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Aqualove

Aqualove

Titel: Aqualove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nola Nesbit
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mittlerweile in meiner Hängematte bequem gemacht, und zu meiner großen Freude war seine Erwartungshaltung ungebrochen.
    „Ein Wunder“, bemerkte er anerkennend, als ich ihm die silbernen Päckchen vor die Augen hielt.
    „Das Wunder kommt erst noch“, gab ich lächelnd zurück.
    Ich hatte mich so viele Jahre lang selbst befriedigt, dass ich mich fragte, ob ich mich in der klassischen Duo-Disziplin überhaupt noch auskannte. Aber war Geschlechtsverkehr nicht wie Autofahren? Man verlernte es nie ganz. Ethan hatte einmal gesagt, er sei noch nie zuvor von einem Menschen verführt worden. Während wir uns das erste Mal umeinanderwanden, zweifelte ich an dieser Aussage. Beim zweiten Mal glaubte ich ihm kein Wort mehr. Unsere Körper passten zusammen wie Ei und Schale, unsere Geschlechter wie Ring und Finger und meine Zunge in seinen Mund wie Gin zu Tonic. Ich wollte verdammt sein, wenn mein Bruder mich nach dieser Nacht jemals wieder frigide nannte.
    Am nächsten Morgen erwachten wir spät, unordentlich in eine Decke geknäult, aneinanderklebend und nach Geschlechtsverkehr riechend.
    „Morgen, Süße“, raunte mir Ethan ins Ohr.
    Ich rekelte und drehte mich, vom Knarzen der Halteseile begleitet, zu ihm hin und küsste sein Gesicht und seinen Hals, schloss die Augen und verinnerlichte den Geschmack nach Salz und Sex und den Duft nach frischer Minze. Mit meiner tastenden Hand bemerkte ich seine erneute Lust.
    „Morgen. Was für ein produktives Organ.“ Glatt, weich, wohlproportioniert, erinnerte ich mich zufrieden. Ethans Gesichtszüge verzogen sich schmerzhaft.
    „Die Botschaft akzeptiere ich; die Formulierung ist gewöhnungsbedürftig.“
    „Wie machst du das?“
    „Was?“
    „Alles.“
    „Sie sind leider nicht mehr zurechnungsfähig, Mrs. Petit.“
    Sein leises Lachen und seine blauen Augen würden mir irgendwann den Rest geben. Er küsste mich.
    „Das stimmt allerdings“, musste ich mit einem Seufzer anerkennen.
    „Hast du gut geschlafen?“
    „Gut ja, geschlafen nicht.“ Mit einem Blick auf die Maschen unserer Hängematte, die uns wie ein Kokon umgab, bemerkte ich: „Ich werde mich ab sofort in jedem Bett langweilen.“
    „Nicht mit mir“, gab er ernsthaft zurück.
    Wir lagen noch eine Weile schweigend genießend, riechend, lauschend und nachdenklich da, als ahnten wir bereits, dass alles noch Kommende für uns nur eine Talfahrt bedeuten konnte.

Erblehre
    Wir verbrachten die nächsten Tage in einer Mischung aus Nachlässigkeit und Anspannung. Ethan und ich diskutierten oft mit unterdrückter Stimme. Auf so engem Raum hatten die anderen zwangsläufig den Vorzug oder die Qual, mithören zu können. Es waren die einzigen Momente, in denen wir uns gut von der bevorstehenden Bedrohung ablenken konnten. Ich war so neugierig und hatte unendlich viele Fragen. Wir lagen zusammen in einer der Hängematten am Fluss. Es war heiß, wir schwitzten. Ethan beobachtete den Fluss, ich betrachtete ihn.
    „Ethan, wie sehen die Menschen deines Volkes aus?“
    „Wie Menschen.“
    „Es gibt keinerlei Unterschiede?“
    „Doch.“
    „Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen“, beklagte ich mich mit flüsternder Stimme. „Drei Beine, Kiemenatmung, innen liegende Nasen?“
    „Ich sagte menschlich, Nia, nicht Frankensteins Monster. Wir haben wie ihr zwei Beine, Füße – keine Schwimmhäute –, zwei Arme, Hände, Gesicht, Haare, Geschlechtsorgane. Wir schwimmen nackt. Unser Unterhautfettgewebe lässt uns tiefenbedingte Temperaturunterschiede ausgleichen. Da wir euch evolutionär sehr nahestehen, haben wir Lungen, die allerdings sehr viel größer angelegt sind als menschliche. Im Wasser gibt es viel weniger gelösten Sauerstoff als in der Luft. Wir kommen im Vergleich zu den meisten permanent unter Wasser lebenden Wesen ohne Kiemen mit diesem Minimum an Sauerstoff aus. Über unsere Lungen regulieren wir auch den Druckausgleich in großen Tiefen.“
    „Wie könnt ihr in großen Tiefen sehen?“
    „Je tiefer wir tauchen, desto mehr Licht generieren unsere Körper. Auf unserer Hautoberfläche gibt es lumineszente Zellen.“ Es war also keineswegs das schräg einfallende Sonnenlicht, das Ethans Pool damals so erleuchtet hatte. Schillernde Wunderwesen, unbekannt und gefährlich.
    „Wovon ernährt ihr euch?“
    „Von Plankton und kleinen Meerestieren.“
    „Gibt es Häuser?“
    Ethan lächelte. „Nein. Wir leben schwimmend, manchmal in Höhlen oder an tief gelegenen Riffen.“
    „Wie kommt es, dass wir euch nie

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