignorierend, ließ er den Blick über das Treiben in der Einfahrt schweifen, stutzte einen Moment, verzog dann angewidert das Gesicht. Der Kopf tauchte wieder ab.
    Wenige Sekunden später erschien der nächste und ein Handy wurde durch den Zaun gestreckt.
    »Schluss jetzt, runter da!«, rief Grabbe. »Sonst komme ich rüber!«
    Der Kopf verschwand wieder.
    »Zick, zack, Bullenpack! Zick, zack, Bullenpack!«, wurde aus mehreren Kehlen skandiert. Es folgten Gelächter und Getrappel von schnellen Schritten, die sich entfernten.
    Diesen Spruch hatte er schon viele Jahre nicht mehr gehört.
    »Schöne Scheiße!«
    Grabbe zuckte zusammen.
    »Hätte das nicht Zeit bis Montag gehabt?«, fragte Gabi, die neben Grabbe stehen geblieben war, von wo sie einen freien Blick auf die Leiche zu haben schien.
    »Guten Morgen, entschuldige, ich hatte … mir war nicht so gut … und Walde war auch nicht zu erreichen«, stammelte Grabbe.
    »Was ist mit Burkhard?«, fragte Gabi. Burkhard Decker war kurz vor der Geburt ihres Sohnes und des sich anschließenden Elternurlaubs zur Mordkommission gestoßen.
    »Hat Urlaub und ist auf einer Radtour.«
    »Bei diesem Wetter?«
    »Auf Mallorca.«
    »Ach so, und bis wann?«, fragte sie.
    »Ich glaube, bis Ende nächster Woche, aber wir versuchen, ihn zu erreichen.«
    »Schöne Scheiße. Übrigens habe ich Walde mitgebracht.« Sie deutete auf die dunkle Verfärbung auf dem Pflaster. »Ist das alles nur von dem einen da?«
    »Was meinst du?«
    »Das Blut.«
    »Sieht ganz danach aus.« Dr. Hoffmann, der Gerichtsmediziner, stützte sich am Kotflügel des Wagens ab, während er sich schwerfällig erhob. »Hallo Gabi! Wieder im Dienst? Was macht der Sohnemann?« Er reichte ihr eine Brieftasche. »Das hatte der Tote in der Manteltasche.«
    »Wächst und gedeiht. Und mein Dienst beginnt eigentlich erst in der nächsten Woche wieder.« Sie reichte das Portemonnaie an Walde weiter, der zusammen mit einem uniformierten Polizisten herangekommen war.
    »Entschuldige, ich habe das Telefon nicht gehört«, sagte Walde zu Grabbe, während er im Fach vor den Geldscheinen einen Ausweis entdeckte. »Thomas Bröding,« las er. »Wohnt in Idesheim. Was hat er hier gewollt?«
    »Er hat hier im Haus seine Kanzlei«, antwortete Grabbe. »Der Wagen ist auf ihn zugelassen.«
    »Das scheint der Tote zu sein«, Hoffmann wischte die Regentropfen vom Passbild.
    »Er ist auf recht ungewöhnliche Weise gestorben.«
    »Die haben wir gefunden.« Sattler hielt einen durchsichtigen Beutel mit einer Patrone in die Höhe. »9 mm, blaue Markierung.«
    »Die Farbe passt.« Hoffmann schaute hinunter zu den Überzügen auf seinen Schuhen, unter denen vom Blut gefärbte Rinnsale in die Fugen des Pflasters liefen.
    »Wie bitte?«
    »Die blauen Kartuschen werden für schweres Vieh eingesetzt.«
    »Ich verstehe nur Bahnhof.« Gabi schüttelte den Kopf.
    »Genau, die Eintrittstelle im Nacken ist ungewöhnlich, normalerweise wird der Apparat im Stirnbereich angesetzt …«
    »Soll das heißen, Bröd … dings wurde mit einem Bolzenschussgerät umgebracht?«
    »Von einer suizidalen Handlung kann nicht ausgegangen werden, denke ich mal, sonst wäre die Tatwaffe noch hier.«
    »Wer schießt sich schon ins Genick?«
    »Das ist schon vorgekommen«, korrigierte sie Hoffmann, »ich hatte schon mal, das ist wirklich lange her, einen Metzger – oder war es ein Bauer? –, der sich mit ähnlicher Schussbeibringung in die ewigen Jagdgründe befördert hat. Bei diesem Gerät wird keine Kugel abgefeuert, sondern das Gehirn mit einem Bolzen penetriert.« Er streifte die Überschuhe ab. »Falls es über Nacht keine weiteren Anfragen gab, komme ich heute noch zur Obduktion.«
    »Wie lange ist er schon tot?«, fragte Walde.
    »Nicht leicht zu sagen, fünf bis maximal acht Stunden dürfte der Todeszeitpunkt her sein.«
    Nebenan ertönte ein lang anhaltendes Klingeln, das Walde, obwohl er es viele Jahre nicht mehr vernommen hatte, gleich wieder vertraut vorkam.
    »Also zwischen Mitternacht und drei Uhr früh«, sagte er. Walde ließ Hoffmann vorbei, bevor er sich dem Hauseingang zuwandte, blieb dann aber stehen und besann sich. Die Klingel, es schien immer noch dieselbe zu sein, hatte bei ihm den gleichen Bewegungsreflex ausgelöst wie früher, als er das Hindenburg-Gymnasium besucht hatte, das nun in Humboldt-Gymnasium umbenannt worden war.
    »Diese Audio-CD hat

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